Zwei Tore, zwei Platzverweise und mit dem Hamburger SV ein verdienter Sieger: Das erste Zweitliga-Nordderby zwischen dem einstigen Erstliga-Dino und dem Bundesliga-Absteiger Werder Bremen war zumindest unterhaltsamer als so manches Duell zu gemeinsamen Zeiten der Erstklassigkeit.
Kleine Dramen, große Emotionen - und jede Menge Leidenschaft: Für 90 Minuten lang war sie bei Werder Bremen und dem Hamburger SV ausgeblendet, die Zweitklassigkeit, die am Selbstverständnis beider Traditionsklubs nagt. Dann aber war die nostalgische Fußballstimmung im Weserstadion schon wieder vorbei, auch bei den siegreichen Gästen.
"Natürlich haben wir uns über den 2:0-Sieg gefreut, aber jetzt ist vor allem wichtig, den Schwung mitzunehmen", sagte der Hamburger Coach Tim Walter nach dem Schlusspfiff eines turbulenten Nordderbys. Denn romantische Verklärungen sind nicht angesagt, zu herausfordernd ist die Aufgabe, so schnell wie irgend möglich in die 1. Liga zurückzukehren.
Und aktuell ist Fakt: Keine der beiden Mannschaften steht auf einem Aufstiegsplatz. Weil derzeit spielerisch noch zu viel offen bleibt, wenn auch das Kämpferische stimmt. Werder-Trainer Markus Anfang blieb somit auch kaum etwas anderes übrig, als fußballerische Sekundärtugenden zu preisen: "Wir haben nie aufgegeben." Na ja.
Der HSV gewann verdient, weil er seine Torchancen durch Robert Glatzel (2.) und Moritz Heyer (45.+1) effektiv nutzte. Und das Glück hatte, dass sich die Platzherren durch eine komplett überflüssige Gelb-Rote Karte für Werder-Kapitän Christian Groß (32.) schon früh selbst zusätzlich schwächten.
Werder Bremens Weiser gerät unfreiwillig ins Rampenlicht
Im Vergleich zu den Duellen der vergangenen Jahrzehnte fehlten die ganz großen Dramen wie der spektakuläre Kung-Fu-Tritt von Tim Wiese. Oder die legendäre Papierkugel aus dem Volksparkstadion, die mittlerweile im grün-weißen "Wuseum" am Osterdeich einen prominenten Platz erhalten hat.
Aber es gab kleines Kino mit Mitchell Weiser in einer zweifelhaften Hauptrolle. Die Leihgabe von Bayer Leverkusen drängelte sich bei einem Freistoß regelwidrig in die HSV-Abwehrmauer. Das sehenswerte Tor seines Teamkollegen Marvin Ducksch - es wäre der Ausgleichstreffer kurz vor dem Pausenpfiff (42.) gewesen - fand somit zu Recht keine Anerkennung.
"Ich habe zuletzt wenig gespielt, ich kannte diese Regel nicht", sagte der Mittelfeldspieler bei Sport1 zerknirscht. Ihm steht jetzt wohl eine Fortbildungsmaßnahme mit dem DFB-Regelwerk in den Händen bevor, wie sein Coach andeutete. Anfang: "Wie müssen nach diesem Spiel über einiges reden, natürlich auch darüber."
Kaum der Rede wert waren glücklicherweise die wenigen Zwischenfälle rund um die Partie. Die Trennung der rivalisierenden Fanlager funktionierte weitgehend gut. "Bis auf vereinzelte Zwischenfälle ist es ruhig geblieben. Das Sicherheitskonzept der Polizei Bremen ist aufgegangen", sagte ein Polizeisprecher dem SID am Sonntag. Zu den im Vorfeld befürchteten größeren Ausschreitungen kam es nicht.
2. Liga: Die Tabelle
Platz | Team | Sp. | Tore | Diff | Pkt. |
1. | SSV Jahn Regensburg | 7 | 15:6 | 9 | 14 |
2. | 1. FC Nürnberg | 7 | 9:5 | 4 | 13 |
3. | Karlsruher SC | 7 | 11:6 | 5 | 12 |
4. | Hamburger SV | 7 | 12:8 | 4 | 12 |
5. | 1. FC Heidenheim | 7 | 8:5 | 3 | 12 |
6. | SC Paderborn 07 | 6 | 12:5 | 7 | 11 |
7. | Werder Bremen | 7 | 11:9 | 2 | 11 |
8. | SG Dynamo Dresden | 6 | 10:7 | 3 | 10 |
9. | FC St. Pauli | 6 | 9:6 | 3 | 10 |
10. | Schalke 04 | 7 | 11:11 | 0 | 10 |
11. | Hannover 96 | 7 | 6:10 | -4 | 10 |
12. | Fortuna Düsseldorf | 7 | 9:11 | -2 | 8 |
13. | SV Darmstadt 98 | 6 | 13:10 | 3 | 7 |
14. | FC Hansa Rostock | 7 | 8:12 | -4 | 7 |
15. | Holstein Kiel | 7 | 7:16 | -9 | 5 |
16. | SV Sandhausen | 7 | 5:13 | -8 | 4 |
17. | FC Ingolstadt | 6 | 4:14 | -10 | 4 |
18. | FC Erzgebirge Aue | 6 | 2:8 | -6 | 3 |