Marco Reus blieb dann doch noch stehen. Es war nur ein Testspiel, aber selbst in der Fußballprovinz Münster wollten nun mal alle mit ihm sprechen, dem teuersten Einkauf des Sommers beim deutschen Fußball-Meister Borussia Dortmund.
"Ich bin jetzt fast zwei Wochen dabei und es macht Riesenspaß", sagte Reus dann leise. Auch als 17,1 Millionen Euro teurer Profi und Nationalspieler ist er der schüchterne Junge geblieben, bei dem man schon ganz genau hinhören muss, wenn er Einblicke gibt in seine Gedankenwelt.
Die Botschaft aber kommt an: Reus fühlt sich wohl beim BVB, dem Klub aus seiner Heimatstadt. Beim Warmmachen feixte er mit den Kollegen, und als er sich nach dem Dortmunder 4:2-Sieg bei Drittligist Preußen Münster fast als einziger Spieler des Doublesiegers mit den Journalisten unterhielt, liefen die Kollegen hinter ihm vorbei, klopften ihm auf die Schulter oder tätschelten den blonden Schopf. Er ist neu und er war teuer, da wissen sie in Dortmund, dass sie ihn hegen und pflegen müssen.
Götze und Klopp schwärmen
So schwärmt Mario Götze schon mal öffentlich von seinem dicken Kumpel Marco, und Trainer Jürgen Klopp hält jeden Cent der hohen Ablöse für gerechtfertigt. Reus gibt die Komplimente zurück. "Ich freue mich, dass ich unter diesem Trainer arbeiten kann", sagt er. Und: "Das sind alles Jungs, die super kicken können."
Reus muss sich dahinter ziemlich sicher nicht verstecken. In Münster bereitete er den Treffer durch Lukasz Piszczek schon mal mit einem ganz feinen Pass vor. Auch sonst deutete er in seinen bislang drei Einsätzen in Testspielen für den BVB an, was er mit seinem Tempo auch in dessen fein besetztem Kader wert sein kann.
Nach dem harten Trainingslager zuletzt in der Schweiz sieht er sich aber längst noch nicht am Limit. "Wir sind alle müde", sagt Reus, trotzdem klappe das Zusammenspiel mit den neuen Kollegen immer besser: "Es ist normal, dass man einige Trainingseinheiten und Spiele braucht." In der Wohlfühloase Borussia hat er sich auch vom geplatzten Titeltraum bei der Europameisterschaft erholt. "Die EM ist vorbei. Ich kann nichts mehr ändern", sagt Reus.
Rolle im zentralen Mittelfeld?
Die Zukunft in Schwarz-Gelb will er dagegen entscheidend mitgestalten. Wo genau er im so ausgeglichen besetzten Kader seinen Platz finden wird, lässt sein Trainer Klopp noch offen.
In Münster durfte Reus - wie schon zuvor beim Test in Warschau - im zentralen Mittelfeld hinter Torjäger Robert Lewandowski ran und harmonierte sichtlich mit dem polnischen Nationalspieler. Nach dem 0:2-Halbzeitstand drehten die beiden im Verbund mit Ivan Perisic für zehn Minuten richtig auf und hatten maßgeblichen Anteil an den vier BVB-Treffern.
Marco Reus im Steckbrief