Kommentar zur Entlassung von Friedhelm Funkel bei Fortuna Düsseldorf: Aktionismus statt Realismus

Martin Volkmar
29. Januar 202019:24
Wurde nach einer großartigen ersten Bundesliga-Saison mit Fortuna Düsseldorf nun entlassen: Trainerlegende Friedhelm Funkel.getty
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Die Entlassung von Friedhelm Funkel bei Fortuna Düsseldorf ergibt nicht nur angesichts der Verdienste des Trainers, sondern vor allem aufgrund der fehlenden Erstligatauglichkeit der Mannschaft wenig Sinn. Der Verein wollte handeln, nur um des Handelns Willen. Dass das der falsche Weg ist, könnte sich schon früh abzeichnen. Ein Kommentar von SPOX-Chefredakteur Martin Volkmar.

Der letzte Spieltag war also ein historischer Tag: Nach 512 Bundesligaspielen endete mit dem 0:3 bei Bayer Leverkusen die knapp 30-jährige Trainerkarriere von Friedhelm Funkel. Das jedenfalls hat der 66-Jährige nach seiner Entlassung am Mittwoch noch einmal bekräftigt.

Die Trennung nach vier Jahren kam nicht aus heiterem Himmel, die Düsseldorfer sind nach sechs Niederlagen in den vergangenen acht Spielen auf den letzten Tabellenplatz abgerutscht und dürften in der momentanen Verfassung kaum zu retten sein.

Dennoch wirkt der Rauswurf des Urgesteins drei Tage vor dem nächsten Spiel aktionistisch, zumal Nachfolger Uwe Rösler noch nie in Deutschland gearbeitet hat, keinen Ruf als Feuerwehrmann vorweisen kann und zuletzt beim englischen Drittligisten Fleetwood und in Malmö gefeuert wurde.

Doch die Düsseldorfer wollten handeln, um zu handeln - ähnlich wie der 1. FC Nürnberg im vergangenen Jahr, wo der Trainerwechsel eine nicht erstligataugliche Mannschaft auch nicht konkurrenzfähiger machte.

Fortuna Düsseldorf nur eine bessere Zweitliga-Mannschaft

"Sportlich fehlte uns in den letzten Jahren die Kontinuität, und die ist wichtig", sagte Vorstandsboss Thomas Röttgermann wenige Stunden nach der Entscheidung auf der Düsseldorfer Sportbusiness-Messe SPOBIS. "Ich glaube, dass wir Kontinuität auf allen Ebenen brauchen." Getan haben er und seine Kollegen aber in der Trainerfrage das genaue Gegenteil.

Dabei ist die Fortuna realistisch betrachtet eine bessere Zweitliga-Mannschaft, die hauptsächlich dank Funkel überhaupt nochmal in die Bundesliga zurückgekehrt ist und dort nach einer überragenden ersten Saison überraschend die Klasse hielt.

Von daher bildet die momentane Platzierung besonders nach dem Abgang der beiden Topstars Dodi Lukebakio und Benito Raman im Sommer eher den Normalzustand ab und gerade einem Routinier wie Funkel mit seiner unglaublichen Erfahrung im Abstiegskampf hätte man den Turnaround zutrauen können.

Fortuna nur dank Friedhelm Funkel erstklassig

Stattdessen wurde dem Ex-Profi neben dem Festhalten an altgediente Profis wie Adam Bodzek oder Oliver Fink am Ende genau das vorgeworfen, was ihm schon bei anderen Klubs wie Köln oder Frankfurt den Job gekostet hat: Dass er eben Friedhelm Funkel ist. Ein sachlicher, unaufgeregter Arbeiter ohne Glamourfaktor und Allüren.

Es sollte die Düsseldorfer nachdenklich machen, dass der Rauswurf des Krefelders bei nahezu keinem Verein zur Besserung geführt hat, eher im Gegenteil: Uerdingen, Duisburg, Rostock und 1860 München sind mittlerweile sogar drittklassig, Köln, Frankfurt und Hertha stiegen auch nach Funkels Abschied ab.

Auf seiner letzten Station hat er vermutlich den Fehler gemacht, dass er im vergangenen Sommer nicht auf dem späten Höhepunkt inklusiver zahlreicher Auszeichnungen freiwillig zurückgetreten ist. Nachdem die Fortuna Funkel am Dienstagabend noch via Twitter zur Auszeichnung als Düsseldorfs Trainer des Jahres gratuliert hatte, folgte nur wenige Stunden später das unwürdige Ende seiner großartigen Laufbahn. Eine Reihenfolge der Ereignisse in der Außendarstellung, für die der Verein zurecht kritisiert und hinterfragt wird.

Dass das Ende der Funkel-Ära irgendwann kommen würde, war spätestens nach seiner Abschiedsfestlegung klar. Dass er schon jetzt kam, nur rund einen Monat nach seiner Vertragsverlängerung, lag aber weniger an Funkels Arbeitszeugnis, sondern vielmehr an der unnötigen Hektik in der Medien- und Karnevalsstadt Düsseldorf und vor allem dem irrigen Glauben, erstklassig zu sein. Denn das war der Klub nur dank Funkel.