Dass Vedat Muriqi noch immer für RCD Mallorca auf dem Platz steht, ist ein Kuriosum. Der Mittelstürmer sollte nämlich eigentlich in Brügge landen.
Dass Transfers in letzter Sekunde scheitern können, zeigt sich in jedem Wechselfenster - die Union-Fans werden sich noch gut an das Isco-Drama erinnern. Dass ein Spieler aber bereits vor Ort ist, am Ende aber niemand etwas von dem Wechsel wissen will, ist eine absolute Seltenheit.
Vedat Muriqi musste genau das erleben, als er sich Club Brügge anschließen wollte. Für den Mittelstürmer war alles klar, in Brügge schmiedete man aber offenbar einen kuriosen Plan, um den Deal in letzter Sekunde platzen zu lassen.
Juli 2022: RCD Mallorca kann aus finanziellen Gründen die Kaufoption von Muriqi nicht ziehen und der 28-Jährige muss zu Lazio Rom zurückkehren.
Ziemlich schnell soll sich, so kommt es jedenfalls beim Spieler an, Club Brügge um die Dienste des Angreifers bemüht haben. "Wir waren sehr überrascht, dass alles so schnell ging und dass Lazio und Brügge bereits einen Vertrag für Vedat hatten. Es war, als ob der Transfer in aller Eile abgewickelt worden war", erinnert sich eine Person aus dem Umfeld des Spielers im Gespräch mit Relevo.
Schnell machte sich Muriqi mit seinem Berater also auf den Weg Richtung Brügge. Vor Ort angekommen gehen verrückte Dinge vonstatten: Kein Präsident, kein Sportdirektor, niemand vom Verein wartet auf den Spieler am Flughafen. "Sie brachten uns in einem Airbnb unter, weil alle Hotelzimmer belegt waren. Das hat mir nicht gefallen und mich wütend gemacht", erzählt Muriqi in einem Interview mit Relay.
Die erste Nacht in Belgien hat er schließlich hinter sich - auf dem Plan steht der Medizincheck. Bis dahin scheint der Transfer normal über die Bühne zu gehen. "Vedat sagte ihnen, dass er bei dem Rennen, bei dem man mit einer Maske läuft, nicht sein Bestes geben kann. Er hatte nicht trainiert und wollte nicht das Risiko eingehen, sich zu verletzen. 'Tu, was du kannst', haben sie ihm in Brügge gesagt", so ist aus der Entourage des Kosovaren zu hören.
gettyMuriqi zu Brügge? Vom Transfer-Fail über Social Media erfahren
Der Medizincheck wird absolviert, es bleibt zwar ein komisches Gefühl aufgrund der doch merkwürdigen Umstände, für Muriqi ist dennoch klar, dass er schon bald in der Champions League auf Torejagd gehen wird.
Als Nächstes steht die Vertragsunterzeichnung an. Dann aber folgt der Paukenschlag: Das Muriqi-Lager erfährt über die sozialen Medien, dass er den Medizincheck nicht bestanden habe.
"Stellen Sie sich die Situation vor. Er hat über Twitter erfahren, dass er die medizinischen Tests nicht bestanden hat. Auf dem Laufband musste er einen Prozentsatz von mehr als 50 erreichen, und er hat 48 geschafft. Aber er hatte ihnen bereits gesagt, dass er ohne Training gekommen war und dass er mit zwei Trainingseinheiten diese Marke ohne Probleme erreichen kann. Ich bin mir sicher, dass das alles eine Strategie von Brügge war, um den Preis für den Transfer zu senken. Zwei Tage später machte Vedat den gleichen Test bei Lazio und erreichte 52 Prozent", sagte die Person aus Muriqis Umfeld.
Muriqi kehrte somit nach Rom zurück. Seine Zukunft schien nun doch nicht in Brügge zu liegen, die Champions League rückte in weite Ferne. Wenig später klingelte in der italienischen Hauptstadt dann aber erneut das Telefon. "Sie haben wieder angerufen und wollten Muriqi bis zum Ende der Saison mit einer Kaufoption ausleihen. Aber hatten sie ihn nicht abgelehnt, weil er den Test nicht bestanden hat? Vedat war nicht bereit, dorthin zurückzukehren", zitiert Relevo die Person.
RCD Mallorca: 30-Millionen-Ausstiegsklausel umgangen
Der Gewinner dieses kuriosen Wechsel-Fails? RCD Mallorca. Die Spanier wollten Muriqi bereits nach der Leihe halten, mussten ihn aber ziehen lassen. Lazio hingegen hatte kein großes Interesse, den 1,94 Meter großen Mittelstürmer zu halten.
Daher meldete sich der LaLiga-Klub bei den Italienern, um einen Transfer erneut zu forcieren. Nach drei Wochen kehrte Muriqi also wieder nach Mallorca zurück - die Spanier zahlten lediglich 7,7 Millionen Euro für den Ex-Fenerbahce-Stürmer.
Nicht nur für Mallorca und Muriqi war der Deal insgesamt ein Wechselbad der Gefühle, auch Lazio dürfte letzten Endes mit gemischten Gefühlen auf den Transfer blicken. Die Hauptstädter überwiesen im Sommer 2020 20 Millionen Euro an Fenerbahce, um sich die Dienste von Muriqi zu sichern. Als man ihn dann nach Mallorca verlieh, baute man eine 30-Millionen-Euro-Ausstiegsklausel in den Vertrag ein, im Endeffekt machte Lazio also knapp 13 Millionen Euro Verlust mit dem Torjäger.
Ob Muriqi nun unzufrieden auf der spanischen Insel ist? Blickt man auf seine Leistungen, kann man sagen: Für beide Seiten war es eine Win-Win-Situation. Zehn Tore und drei Assists unterstreichen seine starke Form - für Mallorca hätte es also kaum besser laufen können. Und möglicherweise blickt Club Brügge ja nun doch etwas wehmütig auf die Twitter-Absage zurück.