Borussia Dortmund mag im Rückspiel des Viertelfinals der Champions League (20.30 Uhr im LIVE-TICKER) mit dem Rücken zur Wand stehen, aber Real Madrid hat in Deutschland schon mehrmals richtige Klatschen kassiert. Ein Blick auf die größten Pleiten der Königlichen auf deutschem Boden.
2 Siege, 6 Unentschieden, 18 Niederlagen - was klingt, wie die Quote eines besonders hilflosen Absteigers, ist die Bilanz von Real Madrid in Deutschland. Unmöglich ist für Borussia Dortmund also nichts, schließlich hat auch der BVB die Königlichen vor knapp einem Jahr deutlich geschlagen. Ein Rückblick auf die größten Real-Klatschen auf deutschem Boden in K.o.-Spielen.
23.4.1980: Hamburger SV - Real Madrid 5:1
"Final en casa" - "Finale dahoam". Das winkte den Königlichen im Landesmeisterpokal 1980. Das Halbfinal-Hinspiel wurde im Estadio Santiago Bernabeu mit 2:0 gewonnen, nun sollte der Finaleinzug in Hamburg perfekt gemacht werden. Niemand rechnete wirklich damit, dass das Team um Camacho, Del Bosque, Santillana und Stielike große Probleme mit dem HSV bekommen könnte.
Niemand - außer vielleicht Branco Zebec. Der Hamburger Trainer war kurz zuvor sturzbetrunken zu einem Ligaspiel gegen Dortmund erschienen, hatte "unseren Respekt aber nicht verloren", wie Mittelfeldspieler Caspar Memering später sagte. Daher hörten Manfred Kaltz, Felix Magath und Co. wohl auch besonders gut zu, als Zebec ihnen einbläute: "Zuhause sind wir eine Macht!"
Genau das sollte sich bewahrheiten. Von Anfang an dominierten die Rothosen mit elektrisierendem Fußball und hatten das Hinspielresultat schon nach 17 Minuten egalisiert. Auch der zwischenzeitliche Anschlusstreffer durch Cunningham half nichts - zur Pause stand es schon wieder 4:1. Danach agierte der HSV kontrollierter und ließ nichts mehr anbrennen, Memering besorgte in der 90. Minute die Entscheidung.
Auch wenn Hamburg das Finale in Madrid gegen Nottingham Forest verlor, lebt das Spiel in der Hansestadt auf ewig weiter. Nicht zuletzt halten Günther Netzer und Ditmar Jakobs die Leistung für "das beste HSV-Spiel aller Zeiten".
Und in Madrid? Es sollte in Deutschland zwar noch einige Klatschen für Real geben - angesichts des möglichen Triumphs vor eigenem Publikum hat die Niederlage in Hamburg dennoch einen Ehrenplatz unter den bittersten Pleiten der Klubgeschichte.
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17.3.1982: 1. FC Kaiserslautern - Real Madrid 5:0
UEFA-Cup. Viertelfinale. Auf der einen Seite: der erfolgreichste Klub Europas. Auf der anderen Seite: der Tabellenneunte in Deutschland. Im Hinspiel hatte Real standesgemäß mit 3:1 gewonnen. Klare Sache also. Was sich an diesem März-Tag jedoch im Fritz-Walter-Stadion ereignen sollte, hat einen entscheidenden Anteil am Mythos Betzenberg, der sich bis heute hält.
Zum Beispiel, weil Friedhelm Funkel mit zwei Buden nach 14 Minuten bereits den Rückstand egalisiert hatte. Oder weil der FCK den Königlichen durch Hannes Bongartz, Norbert Eilenfeldt und Rainer Geye am Ende die höchste Niederlage überhaupt in Deutschland beibrachte.
Vor allem aber, weil der Betze der hoch gelobten Klassemannschaft offenbar völlig die Nerven raubte. Das erste Anzeichen dafür lieferte das 1:0, bei dem Keeper Augustin einen - gelinde gesagt - mehr als haltbaren Ball passieren ließ.
Seine Vorderleute gaben aber auch keine bessere Figur ab und sammelten sage und schreibe drei Rote Karten. Um das Dilemma komplett zu machen, scheiterte Cortez auch noch mit einem Elfmeter an FCK-Keeper Hellström. Und dann funktionierte Real auch noch als Aufbaugegner - Lautern verlor danach kein Ligaspiel mehr und kletterte noch auf Platz drei. Zur Ehrenrettung der Königlichen hat das allerdings nicht beigetragen.
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27.11.1985: Borussia Mönchengladbach - Real Madrid 5:1
Mehr als drei Jahre waren nach dem Debakel am Betze vergangen, als Real zum nächsten Mal in Deutschland spielen musste. Und auch diese UEFA-Pokal-Partie lief nicht besonders gut für das Team um Camacho, Butragueno und Co. Wieder kamen sie in Deutschland erneut ordentlich unter die Räder.
Uwe Rahn (2), Frank Mill und Ewald Lienen trafen damals für die Fohlen, Salguero steuerte in aller Freundlichkeit ein Eigentor dazu. Und dann holte sich Gordillo, der als einziger für Real getroffen hatte, auch noch eine Rote Karte ab - ein ganz mieser Abend also.
Berühmt ist das Aufeinandertreffen der beiden Teams aber aus einem anderen Grund: Im Rückspiel gelang den Königlichen tatsächlich das Kunststück, den Rückstand zu drehen und mit 4:0 zu gewinnen. Fortan galten sie sogar als "comeback kings" - welch Ironie! Einen Gladbacher Fan - oder Jupp Heynckes - muss man daran vermutlich nicht erinnern.
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8.4.1987: Bayern München - Real Madrid 4:1
Die Rivalität zwischen Bayern und Real war bereits vorher intensiv, in diesem Halbfinale des Landesmeisterpokals eskalierte die Situation aber vollkommen. Nicht auf der sportlichen Seite: Bayern war den Madrilenen meilenweit überlegen und gewann die Partie auch in der Höhe verdient. Zu deutlich für Real-Ikone Juanito.
Es stand nach Toren von Klaus Augenthaler, Lothar Matthäus und Roland Wohlfarth bereits 3:0, als der Stürmer eins der brutalsten Aktionen der Europacup-Geschichte fabrizierte. Dem am Boden liegenden Matthäus trat er erst in den Rücken und dann sogar auf den Kopf - "Lothar hat geglaubt, Juanito wollte ihn umbringen", sagte Andi Brehme später.
Juanito sah Rot und wurde für fünf Jahre vom Europa-Spielbetrieb ausgeschlossen. Immerhin konnte Matthäus weiterspielen und erzielte sogar noch ein weiteres Tor. Madrid sammelte durch Mino eine weitere Rote. Keine Sternstunde der Vereinsgeschichte Reals.
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24.4.2013: Borussia Dortmund - Real Madrid 4:1
Es dauerte bis zum Jahr 2000, bis Real zum ersten Mal in Deutschland gewinnen sollte (3:2 bei Bayer Leverkusen). Danach waren es weitere 14 Jahre bis zum nächsten Sieg, dem brutalen 6:1 auf Schalke vor wenigen Wochen.
Wenn der BVB für den heutigen Abend indes Motivation schöpfen möchte, muss er nicht einmal ein Kalenderjahr zurückblicken. Schließlich ließ sich das Halbfinal-Hinspiel 2013 in genau vier Worten zusammenfassen: Lewandowski, Lewandowski, Lewandowski und... Lewandowski.
"Lewandowski zerstört Real": Die Pressestimmen
Vier Buden schweißte der Pole den Madrilenen zwischen die Pfosten, Rekord für ein Champions-League-Halbfinale. Und falls es noch jemand nicht mitbekommen hat: Im Gegensatz zum Hinspiel vorige Woche ist der Torjäger am heutigen Abend auch wieder mit von der Partie.
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