Nationaltrainer Stefan Kuntz ist in der Türkei in heftige Kritik geraten, weil er den früheren BVB-Profi Emre Mor nicht für die Nationalmannschaft nominiert hat. Ein Klubpräsident drohte dem Deutschen sogar.
Während Stefan Kuntz am Montag beim Relegationsspiel zwischen dem Hamburger SV und Hertha BSC als TV-Experte im Einsatz war, löste der 59-Jährige einen Sturm der Entrüstung in der Türkei aus.
Grund der Aufregung: Der türkische Nationaltrainer verzichtete bei der Kadernominierung für die Nations-League-Spiele im Juni auf Emre Mor. Der 24 Jahre alte Offensivspieler steht inzwischen beim türkischen Erstligisten Fatih Karagümrük unter Vertrag und spielte dort eine gute Saison mit 26 Einsätzen, fünf Toren und drei Vorlagen.
Dass es Mor dennoch nicht in den Kader von Kuntz schaffte, brachte den Istanbuler Klub auf die Palme. Zunächst veröffentlichte Karagümrük einen kurzen Beitrag auf Twitter, indem es hieß: "Leider ist Stefan Kuntz ein Teil der Ungerechtigkeit im (türkischen) Fußball geworden. Wer Emre Mor nicht für die Nationalmannschaft nominiert, kann nicht Vertreter dieser Nation sein. Sie vertreten eine andere Gesinnung."
Klub-Präsident wütet wegen Emre Mor: "Kein Respekt für Stefan Kuntz!"
Kurz darauf sprach dann Süleyman Hurma, Eigner und Präsident des Traditionsvereins, beim TV-Sender A Spor und legte ordentlich nach: "Das ist der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Ich kann dieser Entscheidung von Stefan Kuntz keinen Respekt entgegenbringen."
Hurma kritisierte daraufhin die vermeintlich geringe Präsenz des Deutschen in der Türkei: "Kuntz war bei keinem unserer Spiele vor Ort. Er war nicht mal bei Galatasaray - Barcelona im Stadion. Es kann sein, dass er uns als ein Dritte-Welt-Land betrachtet, aber das ist die Türkei nicht. Ich lade ihn dazu ein, vorsichtig zu sein."
Dann brach Hurma noch eine Lanze für Mor: "Ich bin kein Präsident, der sauer reagiert, weil ein Spieler nicht für die Nationalmannschaft nominiert wird. Aber Emre Mor ist der formstärkste Spieler mit einem türkischen Pass."
Emre Mor: Die Wende kam bei Fatih Karagümrük
Emre Mor, der einst als großes Wunderkind galt und als solches 2016 von Borussia Dortmund verpflichtet wurde, konnte trotz außergewöhnlichem Talent die Erwartungen lange nicht erfüllen. Auch seine Stationen bei Celta Vigo, Galatasaray und Olympiakos waren nicht vom Erfolg gekrönt.
Karagümrük lieh Mor zu Saisonbeginn von Celta aus, obwohl dessen Vertrag in Spanien zum Saisonende auslief. Ein höchst ungewöhnlicher Vorgang. Beim Istanbuler Klub konnte Mor trotz anfänglicher Probleme dann immer mehr überzeugen und lässt konstanter sein Talent aufblitzen.
In Karagümrük soll er nun einen Zwei-Jahresvertrag unterschreiben. Auch wenn es mit einem Nationalmannschafts-Comeback noch nicht klappte, sieht es erst einmal nach einem Happy End für den früheren Dortmunder aus.