Der FC Liverpool bereitetet sich auf die neue Saison in der Premier League vor und gastiert nun am Sonntag bei der Nationalmannschaft Thailands (12.45 Uhr im LIVE-STREAM FOR FREE). Viele Tore werden erwartet, ein erneutes Spektakel, von denen Liverpool in seiner Historie schon einige erlebte. SPOX erinnert an fünf verrückte Spiele mit Liverpooler Beteiligung.
FC Liverpool - Newcastle United 4:3
3. April 1996 | Anfield Road in Liverpool | Premier League
Für viele ist es immer noch das beste Premier-League-Spiel der Geschichte. Für viele andere die miserabelste Abwehr-Darbietung zweier Mannschaften in einem Spiel. Fest steht, dass es in jedem Fall eines der unterhaltsamsten Duelle der englischen Fußball-Geschichte war. Newcastle, damals ausgestattet mit Top-Spielern wie Les Ferdinand, Faustino Asprilla oder David Ginola war zum Jahreswechsel mit 12 Punkten auf Titelkurs, bis man im März alles verlor, was verloren werden konnte und daher durchgereicht wurde.
Das Gastspiel in Liverpool sollte nochmal ein Wachmacher werden, aber diesen nutzten die Reds: Der junge Robbie Fowler traf schon nach zwei Minuten zur Führung, ehe Ferdinand und Ginola (10. und 14.) das Spiel drehen konnten.
Danach war es ein einziges Anrennen der Herren in Rot, das erneut Fowler mit seinem Treffer beendete. Blöd nur, dass Liverpool dann total aufmachte und nach zwei Minuten wieder hinten lag, weil Asprilla völlig frei einschieben konnte. Was folgte, war die One-Man-Show des Stan Collymore.
Der Mann, der nach seiner Karriere aufgrund seiner öffentlich zur Schau getragenen sexuellen Aktivitäten ständig Schlagzeilen produzierte, darüber ein Buch schrieb, und im Kino-Hit Basic Instict 2 Sharon Stone im Auto begnügen durfte, traf zwei Mal und ließ die Bude dann auch in Anfield wackeln. Liverpools Trainer Roy Evans sagte nach dem Spiel euphorisch: "So gewinnt man Titel." Einen Monat später feierte Manchester United die Meisterschaft.
1996: Das beste Spiel der Geschichte
2001: McAllister aus 30 Metern
2005: Der Wahnsinn von Istanbul
FC Everton - FC Liverpool 2:3
16. April 2001 | Goodison Park in Liverpool | Premier League
Derbys gegen den FC Everton hatten schon immer eine besondere Note für die Reds. Das erste Duell wurde am 13. Oktober 1894 ausgetragen, das Everton 3:0 gewann. Es folgten 218 weitere Pflichtspiele, dazu massig Freundschaftsspiele, die aber nur diesen Namen trugen.
Unvergessliche Derbys? Viele! Der Charity Shield 1966 zum Beispiel: Meister Liverpool gegen FA-Cup-Sieger Everton, beide Mannschaften trugen erst ihre eigenen Pokale zur Schau, dann nahmen sich die Kapitäne Roger Hunt und Ray Wilson die WM-Trophäe an, die England wenige Wochen zuvor mit beiden Spielern gewonnen hatte und stolzierten durchs Stadion.
Zu einem fast schon epischen Spiel kam es 2001: Liverpool führte 1:0 nach fünf Minuten dank Emile Heskey, Duncan Ferguson glich vor der Pause aus und war voller Ekstase. Nach dem Seitenwechsel war wieder Liverpool dank Markus Babbels tollem Kontertor an der Reihe.
Robbie Fowler hätte auf 3:1 ausbauen können, verballerte aber einen Elfmeter, David Unsworth machte es besser und traf zum 2:2. Als Igor Biscan mit einer Roten Karte runterflog, waren die Everton-Fans siegessicher.
Doch dann kam der alte Gary McAllister und schoss in der 93. Minute mit einem Freistoß aus 30 Metern Liverpool zum Sieg. Ein echter Glücksbringer: In dieser Saison holte man den FA-Cup und den UEFA-Pokal.
1996: Das beste Spiel der Geschichte
2001: McAllister aus 30 Metern
2005: Der Wahnsinn von Istanbul
FC Liverpool - Deportivo Alaves 5:4
16. Mai 2001 | Westfalen-Stadion in Dortmund | UEFA-Pokal
Liverpool spazierte mehr oder weniger souverän durch die Runden im UEFA-Pokal und war weit weg davon, immer von einem Losglück zu sprechen. Rapid Bukarest war als Erstrunden-Gegner happig, es reichte auch ein einziges Tor in zwei Spielen für das Weiterkommen.
Slovan Liberec machte den Reds in Runde zwei das Leben schon schwerer, ein gewisser Jiri Stajner spielte groß auf. Es folgten dann die Champions-League-Dauergäste Olympiakos, Roma, Porto und Barcelona in Folge, doch Liverpool ließ sich das Finale von Dortmund nicht nehmen.
Das Spektakel schien zunächst zum Langweiler zu werden, weil Liverpool nach 16 Minuten schon 2:0 führte. Markus Babbel und Steven Gerrard trafen gegen völlig paralysierte Spanier, die erstmals auf die große Bühne traten.
Alaves-Trainer Mane reagierte sofort und brachte Ivan Alonso für Dan Eggen. Alonso tat seinen Job als Joker und markierte prompt den Anschlusstreffer. Alaves spielte nun gut mit, musste aber wieder einem Zwei-Tore-Rückstand hinterher laufen, da Herrera Michael Owen zu Fall brachte. Gary McAllister verwandelte kurz vor der Pause sicher zum 3:1.
Welche Worte Mane zur Pause fand, weiß man bis heute nicht, aber sie wirkten. Alaves spielte munter drauf los, auch vielleicht mit dem Wissen im Hinterkopf, dass es schon beeindruckend genug war, überhaupt im Finale zu stehen. Cosmin Contra, damals die Entdeckung des Spieljahres, flankte wie schon vor dem 1:2 erneut maßvoll - diesmal auf Javi Moreno, der das 2:3 markierte. Moreno, der nach dieser Saison zum AC Milan wechselte, traf wenige Minuten später auch zum 3:3 - per Freistoß.
Gerard Houllier reagierte nun, brachte Smicer für Henchoz, beorderte Steven Gerrard auf die rechte Verteidigerposition. Vorne durfte endlich Robbie Flowler ran.
Der Angreifer war wütend, weil er weder im FA-Cup, noch im UEFA-Pokal-Finale in der Startelf stehen durfte, zeigte aber nun die richtige Reaktion.
Fowler schoss das 4:3 - Alaves schien geschlagen, weil Liverpool das Heft in der Hand hatte. Denkste! Cruyff-Sohn Jordi köpfte zwei Minuten vor Schluss das 4:4 für Alaves. Was ein Wahnsinn!
Das letzte Wort hatten aber die Reds: Einen McAllister-Freistoß von der linken Seite köpfte Geli ins eigene Tor - das damals noch geltende "Golden Goal" brachte Liverpool den Sieg und die Trophäe.
1996: Das beste Spiel der Geschichte
2001: McAllister aus 30 Metern
2005: Der Wahnsinn von Istanbul
AC Milan - FC Liverpool 3:3 (2:3 n.E.)
25. Mai 2005 | Olympiastadion in Istanbul | Champions League
Englische Klubs haben eine Vorliebe für dramatische Champions-League-Endspiele. Frag' nach bei Manchester United und Bayern München. Doch was Liverpool 2005 in Istanbul schaffte, war Legendenbildung. Unzählige Dokumentationen wurden gedreht, Bücher geschrieben und selbst einen Kinofilm gibt es über den Wahnsinn von Istanbul.
Es war 45 Minuten lang die Erfolgsgeschichte des AC Mailand, der wie aus dem Guss spielte und dank Paolo Maldini und Doppeltorschütze Hernan Crespo souverän mit 3:0 in die Pause ging. Der Champions-League-Sieger 2005 sollte aus Italien kommen - das sagten nicht nur der Zwischenstand, sondern auch die Kräfteverhältnisse aus. Aber...
"Hello, Hello, here were go!" Mit diesen Worten eröffnete der englische Kommentator das, was ab Minute 54 folgte. Steven Gerrard köpfte das 1:3 nach Flanke von John Arne Riise. Bei Liverpool stand mittlerweile Dietmar Hamann auf dem Platz, der für Steve Finnan eingewechselt wurde.
Hamann kurbelte das Spiel an und bejubelte zwei Minuten später gar das 2:3 mit seinen Kollegen. Vladimir Smicer traf aus der zweiten Reihe.
Sechs Minuten nach dem Kopfball-Tor Gerrards legte der am Rad drehende Gennaro Gattuso Gerrard und fabrizierte so einen Elfmeter.
Xabi Alonso war sichtlich angespannt und scheiterte zunächst auch an Dida, aber im Nachschuss war der Spanier da - 0:3 aufgeholt in sechs Minuten!
Liverpool schien aber Angst vor der eigenen Courage zu bekommen und fabrizierte fortan einige Fehler. Es war Djimi Traore, Jamie Carragher und Jerzy Dudek zu verdanken, dass Milan nicht mit ein, zwei Toren wieder zurückkommen konnte.
Milan hatte mittlerweile die aufkommende Überheblichkeit nach dem 3:0 abgelegt und drückte vehement aufs Tor. Liverpool rettete sich ins Elfmeterschießen, und dort schlug die Stunde des Jerzy Dudek, der drei Elfmeter parierte und zum Helden des Abends wurde.
1996: Das beste Spiel der Geschichte
2001: McAllister aus 30 Metern
2005: Der Wahnsinn von Istanbul
FC Liverpool - FC Arsenal 4:4
21. April 2009 | Anfield Road in Liverpool | Premier League
Es ist lange her, seitdem Liverpool positive Schlagzeilen auf sportlicher Ebene macht. Wann der große Knick kam, ist nicht genau auszumachen. Eine gewichtige Rolle könnte das 4:4 gegen Arsenal im April 2009 spielen. Liverpool lieferte sich in dieser Saison ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Manchester United um den Titel in der Premier League. Bis dato zum letzten Mal.
Mit einem Sieg gegen Arsenal wollten die Reds vorlegen. Es folgte zwar eines der denkwürdigsten Spiele der Liga-Geschichte, aber es wurde auch der Tag, an dem Rafael Benitez seine Träume schwinden sah.
Schuld hatte vor allem ein Mann, den Arsenal erst kurze Zeit vorher verpflichtet hatte und die Insel mittlerweile wieder verlassen hat: Andrej Arschawin. Der Russe schoss sage und schreibe vier Tore, was an der Anfield Road vor ihm zuletzt nur Dennis Westcott (Jahrgang 1917) schaffte.
Drei Mal lief Liverpool einem Rückstand hinterher und kam drei Mal zurück. Nach dem 0:1 nach 36 Minuten, nach dem 2:3 nach 70 Minuten und selbst nach dem 3:4 in der 90. Minute.
"Das Gute ist, dass wir vier Tore geschossen haben", sagte Rafa Benitez hinterher. "Schlecht ist, dass wir vier bekommen haben." Die Plausibilität in der Erklärung änderte nichts: Liverpool wurde Zweiter.
1996: Das beste Spiel der Geschichte
2001: McAllister aus 30 Metern