FC Bayern München - Sadio Mane und die Bundesliga: Mit acht Jahren Anlauf

Nino Duit
22. Juni 202208:50
SPOXimago images
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Der FC Bayern und auch Borussia Dortmund zeigten in der Vergangenheit wiederholt Interesse an Sadio Mane, ehe sich der Senegalese nun im Alter von 30 Jahren den Münchnern anschließen wird. Die Geschichte eines achtjährigen Wechsel-Anlaufs in die Bundesliga.

Seinen großen Durchbruch feierte Sadio Mane nur rund eineinhalb Kilometer von der deutschen Grenze entfernt. Dort steht die Arena von RB Salzburg, wo der Offensivallrounder einst zu einem der spannendsten Talente Europas avancierte. Zwei Jahre lang glänzte er in der österreichischen Bundesliga und der Europa League, die meiste Aufmerksamkeit bekam er aber wohl bei einem Freundschaftsspiel im Januar 2014 gegen den FC Bayern.

Im Zuge ihrer Winter-Vorbereitung gastierten die hochdekorierten Münchner in Salzburg und wurden ausgerechnet am Geburtstag von Trainer Pep Guardiola nach allen Regeln der Fußball-Kunst vorgeführt. 0:3! Star des Spiels: der damals 21-jährige Sadio Mane. Er erzielte das 1:0, holte den Elfmeter zum 2:0 heraus und bereitete das 3:0 vor. "Mir haben die Bayern-Verteidiger an diesem Tag leidgetan", sagte sein damaliger Salzburger Teamkollege Andre Ramalho. "Er war nicht zu bremsen."

Und was macht der FC Bayern traditionell, wenn er von einem gegnerischen Spieler vorgeführt wird? Richtig. "Mein Berater Björn Bezemer informierte mich später, dass es nach diesem Spiel Kontakt zu Bayern gab", berichtete Mane in der SportBild. Es war Manes erste von einigen Annäherungen mit der Bundesliga. Geklappt hat ein Deutschland-Transfer aber erst acht Jahre später: Für kolportierte 32 Millionen Euro plus mögliche Boni wechselt der nun 30-jährige Senegalese vom FC Liverpool zum FC Bayern.

Robben und Ribery verhinderten eine Mane-Verpflichtung

Zurück ins Jahr 2014, Michael Reschke hatte beim FC Bayern gerade das Amt des Technischen Direktors übernommen. "Nach seinem Auftritt bei dem Freundschaftsspiel im Januar war Mane definitiv im Fokus des FC Bayern", bestätigte er im Gespräch mit SPOX und GOAL. "Ich glaube auch, dass ihn sein Berater aktiv bei uns angeboten hat."

Verhindert haben einen Transfer letztlich die beiden Flügel-Stammspieler Arjen Robben und Franck Ribery. "Deshalb lagen unsere Prioritäten auf dem Transfermarkt auf anderen Positionen", erklärt Reschke. "Eine Ablöse von über 20 Millionen Euro für einen sicherlich hochtalentierten Spieler zu bezahlen, der sich auf seiner Position aber hinter zwei gesetzten Spielern hätte einordnen müssen, war kein Thema." Stattdessen kam mit dem ablösefreien Robert Lewandowski von Borussia Dortmund ein neuer Stürmer, Medhi Benatia, Juan Bernat sowie Xabi Alonso verstärkten die Defensive.

Erst ein Jahr später sollte der Kader auf den Flügelpositionen verbreitert werden. "Mane war für uns eine absolute Scouting-Priorität für den darauffolgenden Sommer", berichtet Reschke. Diesen Plan durchkreuzte aber der FC Southampton, der sich Manes Dienste am letzten Tag der Sommer-Transferperiode 2014 für 23 Millionen Euro sicherte. "Durch diesen Wechsel war er für uns vom Markt. Bei Transfers aus England geht es um ganz andere Dimensionen."

An Stelle von Mane kamen 2015 schließlich Douglas Costa für 30 Millionen Euro von Shakhtar Donezk sowie Kingsley Coman von Juventus Turin. Der erst 19-jährige Franzose wurde zunächst ausgeliehen, ehe er zwei Jahre später für 21 Millionen Euro fest nach München wechselte. Anders als Costa entwickelte sich Coman beim FC Bayern zum Leistungsträger.

Borussia Dortmund holte 2014 Kagawa statt Mane

Vor seinem Wechsel nach Southampton war auch Borussia Dortmund an Mane interessiert, wie Trainer Jürgen Klopp später verriet: "Wir konnten aber nur einen Spieler für diese Position verpflichten, nicht zwei oder drei." Dortmund entschied sich gegen Mane und holte stattdessen den ehemaligen Double-Helden Shinji Kagawa zurück, der aber nie mehr zu seiner einstigen Form zurückfinden sollte. "Ein Fehler", wie Klopp zugab: "Rund drei Monate später hätte ich mich dafür schlagen können."

Mit seinen ursprünglichen Zweifeln an Mane war Klopp damals übrigens nicht alleine. "Außergewöhnliches Potenzial" dank seiner Dynamik und Geschwindigkeit standen laut Reschke zwar außer Frage: "Allerdings war er anfangs noch ein bisschen zu wild und ungezähmt. Letztlich ist er zu keinem großen Klub gewechselt, sondern nach Southampton. Das zeigt auch, dass ihm die absoluten Topklubs diesen Schritt ganz nach oben damals noch nicht zugetraut haben."

Mane gewann mit Liverpool die Champions und Premier League

Obwohl Mane durch seinen Wechsel nach Southampton für den FC Bayern vom Markt war, verfolgten die München seinen Werdegang genau. "Wir haben ihn während meiner gesamten Zeit beim FC Bayern permanent beobachtet. Pep Guardiola fand ihn immer gut", erzählt Reschke, der bis 2017 in München tätig war.

Mane aber wechselte nach zwei Jahren in Southampton 2016 für 41 Millionen Euro zum mittlerweile von Klopp trainierten FC Liverpool. "Er wäre viel teurer gewesen, wenn wir ihn aus Dortmund hätten verpflichten müssen", mutmaßte Klopp etwas konträr zu Reschkes England-Einschätzung. Mane 2014 nicht zum BVB gelotst zu haben, sei im Nachhinein betrachtet nach eigener Augenzwinker-Auskunft somit seine "erste Entscheidung für Liverpool" gewesen.

In Liverpool erarbeitete sich Mane sofort einen Stammplatz, mit seinen langjährigen Sturmpartnern Roberto Firmino und Mohamed Salah harmonierte er blendend. 2019 gewannen sie die Champions League, 2020 die Premier League. Auf dem Weg zum Königsklassen-Triumph schaltete Liverpool im Achtelfinale Niko Kovacs FC Bayern aus. Nach einem 0:0 im Hinspiel traf Mane beim 3:1-Sieg im Rückspiel doppelt. Im darauffolgenden Sommer gab es abermals Gerüchte über ein angebliches Interesse des FC Bayern, erneut klappte ein Transfer aber nicht.

Mane überraschte Reschke in doppelter Hinsicht

Mane war mittlerweile in der Weltklasse angekommen, laut Reschke habe er sich vor allem taktisch "überragend weiterentwickelt". Zuletzt setzte Klopp den einst reinen Flügelspieler sogar erfolgreich als Mittelstürmer ein. "Das hätte ich nicht erwartet. Diese Entwicklung kam für mich überraschend und spricht zusätzlich für seine Klasse", sagt Reschke. Nach Tätigkeiten beim VfB Stuttgart und dem FC Schalke 04 arbeitet er aktuell für eine Berateragentur.

Überrascht hat Reschke aber nicht nur Manes Entwicklung zum Mittelstürmer, sondern auch sein nach achtjährigem Anlauf doch noch vollzogener Bundesliga-Wechsel: "Ich hätte nicht gedacht, dass er Liverpool tatsächlich verlässt. Unter Klopp war er absoluter Leistungsträger und extrem erfolgreich."

Die Wege für die Transfer-Umsetzung waren übrigens kurz: Manes Berateragentur Roof um Björn Bezemer hat ihren Sitz im Münchner Stadtteil Grünwald nur rund fünf Kilometer südwestlich vom Trainingsgelände des FC Bayern an der Säbener Straße.

Sadio Mane: Leistungsdaten in der vergangenen Saison

WettbewerbSpieleToreAssists
Premier League34164
FA Cup32-
League Cup1--
Champions League1351