John Terry ist nicht mehr Kapitän der englischen Fußball-Nationalmannschaft. Das teilte der englische Verband FA am Freitag auf seiner Homepage mit. Terry ist demnach von seinen Verpflichtungen als Mannschaftsführer der Nationalelf entbunden, bis alle Anschuldigungen gegen ihn aus der Welt geschafft sind, schrieb die FA. Terry muss sich für angebliche rassistische Beschimpfungen gegen einen Gegenspieler vor Gericht verantworten.
Nationalcoach Fabio Capello habe die Empfehlung des Verbandes akzeptiert und werde einen neuen Mannschaftsführer benennen, hieß es in der Mitteilung.
Damit wird Terry das englische Team auch nicht bei der kommenden Europameisterschaft in Polen und der Ukraine als Kapitän auf das Feld führen, da das Verfahren gegen den Abwehrspieler am vergangenen Mittwoch auf Juli und damit auf die Zeit nach der EM verlegt worden war.
Als Kapitän nicht mehr tragbar
Man habe die Entscheidung lange abgewogen, sei allerdings zu dem Schluss gekommen, dass Terry aufgrund seiner Verantwortung auf und neben dem Platz das Amt momentan nicht ausüben könne.
"Die Entscheidung ist aufgrund des hohen Anforderungsprofils an einen Kapitän der englischen Nationalmannschaft gefallen und wegen der zusätzlichen Pflichten, die auf den Kapitän vor und während der EM zukommen", schrieb die FA.
Der Entzug des Kapitänsamts sei allerdings in keiner Weise mit einer Schuldzuweisung an den 72-fachen Nationalspieler gleichzusetzen.
Chelsea-Coach ohne Verständnis
Bei Terrys Vereinstrainer Andre Villas-Boas stößt das Urteil der FA auf kein Verständnis. "Das ist eine Entscheidung der FA, mit der ich allerdings nicht übereinstimme," sagte der Portugiese. Konsequenzen für Terry im Klub schloss Villas-Boas aus: "John wird weiterhin Chelsea-Kapitän bleiben." Zustimmung gab es dagegen vonseiten der Regierung.
"Im Hinblick auf die im Raum stehenden Anschuldigungen wäre es John Terry unmöglich gewesen, seine Funktion als Kapitän weiter auszuführen", sagte Sportminister Hugh Robertson.
Der Abwehrspieler des FC Chelsea war in die Schlagzeilen geraten, weil im Ligaspiel im Oktober bei den Queens Park Rangers Gegenspieler Anton Ferdinand rassistisch beleidigt haben soll. Dafür muss sich Terry, der die Vorwürfe vehement bestreitet, auch juristisch verantworten.
Terry plädiert auf nicht schuldig
In einer ersten Anhörung am Mittwoch plädierte Terry, der nicht persönlich erschien, über seinen Anwalt auf nicht schuldig. Im Falle einer Verurteilung droht dem Fußballprofi eine maximale Geldstrafe in Höhe von umgerechnet 3000 Euro.
Terry verliert das Amt des Mannschaftsführers bereits zum zweiten Mal. Schon 2010 hatte der Innenverteidiger kurz vor der WM in Südafrika die Binde abgeben müssen, nachdem eine Affäre Terrys mit der Ex-Freundin seines Nationalmannschaftskollegen Wayne Bridge publik geworden war.
Im März 2011 war Terry allerdings wieder zum Kapitän ernannt worden.
John Terry im Steckbrief