Nach dem Zwangsabstieg in die dritte französische Liga steht der ehemalige Ligue-1-Meister Girondins Bordeaux vor einem Scherbenhaufen. Zwei ehemalige Spieler üben nun scharfe Kritik an dem Traditionsklub.
"Der Verein ist seit vielen Jahren in einem Krankenzustand", schoss Bayern-Legende Bixente Lizarazu in einem Gespräch mit Sport1 gegen den Klub aus Westfrankreich. "Wie soll er aus diesem Schlamassel überhaupt rauskommen? Wenn man in der Schule schlechte Noten bekommt, muss man das Jahr anschließend wiederholen. Im Fußball ist es nicht anders."
Der Niedergang des Vereins, für den er zwischen 1988 und 1996 238-mal auf dem Platz stand, habe sich im Laufe der Jahre immer mehr abgezeichnet. "Seit vielen Jahren vermisse ich eine gewisse Kontinuität an der Vereinsspitze. Es gab zu vielen Eigentümerwechsel, zu oft neue Bosse und Wechsel im Trainerstab. Im Endeffekt hat Bordeaux keinen anderen Weg verdient", so der 52-Jährige
Neben Lizarazu sah auch ein anderer ehemaliger Bundesliga-Star das Schicksal von Bordeaux kommen. "Langsam, aber sicher, hat sich die Gesamtlage auf allen Ebenen im Verein verschlechtert. Man hat das heutige Chaos kommen sehen", sagte Johan Micoud bei L'Equipe TV.
Ähnlich wie Lizarazu sieht Micoud die fehlende Kontinuität im Klub für den Absturz verantwortlich. "Es herrscht zu viel Unruhe, und kein Mensch ist in der Lage, eine gute und vielversprechende Lösung zu finden, um den Verein wieder auf Vordermann zu bringen. Das Ergebnis ist ein extrem negatives Image für den Klub. Früher konnten wir alle an einem Strang ziehen. Davon ist heute gar nichts mehr zu sehen."
Lizarazu: Bordeaux-Posten? "So einfach ist es nicht"
Girondins Bordeaux war nach einer katastrophalen letzten Saison als 20. aus der Ligue 1 abgestiegen. Da der Klub die Kriterien des französischen Verbandes LFP nicht erfüllte und eine geforderte Schuldensumme von 20 Millionen Euro nicht begleichen konnte, wurde er in die dritte Liga herabgestuft.
Hilfe von seinen ehemaligen Spielern kann der sechsmalige französische Meister jedoch kaum erwarten. "So einfach läuft es sicher nicht. Der Eigentümer entscheidet am Ende, welche Marschrichtung ausgewählt wird", winkte Lizarazu ab. "Außerdem ist es in Frankreich selten der Fall, dass ehemalige Spieler wichtige Positionen bei einem Fußball-Klub übernehmen, wie es zum Beispiel der FC Bayern München seit Jahrzehnten erfolgreich tut."