Der Fußball schreibt manchmal kuriose Geschichten. Eine davon ereignete sich, als Fußballzwerg Bolivien das Team von Lionel Messi demontierte.
Lionel Messi, Carlos Tévez, Javier Mascherano, Maxi Rodríguez, Javier Zanetti, Ángel Di María: Die Liste an Weltklasse-Spielern, die Diego Maradona als Trainer der argentinischen Nationalmannschaft für die Qualifikation zur Weltmeisterschaft 2010 zur Verfügung standen, schien kein Ende zu nehmen. Daher wirkten die Schlagzeilen am 1. April 2009 wie ein schlechter Aprilscherz - Underdog Bolivien schlug das Star-Ensemble mit 6:1. Doch sie waren bittere Realität.
Rund 30.000 Zuschauer sahen im Estadio Hernando Siles im bolivianischen La Paz, wie sich die Gastgeber förmlich in einen Rausch spielten. Und nicht nur das: Sie fügten der Albiceleste die höchste Niederlage ihrer Geschichte ein und sorgten fast dafür, dass Argentinien die Qualifikation zur WM 2010 in Südafrika verpasste. Aber der Reihe nach.
Maradona sollte die WM-Qualifikation sichern
Mit drei Siegen aus drei Spielen legten die Argentinier im Jahr 2007 einen perfekten Start in die Qualifikationsrunde hin. Zu dem Zeitpunkt war der heute 78-jährige Alfio Basile Trainer der Albiceleste, dem die nun folgende Talfahrt seines Teams den Job kostete. In den folgenden sieben Partien gelang nur noch ein weiterer Sieg sowie vier Unentschieden in Folge gegen vermeintlich schwächere Gegner wie Ecuador und Peru. Dazu kamen noch zwei Niederlagen, eine gegen Kolumbien, eine am 16. Oktober 2008 gegen Chile. Danach nahm Basile seinen Hut.
Vollkommen überraschend wurde der argentinische Volksheld - und wohl auch Antiheld zugleich - Diego Maradona als Nachfolger präsentiert. Erfahrene Kandidaten wie Carlos Bianchi hatten das Nachsehen gegenüber dem einst so erfolgreichen Spieler, der als Trainer bis dato nur zwei eher erfolglose Amtszeiten bei argentinischen Zweitligisten vorweisen konnte.
Doch auch Maradona konnte das Ruder nicht herumreißen - zumindest nicht spielerisch. Sein Team legte trotz zahlreicher international erfahrener Spieler auf dem Platz fast durchweg enttäuschende Leistungen hin. Einzige Ausnahme: In Maradonas erstem Spiel an der Seitenlinie schlugen die Argentinier Venezuela mit 4:0. Und dann stand das Auswärtsspiel in Bolivien auf dem Programm.
Kalte Dusche für Messi und Co. nach bereits elf Minuten
Immerhin stand die Albiceleste zu diesem Zeitpunkt auf Platz zwei in der Qualifikationsgruppe, Punkte gegen den Underdog aus Bolivien waren aber ein Muss, um diesen Platz zu festigen. Doch dann kam die 11. Minute an jenem 1. April 2009. Marcelo Moreno, der damals für Shakhtar Donezk spielte und nur einer von wenigen Legionären in seinem Team war, schloss mit dem rechten Fuß entschlossen ab und sorgte für den Rückstand des Maradona-Teams.
Lucho González sorgte 13 Minuten später für den Ausgleich, doch ab da ging es für die Argentinier nur noch bergab. 33. Minute: Tor Bolivien. Eine Minute vor dem Pausenpfiff erzielten die Gastgeber sogar noch das 3:1. Und auch nach dem Seitenwechsel wurde die Situation von Lionel Messi und Co. nicht besser, innerhalb von knapp 20 Minuten fing sich das Star-Ensemble zwei weitere Gegentore.
Zu allem Überfluss sah Di María in der 63. die Rote Karte. Tätlichkeit. Der Frust saß tief. Argentinien musste die letzte halbe Stunde zu zehnt beenden. Wobei das bei dem Spielstand schon keine große Rolle mehr spielte. Am Ende netzte Bolivien noch ein sechstes Mal ein und fügte der Albiceleste die höchste Niederlage der Geschichte bei. Lediglich einmal, am 15. Juni 1958, verlor Argentinien noch ein Spiel in dieser Höhe. Der damalige Gegner bei der WM in Schweden war die Tschechoslowakei.
Maradona: Jedes Tor war "ein Dolchstoß ins Herz"
Das Entsetzen nach diesem Spiel war im ganzen Land riesig, und doch wollten die Argentinier Maradona noch eine Chance geben. Immerhin war es erst sein zweites Spiel als Nationaltrainer. "Wir haben nichts von all dem getan, was wir uns vorgenommen hatten. Jedes Tor war ein Dolchstoß ins Herz", sagte der Coach der Nationalmannschaft vom Rio de La Plata nach der historischen Niederlage gegenüber der Presse.
Die Journalisten im eigenen Land waren weniger gnädig. Tagelang war von einer "Tracht Prügel" die Rede, um die WM in Südafrika zu erreichen, wurden bessere Leistungen gefordert. Doch die blieben in den restlichen sechs Partien der Qualifikation aus. Drei teils deutliche Niederlagen standen drei sehr knappen Siegen gegenüber. Immerhin: Argentinien qualifizierte sich für die Weltmeisterschaft, wenn auch sehr knapp.
Doch das sollte Maradona auch nicht retten. Sein Team schied bei der WM-Endrunde mit 0:4 im Viertelfinale gegen Deutschland aus, anschließend erhielt er keinen neuen Vertrag. Und so endete Maradonas Amtszeit als Nationaltrainer Argentiniens so wie die historische Pleite im April 2009 in Bolivien: extrem enttäuschend.
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