Norbert Meier führte Fortuna Düsseldorf nach zehn Jahren Abstinenz zurück in die 2. Bundesliga. Im Interview spricht Meier über die Ziele für die kommende Saison, die Rivalität mit Köln und die Fans der Fortuna.
SPOX: Herr Meier, wie haben Sie die fußballfreie Zeit verbracht?
Norbert Meier: Für einen am letzten Spieltag aufgestiegenen Drittligisten bleibt viel Arbeit in der fußballfreien Zeit. Aber natürlich bin ich auch in den Urlaub gefahren, um ein paar Tage abzuschalten.
SPOX: Bisher haben Sie drei Neuzugänge, reicht das für die 2. Liga?
Meier: Die drei Verpflichtungen, die wir getätigt haben, erfolgten alle mit Sinn und Verstand. Christian Weber ist 25 Jahre alt und hat über 170 Zweitligaspiele gemacht. Das ist eine richtige Verstärkung für uns. Oliver Fink ist ein sehr spielintelligenter und kopfballstarker Mittelfeldspieler, der links wie rechts schießen kann. An ihm werden wir sicher auch unsere Freude haben. Und mit Johannes van den Bergh haben wir einen jungen Spieler verpflichtet, der mit seinen 23 Jahren noch sehr entwicklungsfähig ist.
SPOX: Im Sturm hat die Fortuna aber noch Handlungsbedarf. Dmitry Bulykin vom RSC Anderlecht soll kurz vor einem Wechsel stehen.
Meier: Richtig, wir beschäftigen uns schon seit Längerem mit ihm, und er hat uns klar signalisiert, dass er zur Fortuna will. Fakt ist aber auch, dass der Spieler Anderlecht gehört und dort im letzten Jahr einen Vierjahresvertrag unterzeichnet hat, so dass ein Kauf aufgrund der langen Vertragsdauer vollkommen unrealistisch ist. Es kommt also nur eine Ausleihe in Frage.
SPOX: Was reizt einen russischen Nationalspieler an der 2. Liga?
Meier: Er hat die Möglichkeit, sich auf dem deutschen Markt zu präsentieren. Eine Zusammenarbeit könnte für beide Seiten zu einer Win-Win-Option werden, wenn er für uns erfolgreich ist. Jetzt müssen wir sehen, wie eine solche Verstärkung umgesetzt werden kann. Aber es sieht derzeit nicht schlecht aus.
SPOX: Sie heben nicht gerne einzelne Spieler hervor, aber wie wichtig wird der erfahrene Axel Lawaree sein?
Meier: Axel hat sich nach seiner langen Verletzung am Ende der letzten Runde gequält, um wieder Anschluss zu finden. Alleine seine Präsenz war wichtig für uns. Ich wäre dennoch sehr davon angetan, noch zwei Stürmer zu verpflichten. Wir wissen bei Axel nicht, in wie weit er der Belastung standhält. Bei Ranisav Jovanovic sieht es ähnlich aus.
SPOX: Welches Ziel geben Sie für die kommende Saison aus?
Meier: Es ist bekannt, wie lange wir aus der 2. Liga verschwunden waren. Da können wir keine großen Sprünge machen. Wir müssen jetzt erstmal überleben und die Klasse halten. Nichts anderes kann unser Ziel sein.
SPOX: Müssen Sie die Euphorie bei den Fans zügeln?
Meier: Das brauche ich gar nicht. Hier haben alle zehn Jahre lang danach gedürstet, endlich wieder in die 2. Liga aufzusteigen. Die Euphorie tragen wir auch alle mit. Doch es gilt, realistisch zu bleiben. Und ich glaube, dass unsere Fans die Lage sehr genau einschätzen können.
SPOX: Am letzten Spieltag der vergangenen Saison waren über 50.000 Zuschauer da, um die Fortuna zu unterstützen. Erwarten Sie ähnliche Rekordkulissen in der 2. Liga?
Meier: Ich denke erst einmal, dass es so etwas in der 3. Liga so schnell nicht wieder geben wird. Wir hatten fast 51.000 Zuschauer, die alle für die Fortuna waren. Die Bremer hatten ja nur 33 Fans mitgebracht. Man muss die Euphorie in die 2. Liga mitnehmen, sich dabei aber bewusst sein, dass uns ein harter Kampf erwartet. Wichtig ist, dass uns die Fans genauso fantastisch unterstützen wie in der letzten Saison. Und dann wollen wir schauen, ob es uns erneut gelingt, vor ausverkauftem Haus zu spielen. Die Pokalpartie gegen Hamburg wäre sicherlich eine gute Gelegenheit.
SPOX: Das Team ist größtenteils zusammengeblieben und eingespielt. Ein Vorteil?
Meier: Ganz gewiss. Die Mannschaft hat den Aufstieg unter anderem geschafft, weil sie ein richtiges Team war. Wir haben viele angeschlagene Spieler zum Ende der Saison gehabt, aber die Ersatzspieler waren in der Lage, ihre Leistung abzurufen...
SPOX: ...und so hat jeder seinen Beitrag zum Aufstieg geleistet...
Meier: Richtig, und das sind Dinge, die zusammenschweißen. Das merkt man in der gesamten Vorbereitung, in der eine sehr gute Stimmung herrscht. Jeder sieht seine Chance, sich ins Team zu spielen. Die Mannschaft hat bewiesen, dass sie teamfähig ist. Diese Stärke müssen wir mitnehmen.
SPOX: Seit je her herrscht eine große Rivalität zwischen Düsseldorf und Köln. Was hat der FC der Fortuna voraus?
Meier: Der FC ist uns aufgrund der Ligenzugehörigkeit finanziell um Jahre voraus. Alleine deswegen können wir uns derzeit gar nicht mit Köln vergleichen. Aber ich glaube, durch diesen Aufstieg hat jeder Fan wieder so ein gewisses Gefühl für die Fortuna entwickelt. Das macht uns alle stolz. Wenn man zur Arbeit kommt und man trifft auf Fans anderer Vereine, kann man wieder mitreden - es lohnt sich wieder, Fan der Fortuna zu sein.
SPOX: Was verbindet Sie persönlich mit der Fortuna?
Meier: Ich habe schon gegen Düsseldorf gespielt, da war die Fortuna noch in der Bundesliga. Das war noch zu Zeiten von Gerd Zewe, Manfred Bockenfeld, Rudi Bommer und wie die Düsseldorfer Größen seinerzeit hießen. Damals war ich für Werder Bremen aktiv und wir haben etliche Schlachten gegeneinander geschlagen. Außerdem bin ich seit langer Zeit schon in Viersen beheimatet und kenne die Region gut. Düsseldorf ist ein absoluter Traditionsverein, den ich schon lange verfolgt habe. Und es ist eine besondere Geschichte, wenn man mit so einem Verein nach zehn Jahren aufsteigen kann. Ich muss Ihnen ganz ehrlich sagen, dass mich das schon stolz macht.
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