Marcell Jansen: "Uns fehlt manchmal der Wille"

Jan Wunder
13. August 201211:29
Marcell Jansen verlor mit dem Hamburger SV beim LIGA total! Cup auch gegen Borussia DortmundGetty
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Der letzte Platz beim Härtetest vor der Saison - und das im eigenen Stadion: Der Hamburger SV ist nach zwei Niederlagen beim LIGA total! Cup alarmiert. Marcell Jansen spricht die Defizite klar an - und erwartet weitere Verstärkungen.

SPOX: Als Gastgeber beendete der Hamburger SV den LIGA total! Cup auf dem vierten und damit letzten Platz. Grund zur Besorgnis?

Marcell Jansen: Es kam richtiges Bundesliga-Feeling auf, dennoch sollte man nicht zu viel hineininterpretieren. Auch wenn wir den Cup gewonnen hätten, wäre es kein Grund zu Freudensprüngen gewesen. Entscheidend ist, dass wir die positiven und negativen Dinge mitnehmen und unsere Lehren daraus ziehen.

SPOX: Was lief positiv?

Jansen: Wir haben gefightet. Leidenschaft, Gegenwehr, ehrliche Arbeit, der Wille zum Sieg - das alles war vorhanden.

SPOX: Und negativ?

Jansen: Die Einstellung stimmt, aber wir müssen unbedingt unsere Durchschlagskraft verbessern. Wir müssen die Chancen besser verwerten und im Torabschluss konsequenter sein. Natürlich waren wir gegen Dortmund und die Bayern im Endeffekt die unterlegene Mannschaft, trotzdem hätte man sich mal belohnen können mit einem Tor. Bremen hat Tore erzielt, obwohl sie ebenfalls nicht durchgängig riesig gespielt haben. Das gelingt uns im Moment nicht so gut.

SPOX: Ohne Tore droht wieder der Abstiegskampf.

Jansen: Vielleicht fehlen noch der letzte Biss und der Wille, um das Ding zu machen. Das müssen wir hinbekommen, weil das in der Bundesliga immens wichtig ist. Viele Mannschaften sind taktisch sehr gut aufgestellt - sowohl Teams vom oberen als auch vom unteren Ende. Umso wichtiger ist es, die sich ergebenden wenigen Chancen zu nutzen.

SPOX: Fehlt nach den Abgängen von Paolo Guerrero und Mladen Petric die Qualität?

Jansen: Der Tabellenplatz in der letzten Saison hat nicht gelogen. Entsprechend würde uns die eine oder andere Verstärkung gut tun. Wir sind insgesamt gut besetzt, aber die Saison wird lang und hart. Das wissen die Verantwortlichen und sind aktiv.

SPOX: Trainer Thorsten Fink hat als Ziel Platz sechs bis zehn ausgegeben. Welches Ziel setzen Sie sich?

Jansen: Ich schaue kurzfristiger. Die Lehre aus der Vorsaison war, dass nach den ersten drei, vier Spielen eine positive Bilanz stehen sollte. Das wird entscheidend sein für den restlichen Verlauf.

SPOX: Welchen Eindruck hinterlässt die neue Nummer eins Rene Adler?

Jansen: Seine Qualitäten sind klar. Wenn er gesund bleibt, ist er eine absolute Verstärkung. Er ist ein Top-Torhüter und menschlich passt er in die Mannschaft. Das A und O bleibt seine Gesundheit.

SPOX: Sie spielen bereits seit 2008 in Hamburg und verlängerten Ihren Vertrag bis 2015. Angesichts all der Diskussionen um Neuzugänge scheinen Sie trotzdem nicht mehr ganz so im Fokus wie früher.

Jansen: Das ist kein Problem für mich. Ich war lange im Fokus, jetzt bin eben ein bisschen hintendran und kann dann nach vorne preschen. Wichtig ist, dass man über Jahre auf einem hohen Niveau spielt und versucht, sich immer wieder weiterzuentwickeln. Das habe ich letzte Saison getan und ich freue mich sehr darauf, dass es bald wieder losgeht. Ich bin immer noch gerne in Hamburg und habe mit voller Überzeugung verlängert.

SPOX: Im LIGA total! Cup wurden Sie gegen die Bayern mal wieder als Linksverteidiger eingesetzt. Bevorzugen Sie auf dem linken Flügel eher die offensive oder die defensive Position?

Jansen: Gegen die Bayern habe ich nur hinten gespielt, weil sich Dennis Aogo verletzt hat.

SPOX: Wenn Sie häufiger links hinten spielen würden, könnten die Chancen auf eine Nationalmannschafts-Rückkehr deutlich steigen, weil dort die Alternativen rar sind. Ziehen Sie das in Betracht?

Jansen: Das ist mir relativ wurscht. In der letzten Saison habe ich offensiv und defensiv gespielt, da bin ich flexibel und bringe zum Beispiel als offensiver Linksaußen meine Stärken in der Defensive mit ein. Daran arbeite ich immer weiter und wir werden sehen, was dabei herumkommt.

Marcell Jansen im Steckbrief