Deutschland - Serbien 1:1: Starke zweite Hälfte reicht DFB-Team nicht

Kerry Hau
21. März 201901:37
So richtig zufrieden waren die Nationalspieler nach dem 1:1 nicht.getty
Werbung

Die deutsche Nationalmannschaft hat einen Start nach Maß ins neue Länderspiel-Jahr verpasst. Beim Testspiel gegen Serbien kam das erst in der zweiten Halbzeit überlegene Team von Joachim Löw nicht über ein 1:1 (0:1) hinaus.

Die schwache Chancenauswertung bleibt dabei auch weiter das Problem der deutschen Nationalmannschaft. Nicht nur Löw, sondern auch mehrere Nationalspieler monierten die Effektivität vor dem gegnerischen Gehäuse.

Entwarnung gibt es indes bei Leroy Sane. Milan Pavkov hatte den Flügelspieler kurz vor Ende der Partie brutal aufs Sprungelenk getreten. Sane selbst gab an, dass alles "okay" sei.

Die Reaktionen zu DFB-Team vs. Serbien

Joachim Löw (Bundestrainer) über...

...die Partie: "Schade, dass wir so früh durch ein Standardtor in Rückstand geraten sind. Man hat in der ersten Halbzeit gemerkt, dass die Automatismen noch nicht so da sind. In der zweiten Halbzeit hat die Mannschaft ein gutes Signal ausgesendet. Am Ende fehlt ein bisschen die Konsequenz im Torabschluss. Das ist manchmal auch ein Erfahrungsprozess auf diesem Niveau.

...über das Foul an Leroy Sane: Das Foul war natürlich übel. Aber es ist glaube ich nichts passiert. Er hatte auch Krämpfe und deswegen wurde er dann ausgewechselt. Der Trainer (Mladen Krstajic, Anm. d. Red.) hat sich bei mir entschuldigt. Das darf in einem Testspiel, besonders an der Mittellinie nicht passieren.

Leroy Sane (Nationalspieler): "Mit meinem Sprunggelenk ist alles okay. Mit mir selber bin ich ganz zufrieden. Wir hatten ein paar gute Ansätze, aber da muss noch mehr kommen. Ich versuche die Mannschaft zu pushen. Wir sind heiß auf Sonntag."

Marco Reus (Nationalspieler): "Im Großen und Ganzen war es zu wenig. Unser Anspruch muss es sein, besser zu spielen und das Spiel zu gewinnen. Wir haben uns später mehr bewegt, dann kommen wir auch zu Torchancen."

Die Analyse

Löw baute in einem 4-3-3 mit Klostermann und Halstenberg auf zwei Leipziger als Außenverteidiger. Im Zentrum agierte Tah - vor Neuer - an der Seite von Süle. Gestandene Spieler wie Kroos und Reus bekamen vor dem wichtigen EM-Qualifikationsspiel gegen die Niederlande am Sonntag (ab 20.45 Uhr im LIVETICKER) eine Pause.

Bei den Serben standen mit den beiden Frankfurtern Jovic und Gacinovic zwei Bundesliga-Profis in der Startformation. Ersterer traf, sträflich von der deutschen Innenverteidigung allein gelassen, mit seiner ersten Ballaktion nach einer von Maksimovic verlängerten Ecke ins Tor des machtlosen Neuer (12.). Der Plan der Löw-Elf, das beinahe totenstille Publikum mit einer frühen gelungenen Aktion auf ihre Seite zu ziehen, war damit zunichte.

Die Gäste verteidigten vor den 26.101 Zuschauern in der Wolfsburger Volkswagen Arena aggressiv und diszipliniert, verschanzten sich aber keineswegs in ihrer Hälfte. Jovic (25.) und Ljajic (41.) hätten nach schnellen, zielstrebig vorgetragenen Gegenstößen erhöhen können, wenn nicht sogar müssen. Und die Deutschen? Hatten zwar wie so oft den Ball unter Kontrolle, wussten jedoch kaum etwas damit anzufangen.

DFB-Team dreht nach enttäuschender ersten Hälfte auf

Daran änderten auch die ständigen Positionswechsel der drei Angreifer Sane, Werner und Brandt nichts. Wenn überhaupt entfachte das DFB-Team nur über die rechte Seite Gefahr. Großen Anteil daran hatte Debütant Klostermann, der seine Rolle als Rechtsverteidiger sehr offensiv interpretierte. In der Box fehlte trotzdem die Durchschlagskraft und - wie in der 37. Minute, als nach einer starken Parade des serbischen Keepers Dmitrovic die größte Chance liegen ließ - das letzte Quäntchen Glück.

Löw reagierte auf die Pfiffe und Buhrufe der Fans zur Halbzeit und brachte im zweiten Abschnitt unter anderem Reus für Havertz. Jenem Reus bot sich nach einer guten Stunde die Chance zum Ausgleich, der Dortmunder fand in dem starken Dmitrovic allerdings seinen Meister.

Besser machte es knapp zehn Minuten später der ebenfalls eingewechselte Goretzka. Mit dem Ausgleich legte die Löw-Elf noch einmal eine Schippe drauf, die Serben hatten nichts mehr entgegenzusetzen - dennoch blieb es aufgrund der schlechten Chancenverwertung beim 1:1. Pavkov sah in der Nachspielzeit nach einem üblen Foul gegen Sane völlig zurecht die Rote Karte.

Die Fans hatten vor Spielbeginn die drei ausgemusterten Bayern-Stars Mats Hummels, Jerome Boateng und Thomas Müller mit einer Choreographie geehrt. Die Stimmung während des Spiels blieb größtenteils unterkühlt, das Team wurde sogar mit einem Pfeifkonzert in die Pause verabschiedet. Erst in der Schlussphase wusste die DFB-Elf auch die Zuschauer zu überzeugen.

Die Daten des Spiels Deutschland gegen Serbien

Tore: 0:1 Jovic (12.), 1:1 Goretzka (68.)

Rote Karte: Pavkov (90.+3/Foulspiel)

  • Mit Halstenberg, Klostermann und Werner standen erstmals drei Akteure von RB Leipzig in der Startelf eines DFB-Spiels.
  • Deutschland blieb nur in zwei der letzten 15 Länderspiele ohne Gegentor.
  • Gündogan trug erstmals im DFB-Dress die Kapitänsbinde.

Der Star des Spiels: Ilkay Gündogan (Deutschland)

Bärenstarke Vorstellung des Mittelfeldstrategen von Manchester City. Wusste nicht nur als kluger Ballverteiler, sondern auch als bester deutscher Zweikämpfer (83,3 Prozent) zu gefallen. Ebenfalls stark: der fast an jeder Offensivaktion beteiligte, wenn auch am Ende glücklose Sane sowie Joker Reus. Bei den Serben überragte Torhüter Dmitrovic.

Der Flop des Spiels: Kai Havertz (Deutschland)

Das Serbien-Spiel war der beste Beweis dafür, dass der 19-Jährige noch längst kein fertiger Spieler ist. Havertz prallte an der roten Mauer aus Serbien ab, hatte auf der Zehn nur wenig Bindung zum Spiel und gewann keinen einzigen Zweikampf. Die logische Konsequenz: Löw nahm ihn zur Halbzeit runter. Ebenfalls unglücklich: Werner, der mindestens einen Treffer machen musste.

Der Schiedsrichter: Bobby Madden (Schottland)

Verwehrte Sane in der 32. Minute einen Kann-Elfmeter. Der Kontakt von Bogosavac, der das Bein ausfuhr, genügte dem 40-jährigen Schotten nicht für einen Strafstoß. Ansonsten kaum im Fokus. Rot gegen Pavkov war völlig richtig. Unter dem Strich eine ordentliche Schiedsrichter-Leistung.