Inaki Williams' Bruder Nico feierte gegen Valladolid sein Profidebüt für Athletic Bilbao. Ein Moment voller Emotionen, wenn man die Vergangenheit bedenkt.
Als im Estadio de San Mames im baskischen Bilbao am Mittwochabend im Spiel gegen Real Valladolid nach knapp 60 Minuten die Nummer 30 in grün auf der Wechseltafel aufleuchtete und Nico Williams das Spielfeld betrat, erfüllte sich nicht einfach nur der Profitraum des 18-Jährigen.
Nein, das Debüt des Offensivmannes ist mit weitaus mehr verbunden als einer halben Stunde LaLiga-Fußball und gemeinsamen Minuten mit seinem Bruder Inaki (26), dessen Einwechslung nur zehn Minuten später folgte.
Vor allem Williams Eltern könnten wohl nicht stolzer sein, ihre Söhne gemeinsam in einem Team auf dem Rasen zu sehen, denn sie mussten sehr viel leiden, um ihren Sprösslingen diesen Traum zu ermöglichen.
5.000 Kilometer durch die Wüste: Die Lüge mit dem Flugzeug
Dass sich Nico und Inaki nun beide als Profis bezeichnen können, ist keinesfalls selbstverständlich. Um ihren Kindern später ein besseres Leben zu ermöglichen, brach die Williams-Familie einst aus ihrem Heimatland Ghana nach Spanien auf.
"Meine Eltern kommen beide aus Ghana. Sie sind Superhelden für mich und meinen Bruder. Sie haben ihr ganzes Leben hinter sich gelassen", sagte Inaki einst im Gespräch mit El Hormiguero. Er habe seine Eltern immer wieder gefragt, wie sie es geschafft hätten, nach Spanien zu kommen.
"Seit meiner Kindheit erzählte mein Vater mir, dass er mit dem Flugzeug gekommen ist", führte Inaki aus. Eine Geschichte, die schnell durch eine bittere Wahrheit ersetzt wurde. Denn statt die knapp 5.000 Kilometer in der Luft zurückzulegen, nahmen Williams' Eltern den Weg barfuß auf sich. Vater Felix verlor auf der zermürbenden Reise sogar sein Gefühl in den Füßen.
"Mein Vater erzählte mir die Geschichte. Mir standen die Haare zu Berge", sagte Inaki. Das Wissen, dass seine Eltern durch die Sahara-Wüste gelaufen seien, Menschen haben sterben sehen und als Kriegsflüchtlinge zunächst in einem Gefängnis landeten, machte ihn sprachlos.
Der Stürmer, der seit April 2016 (!) kein Ligaspiel mit den Basken mehr verpasst hat, weiß, dass er sein heutiges Leben vor allem dem Mut und der Ausdauer seiner Eltern zu verdanken hat: "Dank der Tatsache, dass sie gute Menschen fanden, die ihnen geholfen haben, eröffnete sich die Möglichkeit, Bilbao zu erreichen. Und das ist der Grund, warum ich ein Athletic-Spieler bin. Es gibt Zeiten, in denen man an das Schicksal glauben muss."
Das Schicksal wendete sich zum Guten und so ist es wahrlich kein Zufall, dass Nico bei seinem Debüt dieselbe Rückennummer trug wie Inaki bei seinem ersten Auftritt im Dezember 2014.