Mohamed Kallons Zeit in Mailand endete mit einem positiven Dopingtest, später kickte er in seinem eigenen Verein - den er nach sich selbst benannte.
Um in einem Verein wie Inter Mailand zu einer Legende zu werden, muss man einige Titel gewinnen, denn in den Augen der Fans sagt das Bild eines Scudetto-Gewinners mehr als Tausend Worte. Mohamed Kallon hatte in dieser Hinsicht ziemliches Pech: Im Jahr 2004 verließ er den Klub, anschließend kamen glorreiche Jahre auf die Nerazzurri-Fans zu.
Dennoch erinnert man sich bei Inter noch heute gerne an Kallon. Er war ein torgefährlicher Angreifer, der wegen seiner etwas theatralischen Art auch durchaus auffiel.
So wählte der Mittelstürmer bei Inter die Trikotnummern 2 und anschließend die 3 aus, was für ebenjene Position (ähnlich wie bei Nicklas Bendtner, der in Wolfsburg mit der 3 auflief, oder Sandro Wagner bei Bayern mit der 2) durchaus ungewöhnlich ist.
Noch ungewöhnlicher sollte jedoch der Lauf seiner Karriere werden - und der anschließende Kauf eines eigenen Klubs.
Kallons Entwicklung bei Inter: Als Top-Talent gekommen, mit positivem Doping-Test gegangen
Seine Geschichte beginnt 1995, als er im jungen Alter von 15 Jahren von Inter gekauft wurde. Vorerst ging es aber auf Leihbasis weiter in die Schweiz, nach Lugano. Zwei Jahre später kehrte er nach Italien zurück und spielte, wiederum auf Leihbasis, bei Bologna, Genua und Cagliari. In Cagliari konnte Kallon dann seine Fähigkeiten als technischer und schneller Stürmer unter Beweis stellen. Diese reichten jedoch noch nicht aus, um Inter-Präsident Massimo Moratti zu überzeugen, ihn dauerhaft in die erste Mannschaft zurückzuholen.
Moratti wollte auf Nummer sicher gehen, bevor er auf ihn setzte, und verkaufte ihn deshalb als Miteigentümer zunächst an Reggina und dann an Vicenza: Mit den "Biancorossi" schoss er ein Tor gegen Inter, nach dem er nicht jubelte, sondern als Zeichen des Respekts für den Verein, der ihn nach Italien geholt hatte, die Hände hob. Vielleicht war dieser Moment der Auslöser für die Verantwortlichen der Nerazzurri, Kallon zurückzuholen. Im Jahr 2001 sicherte man sich nämlich für 8,5 Millionen Euro dessen Dienste.
Kallon kehrte also zu Inter zurück, diesmal jedoch fest: Der neue Trainer war Héctor Cúper, der ihn sofort in die erste Mannschaft holte, zusammen mit einem gewissen Christian Vieri. Die italienische Legende und Kallon harmonierten auf dem Platz gut miteinander, wie die beiden Tore beim Sieg gegen Perugia am ersten Spieltag der Serie A 2001/02 zeigten.
Für Kallon war diese Saison in persönlicher Hinsicht eine der besten seiner Karriere: Am Ende erzielte er 15 Tore in der Liga, der Coppa Italia und der Europa League, abgesehen von der Enttäuschung, den Scudetto am letzten Spieltag bei Lazio zu verlieren.
Im darauffolgenden Jahr sollte man an einem noch größeren Titel ganz nah dran sein: dem Champions-League-Pokal. Inter traf im Halbfinale auf den Stadtrivalen Milan und scheiterte denkbar knapp aufgrund der Auswärtstorregel. Im Rückspiel musste beim Stand von 1:1 ein Tor her, um zu gewinnen und das Finale zu erreichen: Kallon war in aussichtsreicher Position am Ball, doch ein Weitschuss und der Oberschenkel von Abbiati verwehrten ihm wenige Minuten vor Schluss den Einzug ins Finale der Königsklasse.
Aber das Schlimmste kam noch: Im November 2003 wurde nach einem Spiel gegen Udinese bei Kallon ein positiver Dopingtest festgestellt. Die Konsequenz war eine achtmonatige Sperre für den Angreifer, die später auf sechs Monate reduziert wurde.
So zog es den damals 24 Jährigen dann zur AS Monaco, anschließend ging es über Saudi-Arabien, Griechenland, die Emirate und China nach Indien.
gettyKallon kauft seinen eigenen Klub - und benennt ihn nach sich selbst
In der Saison 2009/2010 traf er dann die Entscheidung, in sein Heimatland Sierra Leone zurückzukehren und das Trikot des Kallon Football Club zu tragen: Ja, Ihr habt richtig gelesen, der Klub wurde nach Mohamed Kallon benannt.
Der Verein, der früher Sierra Ficheries hieß und 2002 für 30.000 Dollar gekauft wurde, erhielt ebenjenen Namen von seinem neuen Präsidenten. Wer dieser Präsident war? Mohamed Kallon.
Dem war jegliche Narzissmus-Kritik offenbar egal. Der heute 43-jährige Kallon mag es, wie er selbst sagte, nicht, wenn er im Rampenlicht steht, sondern will lieber konkrete Hilfe für die Fußballbewegung seines Landes leisten, das in den letzten Jahren dank einiger guter Ergebnisse in der FIFA-Rangliste aufgestiegen ist: "Mimmo", so wurde er von den Inter-Fans genannt, ist inzwischen Trainer der U17-Nationalmannschaft.
Nachdem er die Lizenz als UEFA-Pro-Trainer erworben hatte, beschloss er außerdem, Kinder in Sierra Leone zu trainieren. Der ehemalige Stürmer eröffnete auch die "Mohamed Kallon Children's Foundation", eine Akademie, die Hunderte von jungen Menschen aufnimmt, um sie von der Straße zu holen. Darüber hinaus war er an unternehmerischen Aktivitäten beteiligt, die von der Musik bis zum Verlagswesen reichen.
Was auf den ersten Blick also nach einer chaotischen Fußballkarriere und einer narzisstischen Klub-Gründung aussah, zeigt in Wahrheit einen Ex-Profi, der das Herz am rechten Fleck trägt.