Die deutsche Nationalmannschaft hat ihr Auftaktspiel bei der Weltmeisterschaft in Brasilien gegen Portugal mit 4:0 (3:0) gewonnen.
Vor 51.081 Zuschauern in der Arena Fonte Nova in Salvador erzielten Thomas Müller (12./FE und 45.) und Mats Hummels nach einer Ecke (32.) vor der Pause die Tore für die deutsche Mannschaft. Nach dem Wechsel traf erneut Müller nach einem Patricio-Patzer zum 4:0-Endstand (78.).
Die Portugiesen mussten ab der 37. Minute mit nur noch neun Feldspielern weiterspielen, nachdem Pepe nach einem angedeuteten Kopfstoß gegen Müller mit Rot vom Platz flog.
Joachim Löw wählte für das deutsche Eröffnungsspiel eine ungewöhnliche Startformation ohne drei der vier erfahrensten Nationalspieler im Kader: Bastian Schweinsteiger, Lukas Podolski und Miroslav Klose. Dafür durften Sami Khedira, Mario Götze und Mesut Özil beginnen.
Die deutsche Mannschaft präsentierte sich bis auf einige wenige Ausnahmen zu Beginn der Partie als homogene und bestens ein- und aufgestellte Einheit und hatte in Müller und dem enorm fleißigen Toni Kroos die spielentscheidenden Akteure auf ihrer Seite.
Allerdings erwiesen sich die hochgelobten Portugiesen als dankbarer Gegner, der in der Form keine Chance auf das Erreichen der K.o.-Phase haben dürfte. Zudem zeigte sich die deutsche Mannschaft besonders im ersten Durchgang eiskalt im Verwerten ihrer Torchancen. Die deutsche Mannschaft in der Einzelkritik.
Manuel Neuer: Nach seiner Schulterverletzung legte der Bayern-Keeper tatsächlich die angekündigte Punktlandung hin. Viel Anlaufzeit gewährten ihm seine Vorderleute nicht, er musste gleich in der Anfangsphase zweimal ran. Ansonsten eigentlich nur nach flachen Rückspielen und damit im Spielaufbau gefordert. In der zweiten Hälfte noch mit einer Faustabwehr. Note 3
Jerome Boateng: Ihm kam eine Schlüsselaufgabe als direktem Gegenspieler von Ronaldo zu. Boateng war von der ersten Sekunde an voll drin im Spiel, antizipierte die (wenigen) flachen Zuspiele auf Ronaldo gut. Gutes Zweikampfverhalten, hielt immer gut den Abstand zu Ronaldo, wenn der mal mit dem Ball am Fuß auf ihn zukam und nahm dem Superstar so das Tempo aus den Aktionen. In der Offensive nicht so auffällig - aber gemäß Arbeitsanweisung von Löw war das auch nicht die oberste Priorität. Ronaldo, der später mehr in die Mitte wechselte, blieb auch im vierten Spiel gegen Deutschland ohne Treffer - auch ein Verdienst von Boateng. Note 2,5
Per Mertesacker: Erstaunlich wenig gefordert. Almeida erreichten kaum hohe Anspiele - und wenn doch, räumten Mertesacker oder Hummels die weg. Eine unauffällige Partie von Mertesacker, was in dem Fall aber als Kompliment zu verstehen ist. Note 2,5
Mats Hummels: Wie Mertesacker auch gegen Almeida ohne große Probleme, ebenso wie nachher mit Eder. Sein Kopfball zum 2:0 war wie aus dem Bilderbuch. Dynamischer Anlauf, gutes Timing, wuchtiger Abschluss. Und das gegen die beiden Innenverteidiger des Gegners. Ohne Fehler. Nach 73 knickte er nach einem Kopfballduell um und verletzte sich am rechten Bein. Humpelte vom Platz und wurde von Mustafi ersetzt. Note 2
Benedikt Höwedes: Durfte als vierter etatmäßiger Innenverteidiger auf der linken Seite der Viererkette beginnen. Hielt sich an den Plan, in erster Linie die Seite in der Rückwärtsbewegung dichtzumachen. Trat aber auch nach vorne erstaunlich oft in Erscheinung. Hatte Nani fast immer im Griff. Nur mit einer zu riskanten Grätsche gegen Eder Mitte der zweiten Halbzeit, die mit Elfmeter hätte geahndet werden müssen. Note 3
Seite 1: Von Neuer bis Höwedes
Seite 2: Von Kroos bis Schürrle
Toni Kroos: Hatte bei jedem deutschen Angriff seine Füße im Spiel. Sicher im Passspiel, mit einer guten Ruhe am Ball, auch wenn es Gegnerdruck gab. Starker Eckball vor Hummels' 2:0. Immer mit einer Idee, immer mit einer Lösung. In Abwesenheit von Schweinsteiger der Kopf des deutschen Offensivspiels. Eine blitzsaubere Vorstellung, in einem wichtigen Spiel vielleicht seine beste im DFB-Dress. Note 1,5
Philipp Lahm: Mit einigen Schwierigkeiten in der ersten Viertelstunde. Technischer Fehler vor der Chance von Ronaldo, als er den Ball 40 Meter vor dem Tor erst zwischen die Beine bekam und dann verlor. Ähnliches wäre ihm wenig später beinahe nochmal passiert, nur stellte sich Nani da im Zweikampf zu ungeschickt an. Danach gab es aber den "echten" Lahm. Ein ungeheuer starkes Tackling am eigenen Sechzehner brachte Lahm quasi ins Spiel, von da an spulte er sein Pensum runter. Note 3
Sami Khedira: Der Real-Star hat noch nicht Luft für komplette 90 Minuten. Hätte nach acht Minuten zum 1:0 treffen müssen, als er aus 35 Metern das leere Tor verfehlte. In einigen Sprints war ihm die lange Pause noch deutlich anzumerken, ihm fehlte es ein paar Mal an der nötigen Endgeschwindigkeit. Aber: Schloss die Räume durch geschicktes Verschieben, tat den Portugiesen auch mal im Zweikampf mit seiner etwas härteren Gangart weh. Khedira ist immer noch nicht ganz bei 100 Prozent, die Fortschritte sind aber erkennbar. Note 3
Mesut Özil: Nach der Kritik der letzten Tage und Wochen durfte man auf seine Vorstellung besonders gespannt sein. Und Özil lieferte. Rochierte vom Zetrum auf die Flügel und entzog sich so immer wieder dem Zugriff von Veloso und Moutinho. Sein erster schneller Pass leitete die Szene ein, die zum Elfmeter führte. Schlief allerdings auch vor Nanis Chance, als er Höwedes nicht gegen zwei Gegenspieler unterstützte, und handelte sich sofort einen Rüffel dafür ein. Nahm den aber geläutert an und ließ sich davon - anders als zuletzt - nicht aus dem Konzept bringen. Vergab die große Chance auf sein zweites WM-Tor kurz nach der Pause. Nach 62 Minuten für Schürrle ausgewechselt. Note 3
Thomas Müller: Größter Wirkungsradius aller deutschen Offensivspieler. War überall zu finden und wenn es dann an den Abschluss ging, stand er plötzlich im Strafraum bereit. Kalt beim wichtigen Elfmetertor, das 3:0 und 4:0 ein klassischer Müller. Bei der umstrittenen Szene bei Pepes Platzverweis verhielt sich Müller sauber, machte nicht groß mehr draus, als da tatsächlich war. War an vier der fünf entscheidenden Szenen als Hauptdarsteller beteiligt. Jetzt bei acht WM-Toren in sieben WM-Spielen und mit drei Treffern derzeit Torschützenkönig des laufenden Wettbewerbs. Durfte nach 82 Minuten vom Platz. Note 1
Mario Götze: Begann in der Zentrale und zeigte früh, warum der Bundestrainer auf ihn baute. War mit seinen Dribblings auf sehr engem Raum für die Portugiesen nur schwer zu packen. Wie beim Elfmeter, als er sich geschickt um Pereira schlängelte. Ihm wird oft - zu Recht vorgeworfen, zu kleinteilig zu spielen. Gegen diese Portugiesen passte der Stil aber in einigen wichtigen Szenen perfekt. Vor dem Tor bei seinen Chancen aber nicht mit der letzten Zielstrebigkeit. Da hätte es ein Schlenker weniger auch getan. Note 3
Andre Schürrle: Kam nach gut einer Stunde für Özil. Guter Lauf vor Götzes großer Konterchance (69.). Mit der (unfreiwilligen) Vorarbeit zu Müllers drittem Tor (78.). Gute Partie des Londoners in seiner knapp bemessenen Einsatzzeit. Note 3
Shkodran Mustafi: Musste nach 73 Minuten Hummels ersetzen und kam somit in seinem zweiten Länderspiel gleich zum ersten WM-Einsatz seiner Karriere. Keine Benotung
Lukas Podolski: Durfte Müller nach 82 Minuten ersetzen. Da war aber längst alles gelaufen. Keine Benotung
Seite 1: Von Neuer bis Höwedes