Rohdiamant, Knipser und Toppmöllers Liebling

Michael Stricz
16. Oktober 201312:15
Markus Ziereis erzielte letzte Saison 22 Tore und geht nun für den FSV Frankfurt auf Torejagdgetty
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Leon Goretzka, Julian Koch oder Leonardo Bittencourt, zahlreiche aktuelle Bundesligatalente haben das Stahlbad zweite Liga bereits hinter sich. Auch in dieser Saison (Fr., 18.30 Uhr im LIVE-TICKER) gibt es dort wieder zahlreiche junge Talente. SPOX nimmt die talentiertesten von ihnen einmal etwas genauer unter die Lupe. Mit dabei: Ein afrikanischer Rohdiamant, ein Regionalliga-Bomber und Klaus Toppmöllers Lieblingsschüler.

Abdul Rahman Baba, 19 (SpVgg Greuther Fürth)

Der junge Abdul Rahman Baba macht keinen Hehl daraus, dass er so schnell wie möglich wieder zurück in die erste Bundesliga will. "Es gibt neun Klubs aus der Bundesliga, die Interesse an mir haben", sagte er jüngst freimütig in einem Interview. Der SC Freiburg und Werder Bremen sollen darunter sein. Im Verein sieht man den Umstand, dass der Außenverteidiger derart offen mit einem Wechsel kokettiert, gelassen: "Wir brauchen Spieler, die ehrgeizig sind und unbedingt in die erste Liga zurück wollen. Ich finde diese Haltung absolut positiv", sagt etwa Fürths Manager Rouven Schröder. Er ist überzeugt, dass Baba auch im kommenden Jahr einer der Leistungsträger bei den Fürthern sein wird. "Für ihn und seine Entwicklung ist Fürth jetzt der perfekte Verein. In der 2. Liga wird er noch robuster."

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Der Kapitän der ghanaischen U 20 begann seine Karriere in seinem Heimatland bei Dreamz FC. 2011 wurde er an den ghanaischen Erstligisten Asante Kotoko verliehen. Dort gewann er auf Anhieb die Meisterschaft. Anschließend erfolgte der Wechsel nach Deutschland zur Spielvereinigung Greuther Fürth. Und das, obwohl er als eines der größten Talente des schwarzen Kontinents auch ein Angebot des FC Chelsea auf dem Tisch liegen hatte. "So einen 17-Jährigen haben wir ganz, ganz selten gesehen", erklärte Fürths Präsident Helmut Hack damals.

"Ich bin hier sehr gut aufgenommen worden und habe mich hier gleich vom ersten Tag an willkommen gefühlt", so der Neuzugang. Trotzdem hatte er einige Startschwierigkeiten. In seinem ersten Spiel flog er nach unsportlichem Verhalten mit Rot vom Platz. Erst in der Rückrunde konnte er sich durch konzentriertes und schnörkelloses Auftreten einen Stammplatz erobern.

Den Fürther Abstieg konnte er zwar trotzdem nicht verhindern, doch in Liga zwei kann er sich in der kommenden Saison erneut für größere Aufgaben empfehlen. SPOX

Alexander Ring, 22 (1. FC Kaiserslautern)

Wer den Namen von Alexander Ring in eine bekannte Suchmaschine eintippt, der erhält als erstes den Vorschlag "Alexander Ring Freundin". So schön die junge Dame dabei auch anzusehen ist, der in Helsinki geborene Ring hat selbst auch einiges zu bieten, vor allem fußballerisch. In der Jugend von Bayer Leverkusen ausgebildet wechselte Ring 2009 aus schulischen Gründen zurück in seine Heimatstadt, wo der variabel einsetzbare Mittelfeldspieler in 61 Partien auf elf Tore kam. "Meine Noten auf dem Gymnasium waren nicht gut. In Finnland ist das Schulsystem viel flexibler, Training und Unterricht lassen sich besser vereinbaren", so der Finne damals. SPOX

2012 wurde Gladbachs Trainer Lucien Favre schließlich auf Ring aufmerksam und ließ in bei Gladbach ganze 14 Mal Bundesligaluft schnuppern. Mitverantortlich für den Wechsel nach Deutschland war damals sein Nationalmannschafts-Zimmerkollege Mikael Forsell: "Er hat mir nur Gutes über Borussia berichtet und war sehr glücklich über meinen Wechsel. Seine Aussagen haben meine Entscheidung bekräftigt", so Ring.

Seine Mentalität entspreche sowieso mehr der deutschen als der finnischen, sagt Ring, der sowohl im defensiven Mittelfeld, wie auch auf beiden Außenbahnen flexibel eingesetzt werden kann: "Die Finnen geben sich zu schnell mit zu wenig zufrieden. Ich will immer gewinnen."

Beim 1. FC Kaiserslautern freuen sie sich auf ihren Neuzugang. Ring könnte trotz seines jungen Alters mit seiner Bundesligaerfahrung eine tragende Rolle im Team des Aufstiegskandidaten übernehmen. "Mit seinem enormen Willen, in Deutschland seine Fähigkeiten unter Beweis stellen zu können, hat uns Alexander Ring sehr beeindruckt. Zudem hat er charakterlich einen sehr guten Eindruck hinterlassen", hebt FCK-Vorstandsboss Stefan Kuntz auch die menschlichen Qualitäten Rings hervor.

Trainer Franco Foda wird den 1,73 Meter großen Neuzugang vermutlich im defensiven Mittelfeld neben Markus Karl einsetzen, wo er in den bisherigen Testspielen durchweg überzeugen konnte.

Levan Kenia, 22 (Fortuna Düsseldorf)

Zugegeben, von seinem Alter her ist Levan Kenia eher ein "Player already seen" als ein "Player to watch", trotzdem steht der 22-jährige Offensivspieler mehr oder weniger vor dem Neustart seiner Karriere. Als 20-Jähriger nahm in der damalige Schalke-Trainer Felix Magath trotz eines geschwollenen linken Knöchels nicht aus dem Training, mit fatalen Folgen für Kenia. Eine alte Verletzung brach wieder auf und zwang den Georgier zu einer langen Pause. Das Tischtuch zwischen Kenia und dem Verein war von da an zerschnitten, eine weitere Zusammenarbeit unmöglich. Seine nächste Station gestaltete sich ähnlich chaotisch. Bei Karpaty Lwiw spielte er ein Jahr, dann schob der Verein gleich 19 Spieler ab, darunter auch Kenia: "Da war ein bisschen Chaos. Ich musste mich am Ende selber trainieren. Aber nur allein laufen, das bringt nix", resümiert er heute.

Bei Fortuna Düsseldorf will der Linksfuß als Spielmacher nun erneut einen Neuanfang starten. In Düsseldorf ist man überzeugt von dem Georgier, über den sein ehemaliger Nationaltrainer Klaus Toppmöller einst sagte, "wenn er zaubert, ist es ein Gedicht". Mike Büskens hält ebenfalls große Stücke auf ihn und bemühte sich persönlich um seine Verpflichtung: "Er hat auf Schalke sein großes Talent angedeutet, ehe ihn das Verletzungspech gestoppt hat." Soviel Lob gefällt Kenia. Ebenso die Tatsache, dass ihn die Fortuna auf seiner Lieblingsposition einsetzen will. "Ich wollte immer die Zehn und Fortuna hat sie mir gegeben."

Spätestens seit seinem Hackentor im Testspiel gegen den Oberligist PSV Lackhausen, gilt Kenia als einer der Hoffnungsträger. Und eine gute Sache hat Kenia dann doch aus seiner Schalker Zeit mitgenommen: Seine Ehefrau lernte er in Gelsenkirchen kennen.

Seite 2 - Ein eiserner Aufsteiger und ein Regionalliga-Knipser

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Eroll Zejnullahu, 18 (FC Union Berlin)

Auch ein Rückschritt kann ein Fortschritt sein, das beweist die Geschichte des 18-jährigen Eroll Zejnullahu. Was die Herren des FC Union Berlin in den letzten Jahren nicht schafften, erreichte Zejnullahu nämlich in der vergangenen Saison bereits. Mit der U 19 der Eisernen gelang ihm der souveräne Aufstieg in die Bundesliga. Mit 16 Treffern war er zudem einer der besten Torschützen. Als Belohnung erfolgt jetzt der "Rückschritt" in die zweite Liga. "Wer das Training unserer Profis verfolgt und ab und zu bei der U 23 vorbeischaut, weiß schon, wer als nächstes oben anklopft", sagt Hermann Andreev, Leiter des Nachwuchsleistungszentrums der Union und meint damit in erster Linie Zejnullahu. SPOX

Bevor der in Berlin geborene offensive Mittelfeldmann bei der Union landete, spielte er bereits für eine Reihe anderer Berliner Vereine. 2012 folgte dann der Wechsel von Hertha 03 Zehlendorf zum Zweitligisten.

Noch während seiner A-Jugendzeit stand er bereits im Kader der U 23. Gegen Sandhausen durfte er im Februar sogar bereits für die erste Mannschaft ran, eine große Ehre, wie Zejnullahu betont: "Es macht mich stolz, dass ich als Neuling gleich überzeugen konnte."

Die Verantwortlichen erkannten schnell, welches Talent sie da in ihren Reihen hatten, deshalb stattete man den Nachwuchsmann mit einem langfristigen Vertrag bis 2016 aus. "Ich werde alles dafür tun, diesem Vertrauensvorschuss gerecht zu werden", sagt der Sohn kosovarischer Eltern dazu. Und wer weiß, vielleicht schießt Zejnullahus ja auch die Profis in die Bundesliga. Ganz ausschließen will man das bei der Union offenbar nicht: Sein Vertrag gilt jedenfalls auch für die Bundesliga.

Stefan Wannenwetsch, 21 (1860 München)

Stefan Wannenwetsch kommt mit der Empfehlung von 52 Regionalligaspielen und drei Toren in die zweite Liga. Seit 2009 ist der in Rammingen geborene Mittelfeldspieler ein Löwe. Nach zwei Jahren bei der A-Jugend folgte der Aufstieg in die U 23. Gerade in der zweiten Saisonhälfte 2012/2013 war er dort als Kapitän ein wichtiger Teil eines hervorragend funktionierenden Kollektivs. Die Löwen holten in der Rückrunde 47 von 57 möglichen Punkte und erreichten mit sieben Zählern Vorsprung vor Erzrivale Bayern München II die Relegation um den Aufstieg in den Profibereich. Doch dann folgte die Enttäuschung: Wannenwetsch sah im Hinspiel gegen die SV Elversberg die Rote Karte und musste im Rückspiel tatenlos zusehen, wie sich die Aufstiegsträume in Luft auflösten. Doch Wannenwetsch verarbeitete den Frust schnell und will nun bei den Profis den nächsten Karriereschritt machen.

Der aktuelle Löwen-Trainer Alexander Schmidt, der vor seinem Engagement bei den Profis auch Wannenwetschs Trainer bei der U 23 war, hält große Stücke auf den Nachwuchs-Mann. Im November 2012 übernahm Schmidt das Ruder bei den Profis und nahm dabei den Langenauer und einige andere direkt aus der U 23 mit. "Als Alex Trainer wurde, hatte ich schon etwas Hoffnung. Aber dass es so schnell geht, hab' ich nicht gedacht. Mit meiner Leistung bisher kann ich sicherlich zufrieden sein. Aber klar ist immer Luft nach oben. Darauf kann man aufbauen", reagierte Wannenwetsch angenehm bodenständig auf seine Beförderung.

Sportchef Florian Hinterberger ist überzeugt, dass der 21-Jährige seinen Weg gehen wird: Er hat gezeigt, welches Potenzial in ihm steckt." Wenn er sich weiter in diesem Tempo entwickelt, wird es in dieser Saison jedenfalls nicht lange bei den bisher sechs Profi-Einsätzen bleiben.

Markus Ziereis, 21 (FSV Frankfurt)

Auch Markus Ziereis gehörte letztes Jahr zum Aufgebot der "kleinen" Löwen. Mit 22 Toren war er zweitbester Torschütze in der Regionalliga Bayern und ein Garant für das Erreichen der Relegation. Während sein ehemaliger Teamkollege Wannenwetsch jedoch den Löwen die Treue hielt, zog es Ziereis nach Frankfurt zum FSV. Ein verständliche Entscheidung, denn die Konkurrenz im Sturm der Löwen ist beachtlich: Neben dem letzjährigen Top-Torschützen und Ex-Kapitän Benjamin Lauth, kämpfen auch Rob Friend und Neuzugang Stephan Hain um einen Startelfplatz.

Bereits 2007 wechselte Ziereis vom SSV Jahn Regensburg zu 1860. Erst im letzten Jahr gelang ihm jedoch der Durchbruch. Bereits 2011 holte ihn der damalige Löwentrainer Rainer Maurer als A-Jugendlichen gemeinsam mit Moritz Leitner, Daniel Hofstetter und Kevin Volland, mit dem er einige Zeit sogar in einer WG lebte, zu den Profis der Münchener. Trotz acht Toren in den Testspielen reichte es jedoch nicht zu einem Einsatz. Wohl auch aufgrund dieser Erfahrung entschloss sich Ziereis nun, seinen Vertrag nicht zu verlängern und stattdessen zu den Frankfurtern zu wechseln.

Bisher hinterließ er beim FSV einen durchweg positiven Eindruck und kann sich berechtigte Hoffnungen auf den Platz im Sturm neben Routinier Edmond Kapllani machen. "Markus stellt mit seiner Trefferquote deutlich unter Beweis, dass er über ein gehöriges Potenzial verfügt. Dieses Talent möchten wir gemeinsam weiterentwickeln und Ziereis zu einem erfolgreichen Zweitligaspieler formen", sagte Uwe Stöver, Geschäftsführer des FSV.

"Beim FSV Frankfurt möchte ich meine Chance nutzen und den dauerhaften Sprung in die 2. Bundesliga schaffen", sagt Ziereis selbst. "Ich möchte zur weiteren Etablierung der Frankfurter in der Liga meinen Beitrag leisten."

Bei der Generalprobe für den Ligaauftakt gegen 1899 Hoffenheim stand er 60 Minuten auf dem Feld und holte den Freistoß zum 1:0-Siegtreffer heraus. Beim 18:0 gegen Pfungstadt traf er selbst sechs Mal. Dieser Beitrag kann sich sehen lassen.

Spielplan zur neuen Saison