Den 1. FC Köln plagen große Finanzprobleme. Die Domstädter schlagen deshalb einen neuen Weg ein. Doch dieser birgt Risiken, die aus der Vergangenheit herrühren.
Als vor wenigen Tagen der neue Bundesliga-Spielplan erschien, herrschte beim 1. FC Köln gute Laune. "Wir haben diesmal vom Papier her nicht so einen schweren Start", sagte Präsident Wolfgang Overath und Lukas Podolski stimmte seinem Boss zu: "Ich sehe es wie Wolfgang Overath: Die beiden Heimspiele müssen wir direkt gewinnen."
Faryd Mondragon war da etwas vorsichtiger. Der Torhüter sprach von einem ausgewogeneren Spielplan, "aber leicht wird es nicht."
Der letzte Satz steht nicht nur für die sportliche Situation der Domstädter. Er repräsentiert auch die finanzielle Lage des Vereins. Denn diese sieht nicht rosig aus.
"Der Geißbock reitet auf der Rasierklinge"
Der Kölner "Express" hatte erst vor wenigen Tagen aufgedeckt, dass sich der Klub in den letzten Jahren ordentlich verschuldet hat. "Der Konzern ist bilanziell mit 6,8 Millionen Euro überschuldet", heißt es im Geschäftsbericht. Langfristig belaufen sich die Verbindlichkeiten des FC sogar auf rund 21 Millionen Euro. "Der Geißbock reitet auf der Rasierklinge", so das Fazit des Kölner Blattes.
Seit dem Aufstieg nahm der Verein einen Kredit über 7,5 Millionen Euro auf und verkaufte die Gastronomierechte an eine eigene Firmentochter für weitere 7,5 Millionen. So wurden die Transfers von Petit und Pedro Geromel (Sommer 2008) sowie die spektakuläre Rückholaktion von Lukas Podolski (2009) finanziert - auf Pump.
Bereits in der abgelaufenen Saison wollte der Verein eine Kapitalerhöhung von fünf Millionen Euro durchführen - vergeblich, denn es wurde kein Investor gefunden.
Keine Fünf- oder Zehn-Millionen-Neuzugänge
Was bedeutet diese Situation für den FC? In erster Linie den Beginn einer neuen Ära, einen "Paradigmenwechsel", wie Geschäftsführer Claus Horstmann, der sich um die Finanzen und das Marketing kümmert, im "Kölner Stadtanzeiger" verkündete: "Wenn unsere Fans nun auf den Fünf- oder Zehn-Millionen-Neuzugang warten, müssen wir ihnen sagen, dass es beide nicht geben wird."
Kölns neuer Weg: Junge, hungrige Spieler, die wenig kosten und der eigene Nachwuchs sollen es richten. "Profis, die wir brauchen, sollten wir uns möglichst selbst produzieren", so Horstmann.
Dass die Zukunft bereits begonnen hat, untermauern die diesjährigen Transfers. Alexandru Ionita kostete rund 2,5 Millionen Euro Ablöse - die restlichen vier Neuzugänge kamen ablösefrei oder auf Leihbasis.
Beteiligungen an Transferrechten bereits verkauft
Doch was ist mit den aktuellen Stars? Muss sich der FC womöglich von Geromel oder gar Podolski trennen, um das Finanzloch zu schließen?
Bei einigen FC-Fans werden wohl Erinnerungen an die Dortmunder Vergangenheit von FC-Manager Michael Meier wach. Damals stand der BVB kurz vor dem Bankrott, u.a. mit Tomas Rosicky musste einer der Publikumslieblinge verkauft werden, um den finanziellen Garaus abzuwenden.
Doch so brisant ist die Lage in Köln bei weitem nicht. "Wir müssen keine Spieler verkaufen", betont Horstmann.
Ohnehin würden Tranfererlöse nicht in vollem Umfang in die Klubkassen fließen. Laut Horstmann wurden "Beteiligungen an Transferrechten verkauft", um die geplatzte Kapitalerhöhung anderweitig auszugleichen. Das bedeutet, dass bei Weiterverkäufen auch die Kapitalgeber mitverdienen.
"Zukünftige Investitionen müssen wir uns selbst erwirtschaften"
Den Kölner bleibt also nichts übrig, als sich auch in Zukunft nach "kreativen Einnahmepotenzialen" (O-Ton Horstmann) umzusehen, um die eigenen Vorgaben - "Zukünftige Investitionen in die Mannschaft müssen wir uns selbst erwirtschaften" - einhalten zu können.
Vor einer Woche hat der FC mit Mato Jajalo den fünften Neuzugang präsentiert. Die Chancen, dass der Kroate auch der letzte in diesem Sommer ist, stehen nicht schlecht.
"Wir müssen nicht unbedingt noch etwas machen. Wenn noch etwas erfolgt, dann wäre es eine Verfeinerung", sagte FC-Sportmanager Michael Meier im "Kicker". Sollte es so kommen, wäre es wohl schon ein Vorgeschmack auf die kommenden Spielzeiten.