Abseits des großen Trubels hat sich der SC Freiburg mit Mats Möller Daehli eines der größten Talente Norwegens gesichert. Die Parallelen zu Martin Ödegaard sind offensichtlich. Die Freiburger wurden beim Transfer für ihr gutes Scouting und ihre Hartnäckigkeit belohnt.
Die Anfield Road bebt. Martin Ödegaards Lippen bewegen sich zu "You'll never walk alone". Er hat gerade mit dem FC Liverpool 5:2 gegen den FC Chelsea gewonnen. Auf der Playstation natürlich. Sein Gegner: Mats Möller Daehli.
Fjörtoft: "Mats wird zu einem Hit in der Bundesliga"
Der norwegische Verband hat ein Video dieses Duells bei Youtube online gestellt, aufgenommen während der Länderspielpause im November. Man sieht zwei junge Blondschöpfe, die das tun, was Jungs in diesem Alter heutzutage gerne mal tun. Sie zocken auf der Konsole, sie jubeln und ziehen sich gegenseitig auf.
Ödegaard und Daehli. Diese beiden unscheinbaren Jungs sind aber keine gewöhnlichen Jungs in Skandinavien. Sie sind die Hoffnungen des norwegischen Fußballs, die Symbole für das "neue Norwegen".
Mit 15 zu Manchester United
Ödegaard ist mittlerweile ein globales Thema. Er kann sich aussuchen, ob sein nächster Verein Real Madrid, FC Bayern München oder FC Liverpool heißt - und das nicht nur auf der Playstation. Der 16-Jährige hat zum ersten Mal europaweit Schlagzeilen gemacht, als er im Oktober 2014 gegen Bulgarien als jüngster Spieler in der Geschichte ein EM-Qualifikationsspiel absolvierte. Eingewechselt wurde er damals für: Mats Möller Daehli.
Auch Daehli galt als "Jarhunderttalent", konnte sich im Alter von 15 Jahren aus der europäischen Elite seinen Klub aussuchen und entschied sich im November 2010 für Manchester United. Als Mischung aus Xavi und Messi wurde er in diversen Meldungen angepriesen. United erhoffte sich große Dinge vom schmächtigen Norweger.
Zu seinem 17. Geburtstag bekam er einen Profi-Vertrag, einige Monate später wurde er als bester Spieler der Nachwuchsakademie Uniteds ausgezeichnet. Der schnelle Durchbruch blieb ihm aber verwehrt.
Mentor Ole Gunnar Solskjaer
Also schloss er sich im Juli 2013 ohne Premier-League-Einsatz für die Red Devils seinem Idol und Mentor Ole Gunnar Solskjaer an und wechselte zurück nach Norwegen zu Molde FK. Als Solskjaer ein halbes Jahr später zu Cardiff weiterzog, folgte ihm Daehli, obwohl ihn auch Manchester United wieder haben wollte.
Aber Daehli zog die Verbindung mit Solskjaer dem kriselnden United unter David Moyes vor. Er sah bessere Entwicklungschancen in Wales und der Trainer baute auf ihn. "Eigentlich will ich ihn mit niemanden vergleichen, er braucht keinen zusätzlichen Druck", sagte Solskjaer damals, um im übernächsten Satz einen Vergleich zu ziehen. "Aber wenn ich mir die Nasris, Silvas und diese Spielertypen anschaue und dann Mats sehe, denke ich, dass er irgendwann mal auf eine ähnlich Art spielen könnte."
Freiburger Weg wird belohnt
In Cardiff aber spielte er zuletzt gar nicht mehr. Die Waliser stiegen vergangene Saison aus der Premier League ab und kamen auch in der zweiten Liga nicht wirklich in Tritt. Solskjaer trat im September als Trainer zurück, weil es unterschiedliche Ansichten über die Philosophie des Klubs gegeben habe.
Der neue Trainer Russel Slade ist ein Anhänger der traditionellen britischen Schule. Er konnte mit dem kleinen, wendigen und technisch versierten Daehli nur wenig anfangen und verbannte ihn auf die Bank oder die Tribüne.
Das brachte den SC Freiburg auf den Plan, der den Weg Daehlis schon seit Jahren verfolgt hatte. "Jetzt hat es gepasst. Es ist ein Freiburger Weg, nicht locker zu lassen", sagte Sportdirektor Klemens Hartenbach nach dem Transfer. Er selbst hatte Daehli bei einem U-15-Länderspiel gesehen. "Seitdem ging er mir nicht mehr aus dem Kopf."
Neuer Spielertyp für Streich
Den Kontakt zum Berater hat Hartenbach nie abreißen lassen und da Daehlis sportlicher Aufstieg in Cardiff ins Stocken geraten war, hatte der SC gute Karten und holte den 19-Jährigen für 1,5 Millionen Euro. Freiburg genießt auch außerhalb Deutschlands einen guten Ruf in der Aus- und Weiterbildung von Talenten. Norwegens Nationaltrainer Per-Mathias Högmo erhofft sich wieder mehr Spielzeit für einen seiner wichtigsten Nationalspieler.
Mit seinen Fähigkeiten bringt Daehli eine neue Komponente ins Spiel der Breisgauer, er ist eine raffinierte Option zu den dynamischen Jonathan Schmid und Felix Klaus auf den Außenpositionen. Er könnte aber auch im Zentrum als hängende Spitze agieren.
"Mats erkennt die Räume, kann gut Fußball spielen, gegen den Ball muss er sich verbessern und körperlich zulegen", sagte Trainer Christian Streich. In Freiburg heißt die erste Mission nämlich wieder Abstiegskampf. Heiße Spiele an der Anfield Road wird es bis auf weiteres nur auf der Playstation geben.
Mats Möller Daehli im Steckbrief