Hertha BSC hat einen neuen Hoffnungsträger. Neuzugang Jurgen Ekkelenkamp bewahrte die Berliner vor einer Niederlage gegen Aufsteiger SpVgg Greuther Fürth und verschaffte dem Klub nach unruhigen Wochen eine Atempause.
Müde, aber glücklich stand Pal Dardai am Samstagmorgen auf dem Trainingsplatz von Hertha BSC und beobachtete Jurgen Ekkelenkamp beim lockeren Auslaufen.
"Ich sage es ganz ehrlich: Ich weiß nicht, wie er bei uns gelandet ist", schwärmte der Trainer des Berliner Bundesligisten scherzhaft und lobte das Talent und die Professionalität des jungen Niederländers: "Er hat etwas Besonderes, wirklich. Dafür musst du geboren sein. Das, was er tut, kannst du nicht lernen."
Dardai hatte Ekkelenkamp schon nach der Verpflichtung Ende August in den höchsten Tönen gelobt. Spätestens seit dem 2:1 (0:0) gegen Aufsteiger SpVgg Greuther Fürth am Freitagabend weiß die ganze Bundesliga, welche Entdeckung die Blau-Weißen im weitgehend holprigen Transfersommer dann doch gemacht haben.
Ekkelenkamp war bei seinem fulminanten Bundesliga-Debüt Mann des Abends. Nur 87 Sekunden nach seiner Einwechslung erzielte er per Kopf den erlösenden Ausgleich (61.). Beim Eigentor von Maximilian Bauer (79.) störte er entscheidend.
"Alles, was Jurgen macht, hat Hand und Fuß", sagte Dardai über den 21-Jährigen, der ein "exzellenter Fußballer" sei.
Schwolow: "Ekkelenkamp ein klassischer Ajax-Zocker"
Gelernt hat Ekkelenkamp seine Fähigkeiten in der berühmten Akademie von Ajax Amsterdam. Herthas Offensivspiel bereicherte er sofort mit seiner Übersicht, Technik und Torgefahr.
"Jurgen ist so ein klassischer Ajax-Zocker. Er weiß genau, wo er sich im Raum befindet", sagte Torhüter Alexander Schwolow: "Er ist ein schüchterner Typ, der ein bisschen gebraucht hat. Mit so einem Spiel ist er spätestens jetzt angekommen."
Ekkelenkamp blieb bescheiden. Ja, er sei nicht glücklich gewesen, zunächst auf der Bank gesessen zu haben. "Aber ich war froh, dass ich dann reingekommen bin und getroffen habe", sagte Ekkelenkamp: "Es fühlt sich großartig an."
gettyHertha: Erleichterung nach Fehlstart
Im Klub war vor allem Erleichterung zu spüren. Nach dem Fehlstart mit drei Niederlagen aus den ersten drei Spielen hat sich Hertha mit den Siegen gegen die Aufsteiger VfL Bochum (3:1) und Fürth vorerst stabilisiert und auch mit den Fans versöhnt.
Dardai gönnte den Spielern zwei freie Tage und freute sich auch selbst auf eine kurze Auszeit. "Wenn du ein Abendspiel gewinnst, kannst du das Wochenende ein bisschen chillen und die Bundesliga beobachten", sagte der Ungar.
Leitl: "Wir sind sehr enttäuscht"
Weniger gelassen war die Gemütslage bei den Fürthern, die mit der verpassten Chance auf den ersten Bundesliga-Sieg seit dem 4. Mai 2013 haderten.
"Wir sind natürlich sehr enttäuscht, dass wir mit leeren Händen dastehen", sagte Trainer Stefan Leitl. Ein Treffer von Branimir Hrgota (57., Foulelfmeter) war zu wenig. Vor allem die individuellen Fehler bei den Gegentoren, "die man so nicht stehen lassen kann", störten den Coach.
So bleibt der Aufsteiger mit nur einem Zähler aus fünf Spielen Ligaschlusslicht. Im Kampf um den Klassenerhalt ist das zu wenig. Die Aussicht auf eine Entspannung der sportlichen Lage ist dabei vorerst gering. Am kommenden Freitag reist der FC Bayern zum "kleinen Derby" (Leitl) nach Franken.