Die Tops und Flops der Saison

Max Schöngen
27. Mai 201406:25
Cristiano Ronaldo ist der erfolgreichste Torjäger der abgelaufenen Champions-League-Saisongetty
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Die Champions League hat mit Real Madrid einen würdigen Sieger gefunden. Zeit, um einen Blick zurückzuwerfen auf die Saison 2013/14. Mit dabei: Der Weltfußballer und seine tschechische Antipode, der grübelnde Mkhitaryan und der wilde Simeone sowie die Enttäuschung aus Italien und das bedeutungsloseste Tor der Geschichte.

Der Spieler der Saison: Cristiano Ronaldo

2014 scheint das Jahr des Cristiano Ronaldo zu werden. Erst wurde er Anfang des Jahres im Dauerduell mit Lionel Messi zum Weltfußballer gewählt, dann holte er endlich mit Real Madrid die Champions League. Sein zweiter Triumph in der Königsklasse, 2008 war er schon mit Manchester United erfolgreich.

Im Finale hatte er erst spät seinen Auftritt. Eine Minute vor Ende der Verlängerung holte Ronaldo einen Elfmeter heraus und verwandelte selbst. Es war sein 17. Treffer in dieser Saison. Den bisher bestehenden Rekord von Messi (14 Tore) hatte er schon im Halbfinal-Rückspiel in München gebrochen.

Auch wenn der Gewinn der Champions League vor allem ein Triumph des königlichen Kollektivs war, schwang sich Ronaldo zum Hauptdarsteller auf. Seine 17 Treffer in elf Spielen klingen nach einem Rekord für die Ewigkeit.

Aber genauso bemerkenswert wie seine Torquote war seine Bereitschaft, sich in den Dienst der Mannschaft zu stellen, um sich endlich den Traum von La Decima zu erfüllen. Wie seine Kollegen arbeitete er in beiden Spielen gegen Bayern diszipliniert in der Defensive, obwohl er körperlich nicht in bester Verfassung war.

Auch dafür gab es Lob von Trainer Carlo Ancelotti, der Ronaldo nicht nur einmal als besten Spieler der Welt pries. Mit dem Erfolg in dieser Saison hat Ronaldo weiter an seinem Markenkern CR7 geschraubt. Bei der WM soll das nächste Kapitel im Traumjahr 2014 folgen.

Ronaldos Statistiken in der CL-Saison 2013/14

1 Spieler - 2 Trainer - 3 Pechvogel - 4 Enttäuschung - 5 Oldie - 6 Aufsteiger - 7 Tor - 8 Aufreger

Der Trainer der Saison: Diego Simeone

Nicht Pep Guardiola, nicht Carlo Ancelotti, nicht Jose Mourinho sondern Diego Simeone hat dieser Saison an der Seitenlinie seinen Stempel aufgedrückt. Als er vor drei Jahren neuer Trainer bei Atletico wurde, übernahm er eine Mannschaft ohne große Namen, aber einen Verein mit traditionell hohen Ambitionen.

Mit dem ersten Meistertitel für die Rojiblancos seit 18 Jahren hat er in der Primera Division die Dominanz der großen Klubs durchbrochen, in der Königsklasse warf er mit seiner Mannschaft die Favoriten aus Barcelona und Chelsea aus dem Wettbewerb.

Nicht ausschließlich, aber zu einem hohen Anteil der Verdienst des Argentiniers, der seit seinem Antritt nur 40 Millionen Euro in neue Spieler investiert hat. Im Vergleich zu den Konkurrenten aus Europa eine geradezu lächerliche Summe.

"Wenn Diego Simeone zu uns sagen würde, wir sollen von einer Brücke springen, würden wir springen", sagte Atleticos Tiago im Vorfeld des Finals. Simeone schafft es, die Stärken seiner Mannschaft zur Geltung kommen zu lassen und die Schwächen des eigenen Teams zu verstecken. Keinesfalls ist es ihm wichtig, übermäßig viel Ballbesitz zu haben oder den Gegner zu dominieren. Vielmehr ist er großer Fan von Einsatz, Kampfgeist und Disziplin.

Er selbst lebt dies an der Seitenlinie vor und auch als aktiver Spieler war Simeone so. In keinem Fall Einer für die Galerie. Unauffällig, aber immer mit vollem Einsatz, bereit sich unterzuordnen. Ein Ansatz, den der Argentinier auch als Trainer verfolgt und von jedem seiner Spieler fordert. Was Diego Simeone als Spieler war, ist Atletico Madrid als Mannschaft", sagte Carlo Ancelotti wenige Tage vor dem Endspiel. Zum ganz großen Erfolg fehlten dem Argentinier wenige Sekunden.

Einzig sein Aussetzer in der Verlängerung des Endspiels, als er Raphael Varane an die Gurgel wollte, wirft einen Schatten auf seine Saison.

1 Spieler - 2 Trainer - 3 Pechvogel - 4 Enttäuschung - 5 Oldie - 6 Aufsteiger - 7 Tor - 8 Aufreger

Der Pechvogel der Saison: Henrikh Mkhitaryan

27,5 Millionen Euro überwies Borussia Dortmund vor der Saison an Schachtjor Donezk für den Armenier. Er sollte die Lücke füllen, die der Abgang von Mario Götze gerissen hatte. Mkhitaryan erlebte eine Premierensaison mit Höhen und Tiefen beim BVB. Er gilt als großer Grübler, der sich eher zu viele Gedanken macht als zu wenig.

Als Spielmacher auf der Zehn fand er nicht richtig in den Rhythmus, besser lief es zuletzt als Umschaltspieler auf der linken Halbposition im Mittelfeld. Auf dieser Position glänzte er auch beim 3:0-Sieg der Dortmunder in der Liga in München. Er erzielte das 1:0 selbst und leitete das 2:0 ein. Ein perfekter Tag für Mkhitaryan - nur fünf Tage zu spät.

Am Dienstag zuvor hätte Mkhitaryan die fulminanten Aufholjagd der Borussia im Viertelfinal-Rückspiel gegen Real Madrid krönen können. Mehrfach hatte er die Chance, das 3:0 zu erzielen.

Besonders bitter, als er nach Pass von Marco Reus Madrids Tormann Iker Casillas umkurvte und den Ball dann nicht ins leere Tor, sondern an den linken Pfosten schoss. Der Fehlschuss wurde zum Sinnbild des gescheiterten Comebacks.

1 Spieler - 2 Trainer - 3 Pechvogel - 4 Enttäuschung - 5 Oldie - 6 Aufsteiger - 7 Tor - 8 Aufreger

Die Enttäuschung der Saison: Juventus Turin

Noch im vergangenen Jahr erwies sich Juventus im Viertelfinale als hartnäckiger Kontrahent auf Bayerns Weg nach London. Entsprechend groß waren die Erwartungen auch vor dieser Saison und nicht wenige hätten der Mannschaft von Antonio Conte den ganz großen Wurf zugetraut, der italienische Meister enttäuschte aber auf ganzer Linie.

Gewiss, mit Real Madrid bekam die Alte Dame einen der Top-Favoriten in die Gruppe gelost, die beiden anderen Gegner, Galatasaray und der FC Kopenhagen, galten aber als schlagbar. In sechs Spielen schaffte Juve gerademal einen Sieg (3:1 vs. Kopenhagen), dafür gab es drei Unentschieden und zwei Niederlagen. Die entscheidende am letzten Spieltag bei Galatasaray. Die Türken setzten sich in einer Partie auf schneebedecktem Rasen 1:0 durch. Eigentlich das klassische Juve-Ergebnis der Vergangenheit.

Vor allem die Transferpolitik der Italiener stand im Anschluss in der Kritik, nachdem man abgesehen von Carlos Tevez und Fernando Llorente auf prominente Neuzugänge verzichtet hatte. Gerade in der Defensive hätte das wohl nicht geschadet. Galt die Abwehr um Leonardo Bonucci, Giorgio Chiellini und Andrea Barzagli in der Serie A stets als sattelfest, offenbarten sich in der Königsklasse Schwächen.

Auch von der taktischen Stärke, die den italienischen Fußball seit jeher prägt, war wenig zu sehen. Im Hinspiel gegen Gala lag man wenige Sekunden vor Schluss noch in Führung, fing sich dann aber noch den 2:2-Ausgleich und ließ wichtige Punkte liegen.

1 Spieler - 2 Trainer - 3 Pechvogel - 4 Enttäuschung - 5 Oldie - 6 Aufsteiger - 7 Tor - 8 Aufreger

Der Oldie der Saison: Pavel Horvath

Keine Frage, Mark Schwarzer (41) und Ryan Giggs (40) waren bei ihren Auftritten in der abgelaufenen Saison noch älter und standen mehr im Rampenlicht, Giggs ist jetzt sogar der Rekordspieler der Champions League. Richtig putzig waren aber die Auftritte von Pavel Horvath. Der Tscheche von Bayerns Gruppengegner Viktoria Pilsen kam nicht ganz so drahtig daher wie die Kollegen von Chelsea oder Manchester United.

Bei einer Körpergröße von 1,78 Metern bringt der ehemalige tschechische Nationalspieler offiziell 80 Kilo auf die Waage, inoffiziell dürften es vielleicht sogar noch ein paar Gramm mehr sein. Umso bemerkenswerter, wie Horvath in jeder Partie über den Platz schlich.

Die Partien gegen Bayern waren für Horvath aber kein Genuss. Er, der Typ klassischer Spielermacher, musste den gefühlt 1000 Pässen hinterherhecheln. Er machte es sich dann in einer Art Liberoposition gemütlich. Trotzdem wurde er im Vorfeld von Bayern-Trainer Pep Guardiola über den grünen Klee gelobt. Bastian Schweinsteiger holte sich nach dem Spiel sogar das Trikot des Tschechen. Horvath selbst fragte erstmal nicht nach.

Dass der mittlerweile 39-Jährige aber noch seinen Wert für Pilsen hat, bewies er in den restlichen Spielen und in der Qualifikation, als mit einem Dreierpack für das Weiterkommen gegen Nomme Kalju aus Estland sorgte.

Horvaths Statistiken in der CL-Saison 2013/14

1 Spieler - 2 Trainer - 3 Pechvogel - 4 Enttäuschung - 5 Oldie - 6 Aufsteiger - 7 Tor - 8 Aufreger

Der Aufsteiger der Saison: Eden Hazard

Andre Schürrle, Juan Mata, Oscar, Kevin De Bryune und noch einige andere. Vor der Saison galt Eden Hazard zwar als großes Talent, aber in der Offensive des FC Chelsea auch als einer von vielen. Zumal mit Jose Mourinho ein Trainer an die Stamford Bridge gewechselt war, der nicht als der größte Fürsprecher des offensiven Fußballs gilt und von draufgängerischen Individualisten nicht immer begeistert ist.

Schon in der Vorsaison hatte Hazard seine Fähigkeiten aufblitzen lassen, in diesem Jahr gelang es ihm, Konstanz, Stabilität und Effektivität in sein Spiel zu bringen. Alles Dinge, die bei Mourinho höchste Wertschätzung genießen und so wusste Hazard auch seinen neuen Chef zu überzeugen.

"Eden ist unser Junge. Er soll zehn Jahre bei uns bleiben, um ihn herum wollen wir unsere Mannschaft bauen", hieß es zwischenzeitlich vom Portugiesen, der den 23-Jährigen in wenigen Jahren auf einer Stufe mit Lionel Messi und Cristiano Ronaldo wähnte, auch die Mitspieler bescheinigten ihm eine glorreiche Zukunft.

Zwar brachte es Hazard in neun Spielen nur auf zwei Tore, aber er war der prägende Mann im Offensivspiel der Blues. Zwar hat sich Mourinhos Meinung über Hazard nach dem Ausscheiden gegen Atletico zumindest kurzzeitig geändert, der Entwicklung des Belgiers dürfte dies aber keinen Abbruch tun. Vielleicht auch bei einem anderen Verein.

1 Spieler - 2 Trainer - 3 Pechvogel - 4 Enttäuschung - 5 Oldie - 6 Aufsteiger - 7 Tor - 8 Aufreger

Das Tor der Saison: Klaas-Jan Huntelaar

Es war das schönste und gleichermaßen auch das wohl bedeutungsloseste Tor der abgelaufenen Saison. Schon vor Abpfiff des Hinspiels stand das Ausscheiden der Schalker im Achtelfinale gegen Real Madrid fest und man hätte wohl keinem Schalker Anhänger ein vorzeitiges Verlassen der Arena verdenken können, ebenso wenig wie einem Fernsehzuschauer das Umschalten zu einem anderen Programm.

Diejenigen die - trotz der desaströsen Partie der Königsblauen - dageblieben waren oder nicht umgeschaltet hatten, wurden in jedem Fall entlohnt. Klaas-Jan Huntelaar machte sich in der Nachspielzeit auf, den Frust der gesamten Partie in einem Schuss abzuladen, nach den sechs Gegentoren der Spanier hatte er davon reichlich. Und da es ja ohnehin schon egal war, ging er nach einer Flanke von Christian Fuchs volles Risiko, legte alles in den Schuss und nagelte den Ball volley aus rund 18 Metern unter die Latte.

Eine gigantische Fackel gegen die Iker Casillas auch nicht das Geringste auszurichten hatte. So richtig freuen konnte und durfte sich Huntelaar darüber jedoch nicht, angesichts dessen, was er und seine Mannschaft in den 90 Minuten zuvor gemacht hatten. Kleiner, wirklich sehr kleiner Trost für Schalke: Die sechs Real-Treffer zuvor waren zusammen nicht so schön wie Huntelaars Knaller in der 91. Minute und von der "ARD" gab's den Titel "Tor des Monats Februar".

1 Spieler - 2 Trainer - 3 Pechvogel - 4 Enttäuschung - 5 Oldie - 6 Aufsteiger - 7 Tor - 8 Aufreger

Der Aufreger der Saison: Greenpeace in Basel

Michel Platini verfolgte das Geschehen mit Kopfschütteln, Jens Keller blickte etwas ratlos drein und die Zuschauer im Baseler St. Jakob-Park wussten nicht so recht, ob sie jubeln oder pfeifen sollten. Nur vier Minuten war die Partie zwischen Basel und Schalke alt, als sich Greenpeace-Aktivisten vom Dach des Stadions abseilten, um ein riesiges gelbes Transparent auszurollen.

Bis heute ist nicht wirklich geklärt, durch welche Sicherheitslücke die Aktivisten ein so großes Banner mitsamt Kletterausrüstung schleusen konnten. Ebenso unklar ist auch, ob die gelbe Farbe des Transparents eine zusätzliche Spitze gegen Schalke darstellen sollte. Augen auf bei der Sponsorenwahl, wollte Greenpeace wohl sagen, als sie ausgerechnet diese Partie für ihren Protest auswählten.

Damit waren die UEFA und der FC Schalke 04 gleichermaßen gemeint, schließlich erfreuen sich beide der hohen Schecks des russischen Erdgas-Riesen Gazprom, gegen den die Aktion gerichtet war. Hintergrund des Protestes: Wenige Tage vor der Partie waren mehrere Mitglieder der Organisation bei Protesten gegen Gazprom-Bohrungen in der Arktis festgenommen worden, nun wurde die Freilassung gefordert.

In jedem Fall war es das erste Mal, dass ein Champions-League-Spiel wegen einer Protestaktion unterbrochen werden musste. Die Schalker zeigten sich letztlich unbeeindruckt und feierten einen wichtigen 1:0-Sieg über Basel. Traumtor Draxler.

1 Spieler - 2 Trainer - 3 Pechvogel - 4 Enttäuschung - 5 Oldie - 6 Aufsteiger - 7 Tor - 8 Aufreger