"Das Herzstück des FC Bayern"

SPOX
04. Juli 201215:11
Bayerns Sportvorstand Matthias Sammer an seinem ersten Arbeitstag an der Säbener StraßeGetty
Werbung

Matthias Sammer ist neuer Sport-Vorstand beim FC Bayern München und wird damit Nachfolger von Christian Nerlinger. Im Anschluss an das erste Training der neuen Saison stellte sich der 44-Jährige erstmal auf einer Pressekonferenz. Sammer schlug gleich forsche Töne an, will die Nationalspieler in die Pflicht nehmen und kündigt für die kommende Saison einen Titel an. Zudem spricht er über einen möglichen Martinez-Transfer und bestätigt die Laufzeit seines Vertrags bis 2015.

Matthias Sammer stockte kurz. Als ein Journalist den neuen Sportvorstand von Bayern München fragte, ob er den Fans des deutschen Fußball-Rekordmeisters Hoffnung auf große Transfers machen könne, hielt der 44-Jährige inne.

Dann sagte er: "Ich dachte, ich war der große Transfer" - und lachte. Bei seinem ersten Auftritt als Nachfolger von Christian Nerlinger gab sich Sammer im Innenraum der Münchener Arena locker.

Und doch er machte deutlich, dass er die Zügel beim Zweiten der vergangenen Saison sofort straff anziehen wird.

Sammer zieht die Zügel an

Nach zwei Jahren ohne Titel soll Sammer bei den Bayern für neuen Schwung sorgen. "Alles Selbstmitleid, alle persönlichen Eitelkeiten dürfen keine Rolle spielen. Wir werden, wollen und müssen sofort erfolgreich sein", sagte er.

Dass die EM-Teilnehmer um Bastian Schweinsteiger wegen des kräftezehrenden Turniers erschöpft aus ihrem dreiwöchigen Urlaub kommen könnten, akzeptiert der ehemalige Sportdirektor des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) nicht.

"Ich sehe keinen Grund für irgendein Alibi", sagte Sammer und ergänzte: "Ich hatte in meinem Leben nie drei Wochen Urlaub." Er wisse zwar, dass die Ergebnisse der vergangenen Saison mit zweiten Plätzen im DFB-Pokal, der Meisterschaft und der Champions League nicht einfach zu verarbeiten seien. Allerdings gelte es jetzt "eine Aufbruchsstimmung zu erzeugen".

Pizarro gleich verletzt

Die Aufbruchstimmung begann bereits gegen 15.10 Uhr, als Trainer Jupp Heynckes zum ersten Training an der Säbener Straße bat.

18 Spieler, darunter einige Jugendspieler, versammelte das Trainerteam unter Beobachtung von zahlreichen Fotografen, Kamerateams und etwa 700 Fans, die die Neuzugänge Xherdan Shaqiri, Dante, Tom Starke, Mitchell Weiser und Claudio Pizarro mit verhaltenem Applaus begrüßten.

Mario Mandzukic hat wie alle anderen EM-Teilnahme erstmal Urlaub. Pizarro brachte an seinem ersten Tag an alter Wirkungsstätte gleich mal eine Oberschenkelverletzung mit und trainierte nach dem Fototermin der Neuen separat.

Sammer schließt Trainertätigkeit aus

Heynckes, so versicherten Sammer und Präsident Uli Hoeneß, werde die Saison als Trainer beenden - mindestens. Sammer schloss "definitiv" aus, "dass ich irgendwann als Notfalltrainer einspringen werde."

Hoeneß korrigierte sogar sein eigenes gesprochenes Wort von Mitte Juni: "Ich möchte dazufügen, dass ich den Satz: 'Wir werden im nächsten Jahr einen neuen Trainer holen.' so nicht mehr stehen lassen würde. Jetzt spielen wir diese Saison in Ruhe mit Jupp Heynckes, dann schauen wir mal weiter..."

Aber nicht Heynckes, sondern Sammer ist der neue starke Mann beim FC Bayern. Nachdem ihm Hoeneß am vergangenen Sonntag das finale Angebot unterbreitete, bei Bayern der vierte Mann im Vorstand zu werden und die Verantwortung in den Bereichen Lizenzspieler, Trainerstab, Scouting und Nachwuchsarbeit zu übernehmen, überlegte Sammer eine Nacht.

Am nächsten Morgen sagte er zu. "Wenn der FC Bayern ruft, ist das etwas Besonderes. Das ist nicht so, als ob der Postmann klingelt", erklärte er.

Sein Vertrag beim DFB war zwar bis 2016 gültig, doch er hatte die Zusage bei einem Angebot der Bayern gehen zu dürfen. "Das war immer in seinem Hinterstübchen", sagte Präsident Hoeneß, der gemeinsam mit Sammer, Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge und Finanzvorstand Karl Hopfner zu der Pressekonferenz vor rund 60 Journalisten erschienen war.

Das Herzstück des FC Bayern

Sammer erhält bei den Münchenern einen Vertrag bis 2015. Seinen Verantwortungsbereich sieht Rummenigge als "Herzstück des FC Bayern" an.

Bereits beim DFB hatte er äußerst erfolgreich den Nachwuchs gefördert. Bei Bayern wolle er das "mit etwas Geduld" angehen. "Die erste Mannschaft hat aber überhaupt keine Zeit", sagte er. Sie müsse sofort erfolgreich sein.

Nicht die Bayern waren in den letzten beiden Jahren dominant, sondern Sammers Ex-Verein Borussia Dortmund, wo er als Spieler und Trainer große Erfolge feierte.

Sammer: "Wir sind der FC Bayern"

"Zu Borussia Dortmund gibt es von meiner Seite wenig zu sagen. Das ist vorbei. Ich bringe den Respekt mit. Aber nur wenn man auf sich selbst schaut, kann man sein Potenzial am besten abrufen. Wir sind der FC Bayern und werden uns gegebenenfalls zu Wort melden. Alles andere lassen wir mal so stehen. Wir sind der FC Bayern", sagte Sammer.

Klare und bemerkenswerte Worte. Kaum im Amt identifiziert sich Sammer bereits total mit dem FC Bayern. Zur Freude von Hoeneß und Rummenigge, die Sammer das Wohl des Vereins in sportlicher Sicht anvertrauen.

Ob die Bayern noch vor dem Bundesligastart am 25. August gegen Greuther Fürth mit Spielern wie Javi Martinez von Athletic Bilbao verstärkt wird, kommentierte Sammer vielsagend so: "Ich kenne den Spieler gut. Und die Verantwortlichen, die ihn gesehen haben, schätzen ihn als sehr, sehr gut ein. Warten wir doch mal ab."

Die Konkurrenz kann diese freundlich verpackten Worte als erste kleine Kampfansage werten. Allerdings würde der frisch gebackene Europameister Martinez wohl nahezu die komplette Vorbereitung verpassen. Er steht im Kader des spanischen Olympiateams.

Seite 2: Die komplette Sammer-Pressekonferenz zum Nachlesen

Nach 41 Tagen Sommerpause startete der FC Bayern am Dienstagnachmittag in die Saisonvorbereitung. Im Anschluss fand jetzt die erste Pressekonferenz mit dem neuen Sport-Vorstand Matthias Sammer, Präsident Uli Hoeneß, Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge und Karl Hopfner statt.

Die gesamte Pressekonferenz zum Nachlesen

17.46 Uhr: Hoeneß: "Es ist wichtig, dass sich UEFA und FIFA da endlich mal einigen. Es kann nicht der eine Hü und der andere Hott sagen..."

17.45 Uhr: Rummenigge zur Torlinientechnik: "Ich bin grundsätzlich dafür. Es gibt so etwas, es funktioniert offensichtlich. Aber ich bin nicht dafür, das Rad dann immer weiterzudrehen. Sonst gibt es nur noch Unterbrechungen."

17.44 Uhr: Sammer als Einzelkämpfer: "An meiner Seite werde ich einen wissenschaftlichen Mitarbeiter mitbringen. Alles andere wird man weiter analysieren. Ich habe mit Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge ausgemacht, dass erst nicht groß geplant ist, noch mehr Leute einzuholen. Bisher ist beim FC Bayern auch alles ohne Matthias Sammer gelaufen. Aber ich werde die Herren auch überzeugen, was im sportlichen Bereich notwendig ist."

17.44 Uhr: Hoeneß: "Für uns war klar, dass nur Matthias Sammer in Frage kommt. Wir sind kein Verein, der drei, vier Ersatzlösungen bestellt."

17.42 Uhr: Sammer: "Ob ich auf der Bank sitzen werden oder oben auf der Tribüne, das werden wir ganz in Ruhe noch besprechen. Aber es definitiv ausgeschlossen, dass ich irgendwann als Notfalltrainer einspringen werde!"

17.41 Uhr: Hoeneß: "Ich möchte da dazufügen, dass ich den Satz: 'Wir werden im nächsten Jahr einen neuen Trainer holen.' so nicht mehr stehen lassen würde. Jetzt spielen wir diese Saison in Ruhe mit Jupp Heynckes, dann schauen wir mal weiter..."

17.40 Uhr: Rummenigge zu Guardiola: "Ich habe das auch gelesen, aber bestätigt hat das niemand beim FC bayern. Wir werden in aller Ruhe Gedanken machen. Von uns werden wir zu diesem Thema bis Weihnachten keine Aussage mehr bekommen! Erst dann werden wir uns zusammensetzen."

17.38 Uhr: Sammer über seine Fußballbesessenheit: "Das kann ich nicht erklären. Ich bin ich. Das hat sich so entwickelt. Ich liebe natürlich meine Frau, aber ich liebe auch dieses Spiel. Ich kann nicht beantworten, warum ich so bin. Aber gegen meinen Vater, was gewisse Sturheiten betrifft, bin ich ein Waisenknabe."

17.37 Uhr: Rummenigge: "Wir wollen im nächsten Jahr wieder Titel gewinnen. Deshalb müssen wir ein bisschen was besser machen als im letzten Jahr."

Matthias Sammers Auftrag: Ein neuer FC Bayern

17.35 Uhr: Sammer: "Zu Borussia Dortmund gibt es von meiner Seite wenig zu sagen. Das ist vorbei. Ich bringe den Respekt mit. Aber nur wenn man auf sich selbst schaut, kann man sein Potenzial am besten abrufen. Wir sind der FC Bayern und werden uns gegebenfalls zu Wort melden. Alles andere lassen wir mal so stehen. Wir sind der FC Bayern."

17.33 Uhr: Sammer über die Nationalspieler: "Die haben jetzt drei Wochen Urlaub. Ich hatte in meiner Karriere nie drei Wochen Urlaub. Das ist eine exzellente Zeit für einen Spieler, um sich körperlich und geistig zu erholen. Es gibt im Training Ausgangssituationen, die individuell zugeschnitten auf den Einzelnen gesteuert werden können. Ich sehe also überhaupt keinen Grund für irgendein Alibi, dass wir nach einer gewissen Trainingszeit nicht in die Form kommen sollten, die es für den FC Bayern braucht."

17.30 Uhr: Sammer: "Wir sind der Meinung, dass wir eine sehr sehr gute Mannschaft haben. Die Struktur dieser Mannschaft wird im kommenden Jahr auch von den Enttäuschungen zuletzt geprägt sein. Aber wir benötigen eine Aufbruchsstimmung! Man darf sich beim FC Bayern nicht bedauern lassen. Die schlimmste Situation wäre jetzt Selbstmitleid. Jetzt dürfen persönliche Eitelkeiten keine Rolle spielen."

17.28 Uhr: Hoeneß über Nerlinger: "Sie werden von mir nie ein schlechtes Wort hören über Christian. Er sollte in seine Position hineinwachsen. Wir waren aber der Meinung, dass wir nicht die Zeit haben, die Entwicklungen dieser Phase abzuwarten. Wäre diese positiv verlaufen, wäre auch die Frage nach dem Aufrücken in den Vorstand aufgekommen."

17.26 Uhr: Sammer über den Martinez-Transfer: "Grundsätzlich hat der Spieler die Qualität, aber er kostet auch etwas. Ein paar verrückte Sachen kann man ja immer machen, aber keine unvernünftigen. Ich kenne den Spieler gut, die Verantwortlichen, die ihn schon gesehen haben, schätzen ihn sehr gut ein. Warten wir's mal ab."

17.24 Uhr: Sammer über die Beweggründe: "Ich bin der Meinung, dass Menschen große Marken beeinflussen. Deshalb will ich mit diesen Menschen hier zusammengehen und mit ihren Visionen und Inhalten. An der Seite dieser großen Persönlichkeiten will ich weiter reifen. Es gab 1993 oder 1994 mal eine Anfrage der Bayern, damals noch als Spieler. Ich habe mich damals für Dortmund entschieden, weil ich da bereits eine mündliche Zusage gegeben hatte."

SPOXspox

17.22 Uhr: Sammer über die bisherigen Transfers: "Bis hierher haben die Leute beim FC Bayern aufgrund einer langfristigen Planung vorbereitet und abgewickelt. Was noch nicht abgewickelt ist, wird bei mir Gehör finden. Wir haben heute schon einige Themen und Inhalte besprochen. Das war für mich unglaublich schön zu erleben, in welcher Deutlichkeit man Personalien beim FC Bayern bespricht. Noch ein großer Transfer? Ich dachte, ich war der große Transfer... Die Denkweisen dieses Vereins sind nicht klein, sondern eher groß. Warten wir einfach mal ab..."

17.21 Uhr: Sammer über die Ziele: "Wir wollen, müssen und werden auch sofort erfolgreich sein mit unserer ersten Mannschaft. Im Nachwuchsbereich haben wir etwas mehr Zeit und können Geduld walten lassen."

17.20 Uhr: Hopfner: "Das Wichtigste wird sein, die sportliche Seite zu unterstützen. Denn nur durch sportliche Erfolge werden wir auch wirtschaftliche Erfolge haben. Umgekehrt wird es nie sein. Wir müssen jetzt Hand in Hand arbeiten. Nur dann werden wir auch wieder die Erfolge feiern, die uns zustehen."

17.18 Uhr: Sammer: "Ich finde, der FC Bayern hat eine hoch interessante Mannschaft mit vielen jungen Spielern, die Entwicklungspotenzial haben. Wir haben einen erfahrenen Trainer, der alles erlebt hat auf dieser Welt."

17.16 Uhr: Sammer: "Ich hatte beim DFB ja noch eine längere Vertragslaufzeit. Aber es gab immer auch den FC Bayern, das habe ich Wolfgang Niersbach auch so gesagt. Deshalb bin ich ihm heute auch sehr dankbar: Nach dem Anruf hat er in einer Direktheit und Klarheit reagiert."

17.14 Uhr: Sammer: "Wenn der FC Bayern ruft, dann ist das beeindruckend und nicht so, als würde der Postmann mal klingeln. Als wir uns dann angenähert hatten, habe ich mich sofort mit den Inhalten auseinandergesetzt. Ich freue mich, dass ich die wichtigen und großen Aufgaben bescheiden angehen darf. Es sind große Dinge, die wir angehen werden. Es ist nicht einfach für die Spieler, die letzte Saison zu verarbeiten... Es war klar, dass ich es mache. Seitdem geht es richtig gut. Es macht Freude und Spaß. Und so sollten wir die Arbeit auch angehen."

17.12 Uhr: Rummenigge: "Matthias ist zuständig für den sportlichen Part, für die Lizenzspieler-Mannschaft, das Trainerteam, den Nachwuchs und das Scouting. Ich würde ihn als das Herzstück des FC Bayern ansehen. Denn wenn es in seinem Bereich gut läuft, gehen uns auch die anderen Dinge leichter von der Hand. Wir hatten heute schon unsere erste Sitzung. Ich bin sehr optimistisch, dass wir eine erfolgreiche Zeit mit Matthias Sammer einläuten werden."

17.10 Uhr: Hoeneß: "Warum Matthias Sammer? Wir haben seinen Weg seit langer Zeit beobachtet und ihn ja immer auch mal getroffen, wenn er hier Spiele analysiert hat. Da ist mir immer wieder seine Kompetenz aufgefallen. Dazu sind eine Mehrzahl der Spieler bei der EM durch seine Hände gegangen. Wir wollen den FC Bayern in diese Richtung bringen und im Nachwuchsbereich neue Wege gehen und Maßstäbe setzen. Da war es nur klar, den Mann zu verpflichten, der dafür absolut die Kompetenz hat."

17.09 Uhr: Hoeneß: "Danach habe ich einige Gespräche mit Matthias Sammer geführt. Letztes Wochenende ist das dann konkret worden. Am Sonntag kurz vor 9 Uhr hat er mich dann angerufen und gesagt: 'Ja, ich mache das.'. Vorher war auch klar, dass Trainer und Vorstand hinter der Sache stehen. Danach hat Matthias bei Wolfgang Niersbach angerufen und um seine Freigabe gebeten. Offenbar hatte er immer im Hinterstübchen, dass wenn der FC Bayern kommt, er vielleicht da hin gehen würde."

17.08 Uhr: Hoeneß: "Haben im einen oder anderen Punkt in der Aufarbeitung der letzten Saison einige Dissonanzen bemerkt mit Christian Nerlinger. Um den 25. Mai herum sind wir dann in einem gemeinsamen Gespräch zum Schluss gekommen, dass die Basis für eine weitere Zusammenarbeit nicht mehr gegeben ist. Wir haben das Thema aber so lange aus der Öffentlichkeit heraushalten wollen, bis die EM vorbei ist."

17.07 Uhr: Neben Sammer und Hoeneß sitzen auf Karl Hopfner und Kalle Rummenigge auf dem Podium. Hoeneß beginnt...

17.06 Uhr: Und alle nehmen Platz, Markus Hörwick führt die Runde...

17.04 Uhr: Kleine Verzögerung. In wenigen Momenten wird's aber nun wirklich losgehen hier. Versprochen.

16.55 Uhr: Gleich geht's los in der Allianz Arena. Die Journalisten nehmen ihre Plätze ein. Bis gleich...

Matthias Sammer im Steckbrief