Was ist neu bei den Neuen?

Daniel Börlein
01. April 201113:46
Mission Klassenerhalt: Felix Magath, Christoph Daum, Ralf Rangnick (v.l.)Getty
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Der Abstiegskampf ist in dieser Saison spannender denn je. Den FC Schalke 04, Eintracht Frankfurt und den VfL Wolfsburg hätte man darin vor dieser Spielzeit allerdings nicht unbedingt erwartet. Mit neuen Trainern soll der Abstieg nun noch vermieden werden. Ralf Rangnick, Felix Magath und Christoph Daum haben dabei ganz eigene Methoden.

SPOXEintracht Frankfurt

Seit gut einer Woche ist Christoph Daum zurück in der Bundesliga. Der ehemalige Coach des 1. FC Köln beerbte in Frankfurt Michael Skibbe, der trotz eines 2:1-Erfolgs gegen St. Pauli gehen musste, weil ihm die Verantwortlichen den Klassenerhalt nicht mehr zutrauten.

Den soll nun Daum schaffen. Mit 31 Punkten liegt die Eintracht derzeit nur drei Zählen vor dem Relegationsplatz und muss am Sonntag (ab 17.15 Uhr im LIVE-TICKER) zum Duell mit dem direkten Konkurrenten aus Wolfsburg. Die Lage ist also durchaus kritisch. "Es ist eine außergewöhnliche Situation", sagt Daum und greift deshalb zu "außergewöhnlichen Maßnahmen".

Maßnahmen: Kaum im Amt, krempelte Daum schon zahlreiche Dinge um. Ab sofort gibt es in Frankfurt den 9-Stunden-Tag, der mit einem gemeinsamen Frühstück eingeleitet wird. Die Trainingszeiten sind länger, die -inhalte intensiver und umfangreicher. Daum kommuniziert viel mit den Spielern und versucht, eine positive Stimmung zu erzeugen. Deshalb wurde im Training zuletzt gejubelt und gegenseitig abgeklatscht.

Abseits des Platzes hat der Eintracht-Coach Sprachunterricht für die ausländischen Profis angeordnet und einen Verhaltenskatalog eingeführt. Unter anderem dürfen die Spieler Interviews nun nur noch in Absprache mit dem Verein geben. Morgens trifft sich Daum und sein Trainerstab ab sofort täglich mit Mannschaftsarzt Feld, um möglichen Verletzungsproblemen vorzubeugen. Auch neu: Regelmäßige Theoriesitzungen mit der Mannschaft.

Personal: Zusammen mit Daum kamen auch dessen langjähriger Begleiter Roland Koch (Co-Trainer) und Sohn Marcel (Spielanalyse und Scouting) mit zur Eintracht. Um die Mannschaft schnell kennenzulernen, führte Daum viele Einzelgespräche. Das Ergebnis: Patrick Ochs, Maik Franz und Ioannis Amanatidis hat Frankfurts Trainer als Führungsspieler ausgemacht.

Durchaus möglich ist, dass Daum auf der Torhüterposition einen Wechsel vornimmt. Oka Nikolov ist nach seiner Verletzung zwar erst wieder seit Montag im Training, könnte aber dennoch den Vorzug vor Ralf Fährmann bekommen. Einer der Gewinner der ersten Tage unter Daum ist Ricardo Clark, der wohl im defensiven Mittelfeld ran darf.

Taktik: Daum drehte im Training an vielen Schrauben, auch im taktischen Bereich. Verschieben, Überzahlspiel und das schnelle Umschalten von Abwehr auf Angriff steht auf dem Programm.

Auf ein System mochte sich Daum bislang noch nicht festlegen. Im Training ließ er sowohl im 4-4-2 und im 4-2-3-1 üben. Angesichts der begrenzten Zeit wird der Eintracht-Coach aber wohl zumindest vorerst nicht vom System mit einer Spitze abrücken.

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Seite 3: Schalke 04 mit Ralf Rangnick

SPOXVfL Wolfsburg

Es war wohl die spektakulärste Trainer-Rochade der letzten Jahre in der Bundesliga. Nur zwei Tage nach seiner Entlassung auf Schalke heuerte Felix Magath als Geschäftsführer Sport und Trainer beim VfL an. Zwei weitere Tage später saß der 57-Jährige beim Auswärtsspiel in Stuttgart schon auf der Wolfsburger Bank, konnte dabei aber nicht verhindern, dass sich sein Team in der Nachspielzeit noch den Ausgleich fing.

So stehen die Niedersachsen vor dem Duell gegen Eintracht Frankfurt (31 Punkte) mit nur 27 Zählern auf Platz 17. Deshalb spricht Magath "von einer der schwierigsten Aufgaben", die er bislang übernommen hat und geht die Aufgabe dementsprechend konsequent an.

Maßnahmen: Magath verzichtet auf Einzelgespräche, spricht immer nur zur gesamten Mannschaft. Seine Ansage an alle: Das Team muss körperlich fitter werden. Dafür standen in den letzten zwei Wochen zahlreiche Konditionseinheiten und Kraftzirkel auf dem Trainingsplan. Auch der berühmte "Berg der Leiden", eine Einrichtung aus Magaths erster Amtszeit, wurde regelmäßig in Angriff genommen.

Spieler, die mehr körperliche Defizite hatten als der Rest (u.a. Tuncay, Patrick Helmes), bestellte Magath zwischenzeitlich um 7 Uhr morgens zum Sondertraining ein. Doch der VfL-Coach gibt nicht nur den harten Hund. Magath lädt, wie in der Meistersaison, alle Profis am Abend vor dem Spiel zur Bierrunde an die Hotelbar ein. Auch den Kinobesuch am Vortag einer Begegnung soll es wieder geben.

Personal: Mit Werner Leuthard (Fitness-Coach) und Bernd Hollerbach (Co-Trainer) hat Magath zwei Vertraute aus Schalke mitgebracht. Innerhalb der Mannschaft setzt er vor allem auf Akteure seiner Meistermannschaft. So stand in Stuttgart überraschend Oldie Andre Lenz statt Marwin Hitz im Tor. Im Sturm ist der unter Steve McClaren und Pierre Littbarski umstrittene Grafite gesetzt. Auch der aussortierte Alexander Madlung ist wieder mittendrin.

Besonders hohe Erwartungen hat Magath an Spielmacher Diego. "Er ist ein außergewöhnlicher Spieler mit außergewöhnlichen Fähigkeiten. Als Star der Mannschaft muss er in so einer Phase vorneweg marschieren."

Taktik: Gegen den VfB musste Magath improvisieren und entschied sich für ein 4-3-2-1, in dem Diego und Cicero als hängende Spitzen hinter Grafite spielten. So lange die Kräfte reichten, agierten die Wölfe in diesem System zwar durchaus gefällig, Magath wird es allerdings wohl bei einem einmaligen Versuch belassen.

Denn: Der VfL-Coach ist ein klarer Verfechter von zwei echten Stürmern. Die werden am Wochenende wohl Grafite und Mario Mandzukic heißen. Dahinter ließ Magath unter der Woche im Training mit Raute üben, mit Sascha Riether als Sechser, Diego als Zehner und Koo (links) und Ashkan Dejagah (rechts) auf den Halbpositionen.

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SPOXFC Schalke 04

Seit zwei Wochen steht fest, dass Ralf Rangnick neuer Trainer auf Schalke wird, am Tag nach der 0:2-Niederlage in Leverkusen trat der 52-Jährige seinen neuen Job offiziell an. Beim Auswärtsspiel in St. Pauli feiert Rangnick nun seine Rückkehr auf die Trainerbank der Knappen.

Mit 33 Punkten liegt S04 derzeit zwar auf Platz zehn, gesichert sind die Königsblauen allerdings längst noch nicht. "Zwei Siege, mindestens" brauche man noch, um den Klassenerhalt unter Dach und Fach zu bringen, sagte Rangnick. Deshalb hat Schalkes neuer Coach im Vergleich zu Vorgänger Magath auch einige Dinge verändert.

Maßnahmen: Statt als stiller Beobachter am Rande wie Magath, ist Rangnick bei den Trainingseinheiten mittendrin. Er spricht viel mit den Spielern, lacht, jubelt und klatscht ab. Bei gelungenen Aktionen lobt Rangnick, wenn ihm etwas nicht passt, wird unterbrochen und erklärt, was deutlich häufiger passiert als unter Magath. Damit auch alle ausländischen Profis seine Anweisungen verstehen, ist jetzt ein Dolmetscher beim Training mit dabei.

Auch in der Trainingsgestaltung gab es einige Veränderungen: Weil die beiden Trainingsplätze nach Rangnicks Meinung in zu schlechtem Zustand sind, wird derzeit auf dem Arena-Rasen trainiert. Auch neu: Die Trainingspläne gibt's ab sofort für die komplette Woche und nicht wie bei Magath von Tag zu Tag. Und: Es gibt während den Einheiten regelmäßige Trinkpausen, die Rangnick auch zu kurzen Gespräch mit den Spielern nutzt.

Personal: Rangnick hat zwei Änderungen im Trainerstab vorgenommen. Als Co-Trainer assistiert ihm neben Seppo Eichkorn nun Markus Gisdol, der von Hoffenheims U 23 nach Schalke wechselte. Mit Ruwen Faller holte Rangnick zudem einen ehemaligen Leichtathleten in sein Team, der sich in erster Linie um die Fitness der Profis kümmern soll.

Gleich bei seinem Amtsantritt machte Rangnick deutlich, dass ihm der Kader zu groß ist. Dennoch "will ich jeden Spieler sehen", so der S04-Coach. Einzige Ausnahme: Albert Streit. "Es macht keinen Sinn, alles auf den Prüfstand zu stellen. Albert war zu lange nicht mehr bei den Profis", sagte Rangnick. Fest steht, dass der Kader nach der Saison kräftig abgespeckt wird. Den abwanderungswilligen Farfan möchte Rangnick dagegen unbedingt halten.

Taktik: "Ralf Rangnick hat eine ganz andere Idee, wie wir künftig spielen sollen", sagte Christoph Metzelder. Schalkes neuer Coach fordert von seiner Mannschaft kompaktes Auftreten in der Defensive, eine schnelle Balleroberung und dann, mit möglichst wenigen Kontakten nach vorne zu spielen. Dementsprechend lässt Rangnick auch trainieren.

"Es geht speziell darum, die Handlungsschnelligkeit zu verbessern", sagt er. Vor allem die Tatsache, dass Schalke bislang das schwächste Konterteam der Liga ist, will Rangnick schnell beheben. Für das von ihm bevorzugte Pressing, fehlen Rangnick derzeit (noch) die Spielertypen. Mit dem vorhandenen Personal wird er zunächst wohl auf ein 4-4-2 mit offensiven Außen setzen - wie Magath.

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