Der Hamburger SV kommt nicht zur Ruhe: Nachdem Nico-Jan Hoogma als neuer Sportchef des Bundesligisten abgesagt hatte, spricht Aufsichtsratsboss Horst Becker offen über Rücktritt.
Das Chaos geht weiter: Nach der Absage seines Wunschkandidaten Nico-Jan Hoogma als neuer Sportchef beim Bundesligisten Hamburger SV schließt der Aufsichtsrats-Vorsitzende Horst Becker seinen Rücktritt nicht aus.
"Wenn nötig, werde ich meine Konsequenzen ziehen", sagte der ehemalige HSV-Schatzmeister der "Bild"-Zeitung.
PR-Pannen und Peinlichkeiten
Nachdem mit Hoogma nach Horst Heldt und Roman Grill schon der dritte Wunschkandidat des Aufsichtsrats-Chefs gescheitert ist und auch Urs Siegenthaler (verantwortlich für Kaderplanung, Scouting und Nachwuchs) nicht als Sportchef in den Vorstand aufgenommen wird, gerät Becker öffentlich und intern immer weiter unter Druck.
Zumal die Suche nach einem neuen sportlichen Leiter seit der Entlassung von Dietmar Beiersdorfer vor rund elf Monaten fast nur PR-Pannen produzierte. Denn immer wieder gelangen Details aus den Verhandlungen durch Indiskretionen aus dem Aufsichtsrat an die Öffentlichkeit.
"Am Tag danach steht alles in der Zeitung"
So auch in den letzten beiden Wochen: "Am 10. Mai hatten wir uns im Aufsichtsrat über die Kandidaten verständigt, mit denen ich sprechen sollte. Am Tag danach standen alle Namen in der Zeitung", klagte Becker am Donnerstag in der "Welt". Vehement wehrt sich der 69-Jährige dabei dagegen, der Alleinschuldige zu sein: "Das haben zu einem guten Teil auch meine Kollegen im Aufsichtsrat durch ihre Indiskretionen mitzuverantworten. Dadurch ist auch mein Ansehen beschädigt worden."
So wurden auch die Gespräche mit Hoogma zu einer neuerlichen öffentlichen Posse. Mit dem ehemaligen HSV-Kapitän waren eigentlich schon alle inhaltlichen Fragen geklärt, kurz vor der Unterschrift scheiterte der Deal dann aber doch noch.
Hoogma forderte ein festes Gehalt von 370.000 Euro pro Jahr, Becker wollte nur 300.000 zahlen - und verhandelte außerdem parallel mit Sergej Barbarez als zweitem Kandidaten. Für Hoogma nicht nachvollziehbar: "Mit Barbarez hätten sie seit elf Monaten sprechen können. Erst klopfe ich doch die interne Lösung ab, dann gucke ich mich draußen um", so der 41-Jährige im "Kicker".
Hoogma: "Das hat mich sehr enttäuscht"
Die Absage habe ihn geschmerzt, so Hoogma weiter: "Ich hätte es gerne gemacht, aber dass man mir sagt, ich sei der Topkandidat und verhandelt parallel, hat mich sehr enttäuscht." Auch dass ein Engagement an 70.000 Euro scheitern soll, ist bei einem Klub der pro Jahr 140 Millionen Euro umsetzt, eher befremdlich.
So wächst der Druck auf Becker weiter. Als Aufsichtsratsvorsitzender ist er in Hamburg für die Einstellung eines Sportchefs verantwortlich, doch seine Kandidaten fallen ständig durch. Und auch Sergej Barbarez, sein zweiter Favorit und selbst Mitglied des Aufsichtsrates, hat im zwölfköpfigen Gremium offenbar keine Mehrheit. Der bei den Fans beliebte ehemalige HSV-Angreifer hat keinerlei Erfahrung - und hat es in seiner Zeit als Rat auch verpasst, sich ein Profil zu geben.
Becker macht die Rolle rückwärts
Also macht Becker offenbar nun eine Rolle rückwärts und geht wieder auf Hoogma zu. Wie SPOX aus dem Umfeld des Niederländers erfuhr, unternahm Becker am Donnerstag einen zweiten Anlauf: Er versucht, das zerstörte Vertrauen wieder aufzubauen und Hoogma umzustimmen. Der allerdings ziert sich noch und bittet um Bedenkzeit.
Immerhin steht er seit seiner Absage am Dienstag bei seinem derzeitigen Arbeitgerber Heracles Almelo genau so im Wort wie bei seiner Familie. Die Chancen stehen dennoch angeblich bei 50 Prozent. Immerhin.