Wer steigt direkt ab? Wer rettet sich auf Platz 15? Wer muss oder darf in die Relegation? Der Kampf um den Klassenerhalt ist in dieser Saison unglaublich spannend und könnte sich noch extrem zuspitzen. Im Panel diskutieren die SPOX-Redakteure Stefan Rommel, Thomas Gaber und Jochen Tittmar sowie mySPOX-User Talentfrei über die Chancen und Aussichten von Braunschweig, Hamburg, Stuttgart und Nürnberg, den Zwist zwischen Verbeek und Streich sowie die latente Gefährdung von Hannover 96.
Stürzt Hannover 96 noch tiefer ab?
Jochen Tittmar (SPOX): Ja. Der vor allem in der Offensive schwache Auftritt gegen Bremen lässt diesen Schluss durchaus zu, zumal 96 die Probleme im Sturm nicht in den Griff zu bekommen scheint. Die Fokussierung der Öffentlichkeit auf das Derby in Braunschweig lenkt von der Hauptaufgabe ab. Nicht allen ist offenbar bewusst, in welcher Lage man sich befindet. Eine riskante Voraussetzung für die kommenden Wochen.
Stefan Rommel (SPOX): Ein durchaus mögliches Szenario. Die Probleme im Offensivspiel sind seit einigen Wochen bekannt, das kleine Derby gegen Werder ließ etliche Fragen offen. So ganz scheinen einige den Ernst der Lage noch nicht begriffen zu haben. Das unterscheidet Hannover womöglich von anderen Klubs, die schon lange im Keller stehen und die Situation begriffen haben. Düsseldorf, Hertha BSC und Frankfurt waren zuletzt Beispiele, dass es am Ende auch noch Mannschaften treffen kann, die sich kurz vor Saisonende noch einigermaßen sicher wähnten.
Thomas Gaber (SPOX): Hannover hat nur eins der letzten neun Spiele gewonnen und dabei von der akuten Formschwäche der Hertha profitiert. Der Sieg brachte jedoch keine Sicherheit, der Negativtrend gipfelte im Offenbarungseid gegen Werder. Zu den Ausfällen von Diouf und Sobiech kommt eine Zwei-Spiele-Sperre für Schmiedebach nach seinem rüden Foul gegen Bremen hinzu.
Die Nerven spielen eine große Rolle im Abstiegskampf und Hannover scheint in dieser Hinsicht nicht stabil zu sein. Und 96 hat bis Saisonende ausschließlich Nervenspiele, weil es nur gegen die direkte Konkurrenz geht. Das Derby gegen Braunschweig hat richtungsweisenden Charakter, ein weiteres Misserfolgserlebnis kann die Abwärtsspirale beschleunigen.
mySPOX-User Talentfrei: Das ist auf jeden Fall realistisch und nach den letzten Auftritten auch zu befürchten. Die Mannschaft hat sich unter Trainer Tayfun Korkut leider nicht wirklich weiterentwickelt. Das kurze Hoch unmittelbar nach der Winterpause ist sehr schnell wieder verflogen. Elf Punkte in elf Spielen und teilweise rätselhafte Vorstellungen wie die erste Halbzeit gegen Bremen sprechen natürlich gegen Hannover; zudem sind die Ausfälle von Sobiech und Diouf ein Grund für die fehlende Offensivpower. Mut macht allerdings das Restprogramm: Hannover spielt nur noch gegen Teams aus der unteren Tabellenhälfte und hat alles in der eigenen Hand!
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Was sagt das Duell zwischen Streich und Verbeek über den Abstiegskampf aus?
Jochen Tittmar (SPOX): Nach einem "Spielchen" sah diese Konfrontation nicht mehr aus, eine lückenlose Aufklärung der Geschehnisse ist wiederum unwahrscheinlich. Es zeigt vielmehr, wie sehr es als Verein in dieser tabellarischen Situation um das nackte Überleben und das frühzeitige Sichern der am seidenen Faden hängenden Zukunftsplanungen geht. Ein vernünftiges Kanalisieren von Emotionen und Nerven hat im Abstiegskampf schon seit jeher einen Vorteil dargestellt.
Stefan Rommel (SPOX): Gar nichts. Niemand weiß genau, was vorgefallen ist. Eine Auseinandersetzung dieser Art könnte es genau so im Kampf um die Meisterschaft oder die Champions League geben. Emotional aufgeladene Spiele gehören dazu. Warum sollte Verbeek, der bisher selbst bei offensichtlichen Ungerechtigkeiten (wie beim Abseitstor von Hannover) stets die Ruhe selbst war, plötzlich so explodieren? Die Erkenntnis, dass sich der Club im Abstiegskampf befindet, ist ja nicht neu.
Thomas Gaber (SPOX): Christian Streich liegt stets im Clinch mit dem vierten Schiedsrichter, ob am 1. oder am 28. Spieltag. Verbeeks Wahrnehmung hätten schon andere Trainer zu einem früheren Zeitpunkt haben können, das sagt nichts über den Abstiegskampf aus. Trainer, die wie Streich ihre Emotionen energischer und vielleicht auch aggressiver zeigen, gab es auch schon bei Mannschaften, die um Titel gespielt haben. Jürgen Klopp ist in dieser Hinsicht ja auch kein unbeschriebenes Blatt.
mySPOX-User Talentfrei: Es zeigt auf jeden Fall, wie emotional es im Abstiegskampf derzeit werden kann, und ist natürlich auch ein Indiz dafür, dass die Beteiligten in jedem Spiel unter Hochspannung stehen. Die Situation kann man nicht seriös beurteilen, weil man nicht weiß, was vorgefallen war. Aber die Anspannung und der Druck, unter dem die Trainer (und auch die Spieler) stehen, werden so gnadenlos verdeutlicht. Solche Situationen werden sich - wenn auch nicht in diesem Ausmaß - in der restlichen Saison noch häufen.
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Wird Braunschweig noch die Liga überraschen?
Jochen Tittmar (SPOX): Als den klaren Absteiger, der für viele schon seit langer Zeit feststeht, sehe ich den BTSV nicht. Diese Wahrnehmung wird den Niedersachsen noch zu Gute kommen. Braunschweigs Ausgangslage ist eine andere als die der Konkurrenz aus Hamburg, Stuttgart und auch Hannover, das Team muss seit dem 1. Spieltag über sich hinauswachsen, um wettbewerbsfähig zu sein. Ob der Abstieg letztlich vermieden werden kann, wird vom Punch abhängen, der der Mannschaft trotz ansprechender Leistungen bislang zu häufig abging. Aber Braunschweig ist in der Verlosung für den Endspurt und sollte keineswegs abgeschrieben werden.
Stefan Rommel (SPOX): Der Knackpunkt dürfte das Derby am Wochenende gegen Hannover werden. Für die Fans ist es das Spiel der Spiele in dieser Saison. Das kann man gut finden oder nicht, ein Sieg über 96 würde dem BTSV aber mehr geben als nur drei Punkte und womöglich das Verlassen von Platz 18. Dass die Mannschaft zu einigem fähig ist, hat sie ja schon bewiesen. Der Schub eines Derby-Siegs wäre mit dem für andere Klubs nur schwer vergleichbar.
Thomas Gaber (SPOX): Braunschweig hat wie alle anderen Teams im Keller Druck, da hilft der Eintracht auch das Underdog-Image nicht. Es geht auch in Braunschweig um die Planung für die neue Saison. Im Gegensatz zu Hamburg oder Stuttgart fährt der BTSV aber schon lange zweigleisig; ein Abstieg war von Beginn an einkalkuliert. Was für die Eintracht spricht, ist der positive Trend der letzten Wochen, wenngleich zu wenige Siege eingefahren wurden. Aber die Mannschaft ist wettbewerbsfähig und durchaus in der Lage, die Liga zu halten. Ein Derby-Sieg wäre allerdings keine Garantie für einen positiven Endspurt. In der Saison 2010/11 gewann der FC St. Pauli Mitte Februar das Derby beim HSV - und holte anschließend aus den letzten elf Spielen noch einen Punkt.
mySPOX-User Talentfrei: Wahrscheinlich nicht. Braunschweig holt zwar derzeit alles aus sich heraus und kommt wirklich näher an das rettende Ufer heran, doch die vielen Unentschieden und die teilweise bedenklich schwache Chancenverwertung werden dem BTSV am Ende einen Strich durch die Rechnung machen. Braunschweig wird vielleicht noch vereinzelt für Überraschungen sorgen, aber die mangelnde Qualität, gerade im spielerischen Bereich, wird am Ende doch sichtbar werden. Braunschweig wird absteigen - allerdings erhobenenen Hauptes.
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Welche beiden Vereine steigen direkt ab und warum?
Jochen Tittmar (SPOX): Braunschweig und Hamburg. Dem BTSV traue ich zwar durchaus zu, den Abstand weiter verringern zu können, am Ende wird die fehlende Qualität im Kader aber wohl den Ausschlag geben. Hamburg deshalb, weil das Restprogramm knüppelhart ist und das Team keine eingeschworene Kämpfertruppe darstellt. Eine deutliche Leistungssteigerung sehe ich auch nach dem Trainerwechsel zu Mirko Slomka nicht.
Stefan Rommel (SPOX): Der VfB hat schon so viele Chancen vergeben - wieso sollte das nun plötzlich in den letzten Spielen anders laufen? Dabei sehe ich das Restprogramm gar nicht als Problem. Gegen mitspielende Mannschaften tut sich Stuttgart leichter. Aber zwischen "ein Spiel nicht verlieren" und "ein Spiel gewinnen" liegen nunmal zwei Punkte Unterschied. Deshalb glaube ich nicht, dass es noch reicht. Den zweiten Absteiger machen der HSV und Braunschweig untereinander aus. Wobei ich da sogar eher die Eintracht leicht im Vorteil sehe.
Thomas Gaber (SPOX): Braunschweig und Stuttgart. Ich glaube nicht, dass die Eintracht noch zwei Teams hinter sich lassen wird, zumal sie mit erst 22 Punkten und dem mit Abstand schlechtesten Torverhältnis die dürftigste Ausgangslage hat. Der VfB hat unter Stevens wenig dazugelernt, schenkt Spiele ab (wie gegen Nürnberg) und bleibt sich treu, eine Führung zu verspielen. Erstaunlich ist, dass Stuttgart nicht mal in der Lage ist, nach einer Führung wenigstens einen Punkt zu behalten. Das Restprogramm ist tough, am Ende wird es nicht reichen.
mySPOX-User Talentfrei: Der Abstiegskampf ist verrückt und eine Prognose wird meistens am nächsten Spieltag wieder zunichte gemacht. Trotzdem würde ich bei aktueller Ausgangslage sagen, dass es Braunschweig und Stuttgart vielleicht am ehesten treffen wird. Die Gründe bei der Braunschweiger Eintracht habe ich bereits genannt. Der VfB Stuttgart wirkt teilweise hilflos und kann einfach keine Führung über die Zeit bringen. Zudem ist das Restprogramm extrem hart. Und am letzten und vielleicht entscheidenden Spieltag muss der VfB nach München. Es wird ganz schwer für die Stuttgarter!
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Welcher Klub landet auf dem Relegationsplatz und warum?
Jochen Tittmar (SPOX): Stuttgart. Der Weg des VfB stimmt trotz der beiden Pleiten zuletzt, die Verunsicherung und Angst legen sich für meine Begriffe nach und nach. Zwar sind die restlichen Gegner allesamt kein Pappenstiel, aber die Schwaben werden sich gegen Mannschaften, die gegen sie das Spiel machen, leichter tun. Ich traue Stuttgart im letzten Saisonabschnitt gerade vor heimischen Publikum zu, kein Spiel mehr zu verlieren.
Stefan Rommel (SPOX): Braunschweig hat gar keine schlechten Chancen, aus genannten Gründen. Vielleicht rutscht auch noch der Club einen Rang ab und muss in die Relegation. Nürnberg spielt trotz seiner Verletzten einen ordentlichen Ball, punktet aber kaum noch.
Thomas Gaber (SPOX): Der Club. Ein Drmic in Überform reicht nicht, um auf Platz 15 zu bleiben, der HSV wird noch vorbeiziehen. Immerhin bleibt Nürnberg der direkte Gang in die Zweite Liga erspart und den Klassenerhalt in einem Relegationsduell gegen Greuther Fürth zu schaffen, hat ja auch was.
mySPOX-User Talentfrei: Es ist unglaublich spannend und eng im Tabellenkeller, aber aufgrund der Form und der ausstehenden Spiele werden vermutlich der Hamburger SV oder der 1. FC Nürnberg auf dem Relegationsplatz landen. Freiburg punktet konstant (zehn Punkte aus vier Spielen). Und vor allem Frankfurt und Bremen haben sich ein solides Polster geschaffen. Hamburg wird die Heimspiele gewinnen und Nürnberg wieder konstanter spielen müssen, um die Relegation zu vermeiden. Wenn es ganz schlecht läuft und eine Negativserie zustande kommt, wird auch Hannover 96 noch einmal Probleme bekommen. Aber meine Favoriten sind ganz klar Hamburg und Nürnberg.
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