Luka Jovic - Zwischen Drinks und Donuts: Der Fall des einstigen Erfolgsbüffels

Constantin Eckner
02. Februar 202316:30
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Luka Jovic muss sich im Sommer womöglich schon wieder einen neuen Verein suchen, geht es nach dem Willen von Fiorentina-Trainer Vincenzo Italiano. Ein wirklicher Top-Performer war der Serbe eigentlich nur einst bei Eintracht Frankfurt. Sein Lebensstil tut ein Übriges, um den Ruf von Jovic zu beschädigen.

Die Büffelherde von Eintracht Frankfurt spielte nicht lange zusammen, hinterließ aber in der Hessenmetropole bleibenden Eindruck. Doch für alle drei einstige Erfolgsbüffel verlief die Zeit nach der Eintracht nicht ohne Rückschläge. Sébastien Haller kam nach seinem 50-Millionen-Euro-Wechsel bei West Ham United nicht zurecht, konnte jedoch sein Image in Amsterdam wieder aufpolieren und ist aufgrund der jüngsten Entwicklungen natürlich ein absoluter Publikumsliebling in Dortmund. Ante Rebic mag beim AC Milan nicht zum uneingeschränkten Startelfpersonal gehören, jedoch war er Bestandteil der Meistermannschaft von 2022 und geht weiter auf Torejagd für den großen Mailänder Klub.

Dann wäre da noch Luka Jovic, der die größte Ablösesumme in die Frankfurter Kassen spülte, als er 2019 für fast schon obszöne 63 Millionen Euro, wobei Benfica selbst insgesamt über 35 Millionen kassierte, zu Real Madrid ging. Doch danach schien es zeitweilig so, als wäre der Serbe in einem Zeugenschutzprogramm gelandet. Er kam auf lediglich 1.600 Einsatzminuten über zweieinhalb Jahre in Diensten der Madrilenen, die eigentlich gewillt waren, Jovic Chancen zu gewähren und ihn als Alternative zu Karim Benzema zu etablieren. Doch es sollte nicht sein, weil Jovic nie überzeugen konnte. Zwischenzeitlich wurde er sogar per Leihgeschäft noch einmal nach Frankfurt zurückgeschickt.

Im vergangenen Sommer erfolgte der Wechsel zur Fiorentina, wo Jovic nach 27 Einsätzen wohl erneut auf dem Abstellgleis steht.

Dieser Umstand zeigt: Die Viola haben eine versierte Scoutingabteilung, die allerdings zu wenig wert darauflegt, den persönlichen Hintergrund von Spielern genau zu prüfen. Andere Klubs agieren in dieser Hinsicht sorgfältiger und haben die Warnzeichen bei Jovic ernstgenommen.

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Luka Jovic fiel mehrfach negativ auf

Wenn wir rein anekdotisch auf seine Karriere schauen, so war der Serbe bereits bei Benfica unangenehm aufgefallen. Nach dem Wechsel von Limassol zum Spitzenklub aus Lissabon im Winter 2016 stand das Debüt von Jovic an, was er jedoch damit einläutete, dass er sich in der Nacht zuvor betrank. Er absolvierte ganze vier Partien für Benfica innerhalb von 18 Monaten und stand die meiste Zeit nicht einmal im Kader von Rui Vitória.

Frankfurt wurde zu einer Art Neuanfang und nach allem, was man weiß, blieb er in den darauffolgenden 18 Monaten verhaltensunauffällig. Seine schlechten Gewohnheiten, inklusiver einer Vorliebe für Donuts und andere Süßigkeiten, traten erst nach der Eintracht wieder zu Tage.

Da Jovic ohnehin über eine bullige Statur verfügt, werden jegliche Esseskapaden meist optisch sichtbar. Seine Körpersprache, die gerade im Trikot der Fiorentina zuletzt vor allem Desinteresse ausstrahlte, kommt obendrauf.

Luka Jovic: Nur in Frankfurt fokussiert gewesen

Jovic unterschrieb im Sommer einen Vertrag bis 2024 mit einem Jahresgehalt von rund drei Millionen Euro und entsprechenden Verlängerungsoptionen. Er könnte also unter Umständen die Laufzeit in der toskanischen Metropole aussitzen und weiterhin gutes Geld kassieren. Ob er nochmal eine Chance bei der Fiorentina erhält, scheint im Moment fraglich. Er sah die Viola eigentlich nur als Trittbrett, um wieder zu einem absoluten Spitzenklub zu gelangen, und machte aus seiner Einstellung auch keinen Hehl.

Allerdings hätte es in der ersten Saisonhälfte wenigstens ansatzweise Leistungen und Einsatz benötigt, die Jovic zurück auf die Beobachtungslisten bringen. Dem war nicht so. Stattdessen schlürfte der Serbe umher, wirkte wie ein Fremdkörper im taktischen System des gebürtigen Karlsruhers Vincenzo Italiano und zeigte nicht einmal gutes Positionsspiel innerhalb des Strafraums. Damit ging ihm selbst seine vielleicht größte Qualität als Vollstrecker von Torchancen ab.

Im Schnitt produzierte Jovic über 90 Minuten einen Wert von 0,46 Expected Goals für die Fiorentina. Das allein ist eigentlich schon zu wenig. Obendrein ist er ein durchgängiger Unterperformer hinsichtlich seiner Effizient im Kontext der xG-Werte. Die einzige Ausnahme war jene Saison 2018/19 für Eintracht Frankfurt, in welcher der Serbe schlichtweg fokussierter wirkte und gerade auch sein Positionsspiel im Strafraum um einiges besser war. Kommt diese Stärke noch einmal zurück? Der Cheftrainer der Fiorentina glaubt nicht daran.

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Luka Jovic: Trainer wollte ihn angeblich loswerden

Denn Italiano hatte laut Medienberichten bereits beim Vorstand darum gebeten, Jovic noch im Januar-Transferfenster loszuwerden und Ersatz zu holen. Trotz anhaltender Gerüchte kam es aber nicht zu einem Abschied - auch eine erneute Rückkehr an den Main war angeblich Thema. Doch auch daraus wurde nichts! Der Stürmer bleibt mindestens bis Sommer.

Ob die Fiorentina dann einen Abnehmer findet, erscheint ob der jüngsten Leistungen eher unwahrscheinlich. Vielleicht ließe sich eine Leihe vereinbaren, wodurch Jovic so langsam die gewohnte Odyssee eines gefallenen Top-Spielers durchleben würde.

Wie schon Dele Allis Absturz zeigte, darf der Verweis auf die privaten Hintergründe nicht fehlen. Jovic stammt aus dem Dorf Batar und wuchs als Sohn bosnischer Serben in den Jahren nach dem Bosnienkrieg auf. Mit acht Jahren wurde er von Roter Stern in einem Sichtungscamp entdeckt und verpflichtet. Sein Vater Milan erhielt damals pro Spiel umgerechnet 50 Euro und Spritgeld, denn er musste seinen Sohn regelmäßig nach Belgrad fahren - nicht selten mit der Konsequenz, dass beide im Auto übernachteten.

Jovics Talent - unter anderem ein guter Schuss und Beidfüßigkeit - brachten ihn und seine Familie in bessere Verhältnisse, was für sich genommen schon als Erfolg zu bewerten ist. Ob es nochmal eine Rückkehr des einstmals großen Jovic gibt, liegt in seinen Händen wie auch in denen, die ihn unter Vertrag haben. Denn ohne Kontrolle und stabiles Umfeld scheint es beim Angreifer nicht zu klappen.