Lukas Hradecky steht vor einer wichtigen Entscheidung. Bleibt er bei Eintracht Frankfurt und verlängert seinen auslaufenden Vertrag? Oder sucht der 28-Jährige eine neue Aufgabe bei einem größeren Klub, der bessere Aussichten auf Erfolg und regelmäßige Teilnahmen am Europapokal hat?
Im Sommer 2015 suchte Eintracht Frankfurt eine neue Nummer eins. Die Hessen hatten gerade Kevin Trapp an Paris St. Germain verloren und nicht wenige Menschen im Frankfurter Umfeld befürchteten, dass die SGE einen Torwart von Trapps Kaliber nicht ersetzen kann. Als Sportdirektor Bruno Hübner dann für 2,5 Millionen Euro den Finnen Lukas Hradecky von Bröndby IF holte und als neuen Stammkeeper präsentierte, wurden diese Sorgen erstmal nicht geringer.
Doch Hradecky überraschte nicht nur das Publikum, sondern auch seine Gegner. Woche für Woche. Schnell bekam er den Spitzname "Spinne". Er zeigte Reflexe, für die der Zuschauer sechs Arme und Beine bräuchte. Hradecky sorgte dafür, dass Frankfurt nach Trapps Abschied kein Torwartproblem bekommen hat.
Eintracht Frankfurt: 2018 wie 2015?
Im Sommer 2018 steht der Klub aber womöglich vor demselben Problem wie drei Jahre zuvor. Hradeckys Vertrag läuft am Saisonende aus, eine Verlängerung ist schon mehrfach gescheitert. Vor der Saison war er angeblich schon mit Benfica Lissabon einig, doch der Transfer kam schließlich nicht zustande.
Geht Hradecky jetzt, geht er ablösefrei. Hradecky zu verlieren wäre für Frankfurt doppelt schädlich: Sportlich, weil er zu den besten Torhütern der Liga zählt. Und finanziell, weil man für ihn keine Ablöse kassieren würde.
Als sich Spieler und Klub vor der Saison nicht auf eine Vertragsverlängerung einigen konnten, galt ein Abschied als sicher. Doch durch den sportlichen Erfolgslauf hat Frankfurt plötzlich eine neue, ungeahnte Verhandlungsbasis geschaffen, um Hradecky vielleicht doch noch vom Verbleib zu überzeugen.
Bei der Eintracht hat Hradecky den Stammplatz im Tor einer intakten Mannschaft sicher. Die Teilnahme an der Europa League wird mit jedem Punktgewinn der SGE wahrscheinlicher. Sogar die Qualifikation für die Champions League ist drin. "Wir sind gesprächsbereit. Wir wissen, dass es relativ schwer werden würde, aber wenn wir die Vorstellungen korrigieren können, ist es nicht aussichtslos", sagte Hübner vor Kurzem in der FAZ zur Personalie Hradecky. Doch der hat wohl noch zwei weitere Optionen.
BVB und Leverkusen: Hradeckys Optionen in der Bundesliga
Eine davon soll Borussia Dortmund sein. Laut dem kicker haben BVB-Verantwortliche schon ein erstes Gespräch mit Hradecky geführt. Klar ist, dass der BVB im Sommer einen neuen Keeper braucht, weil Roman Weidenfeller seine Karriere beendet. Unumstritten ist auch die Position des aktuellen Stammtorwarts Roman Bürki nicht.
Die Statistiken von Bürki und Hradecky in den letzten drei Jahren unterscheiden sie sich nicht wesentlich. Hradecky spielt häufiger lange Bälle, was eine etwas niedrigere Passquote zur Folge hat. Bürki hat in der laufenden Saison viermal öfter seinen Kasten sauber gehalten und insgesamt zwei Gegentore mehr als sein Frankfurter Konkurrent zugelassen - bei 15 Pflichtspielen mehr. Dass beide Keeper statistisch fast gleich aufliegen ist allerdings ein Vorteil für Hradecky. Der Job des Torhüters bei Eintracht Frankfurt ist wohl fordernder als bei Borussia Dortmund.
Hradeckys zweite bundesligainterne Wechsel-Option ist wohl Bayer Leverkusen. Dort könnte er auf Bernd Leno folgen, falls dieser nach Italien wechselt. Der SSC Neapel soll interessiert sein.
Hradecky vs. Bürki seit 2015
Spieler | Verein | Spiele | Gegentore | Zu Null | Zu Null 17/18 |
Lukas Hradecky | Eintracht Frankfurt | 107 | 130 | 31 | 6 |
Roman Bürki | Borussia Dortmund | 122 | 132 | 39 | 10 |
Eintracht Frankfurt: Wie geht es weiter?
Falls Hradecky Frankfurt verlässt, stünde die Eintracht wieder am selben Punkt wie im Sommer 2015. Doch dieses Mal wäre es für den Verein nicht so scheinbar aussichtslos, einen guten Ersatz zu verpflichten. Als Europa-League-Teilnehmer könnte die Eintracht ganz selbstbewusst nach gestandenen Bundesligakeepern Ausschau halten - und als Champions-League-Teilnehmer sowieso.
Womöglich wäre dann sogar eine Rückkehr von Kevin Trapp denkbar. Der ist in Paris nur Reservist und hat noch Vertrag bis 2020. Finanziell könnte Frankfurt Trapps Vertrag wohl nur mit Hilfe von PSG stemmen, etwa auf Leihbasis, wobei man nur einen gewissen Prozentsatz des Gehalts tragen würde. Damit hätte Trapp Spielpraxis und Zeit um zu sehen, wohin sich die Eintracht sportlich bewegt.