WM-Kader: Diese 23 Spieler nimmt Bundestrainer Joachim Löw mit nach Russland

Stefan Petri
28. März 201818:06
Bis 4. Juni muss Joachim Löw den verbindlichen, 23 Mann starken WM-Kader bei der FIFA melden.getty
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Bundestrainer Joachim Löw hat bei der Auswahl seines WM-Kaders die Qual der Wahl: Haben die Testspiele gegen Spanien und Brasilien Aufschluss gebracht? Welche 23 Mann fahren am Ende mit nach Russland? SPOX wagt eine Prognose.

Die letzte Länderspielpause der Saison 2017/18 ist Geschichte: Nach den Tests gegen Spanien und Brasilien bleiben Bundestrainer Joachim Löw noch 48 Tage, bis er am 15. Mai im Deutschen Fußballmuseum seinen vorläufigen Kader für die WM 2018 vorstellen wird.

Dabei könnte Löw erneut 26 oder mehr Spieler nominieren und sie in das am 23. Mai beginnende Trainingslager in Südtirol mitnehmen. Sogar das erste Testspiel des Trainingslagers gegen Österreich am 2. Juni in Klagenfurt kann Löw noch mitnehmen. Erst am 4. Juni endet die Frist zur Vorlage des verbindlichen, 23 Mann starken WM-Kaders bei der FIFA.

Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff hatte am Montag erklärt, dass wohl nicht mehr als 30 Spieler für das Turnier in Russland in Frage kommen: "26 Spieler sind jetzt nominiert, da kommen noch drei, vier Spieler dazu. Daraus wird sich der Kader ergeben." Kombiniert man diese Aussage mit denen von Löw, dürfte es sich dabei um Bayern-Torhüter Manuel Neuer sowie das Dortmunder Trio Marco Reus, Andre Schürrle und Mario Götze handeln. Überraschungskandidaten sind damit nahezu ausgeschlossen. Aber: Der Bundestrainer sei sich in einzelnen Fällen derzeit selbst noch nicht sicher.

Welche 23 Spieler werden es am Ende schaffen?

Torhüter im deutschen WM-Kader

Die einfachste Personalie hier ist Barcelonas Marc-Andre ter Stegen. Bei ihm stellt sich lediglich die Frage, ob er als Nummer eins oder Nummer zwei nach Russland fährt, gegen Spanien lieferte er erneut eine gute Vorstellung ab. Hinter ihm duellieren sich Kevin Trapp und Bernd Leno um den zweiten bzw. dritten Platz. Dass er gegen Brasilien durchspielen durfte, spricht für Trapp - auch wenn er zu viele Bälle zum Gegner spielte.

Schafft es Manuel Neuer nicht, sind beide dabei. Löw äußerte sich allerdings extrem zuversichtlich, was Neuer angeht: Steht er bei den Bayern noch ein paar Mal im Tor, ist er auf jeden Fall dabei. Selbst wenn es dafür nicht reichen sollte, würde ihn Löw wohl nach Südtirol mitnehmen, um sich selbst ein Bild zu machen. Zwei Monate bleiben Neuer - das wird reichen.

Diese Torhüter fahren zur WM

VereinAlterLänderspiele
Manuel NeuerBayern München3274
Marc-Andre ter StegenFC Barcelona2519
Kevin TrappParis St.-Germain273

Abwehrspieler im deutschen WM-Kader

An vier Namen wird auf keinen Fall gerüttelt: Jerome Boateng, Mats Hummels und Joshua Kimmich sind dabei und überdies für die Startelf gesetzt. Auch Jones Hector vom 1. FC Köln wird sicher im Kader stehen, selbst wenn seine Leistungen die Tür für die Konkurrenz offen gelassen haben.

Das Problem: Diese Konkurrenz gibt es in der Defensive generell nicht. Kimmich hat hinten rechts niemanden, der ihm Druck macht. Sollte er ausfallen, würde Löw wohl mit Emre Can oder gar einer Dreierkette improvisieren. Hector spürt den Atem des Berliners Marvin Plattenhardt hinter sich ebenfalls nur hauchzart: "Platte" ist einfach nur froh dabei zu sein - auch bei ihm müsste sich der Bundestrainer genau überlegen, ob er gegen hochkarätige Konkurrenz in Russland wirklich in Frage kommt.

Warum gibt es hier keine Überraschungskandidaten? Philipp Lahm wirbt mittlerweile lieber für die EM 2024 im eigenen Land, der Nachwuchs an Außenverteidigern internationaler Klasse ist rar. Für Philipp Max kommt die WM zu früh, Leipzigs Marcel Halstenberg fällt mit Kreuzbandriss aus. Es bräuchte enorme seismische Kräfte, um Löws Haltung hier noch zu verschieben.

In der Innenverteidigung sammelte Antonio Rüdiger neben Boateng gegen die Selecao wichtige Punkte, er ist und bleibt der erste Backup in der Innenverteidigung. Der zweite Platz entscheidet sich zwischen Matthias Ginter und Niklas Süle, wobei Ersterer in beiden Länderspielen zuschauen musste. Ginter könnte mit starken Leistungen im Verein aber noch an Süle vorbeiziehen, wenn der im Saisonendspurt bei den Bayern nur auf der Bank schmort.

Diese Abwehrspieler fahren zur WM nach Russland

VereinAlterLänderspieleTore
Jerome BoatengBayern München29701
Mats HummelsBayern München29635
Antonio RüdigerFC Chelsea25231
Niklas SüleBayern München229
Joshua KimmichBayern München23273
Jonas Hector1. FC Köln27363
Marvin PlattenhardtHertha BSC266

Mittelfeldspieler im deutschen WM-Kader

In der Zentrale ist das Trio aus Toni Kroos, Sami Khedira und Ilkay Gündogan gesetzt. Gündogan konnte Khedira mit seiner Leistung gegen Brasilien nicht angreifen, deshalb bleibt er erst einmal erste Alternative von der Bank. Einen weiteren, reinen Sechser nur fürs Ende der Bank mitzunehmen, macht wenig Sinn, weshalb Löw hybride Spielertypen gut zu Gesicht stehen.

Das sorgt am Ende dafür, dass Emre Can und Leon Goretzka dabei sind. Can war kaum bei der DFB-Elf angekommen, da musste er auch schon wieder angeschlagen abreisen. Aber er spielt eine starke Saison in Liverpool und profitiert davon, dass er bei einem Engpass auch in die Viererkette rücken könnte. Goretzka kann umgekehrt weiter vorne eingesetzt werden, aber ein Flügelspieler ist er nicht, das zeigte er gegen Brasilien. Er ist der Wackelkandidat, wenn gerade die BVB-Spieler in den nächsten Wochen groß aufspielen.

Offensiv ist Mesut Özil im Zentrum nahezu alternativlos, ein Julian Draxler konnte ihn am Dienstag nicht ersetzen. Trotzdem ist Draxler dabei und immer noch erste Wahl auf dem linken Flügel, auch dank des Confed Cups. Er könnte von Marco Reus aber noch überholt werden. Thomas Müller ist rechts gesetzt. Punkt.

Dahinter hat Löw die wohl größte Auswahl im Kader: Reus, Schürrle, Götze, Brandt und Sane.

Leroy Sane wollte eigentlich um den Startplatz konkurrieren, nach dem schwachen und auch zu eigensinnigen Auftritt gegen die Selecao muss sich Löw fragen, warum es nicht gepasst hat. Trotzdem ist Sane am Ende sicher dabei - und sei es nur als Joker in der Schlussphase für den einen, entscheidenden Antritt auf dem Flügel.

Im Gegenzug muss man Marco Reus wieder bessere Chancen bescheinigen, eine wichtige Rolle in Russland zu spielen. Während Mario Götze angezählt und Andre Schürrle angetrieben wurde, wurde Reus vom Bundestrainer geschont: Bloß nicht verletzen, dann sitzt er im Flieger. Für die Teamkollegen reicht es am Ende nicht - genau wie für Brandt.

Diese Mittelfeldspieler fahren zur WM nach Russland

VereinAlterLänderspieleTore
Toni KroosReal Madrid288212
Sami KhediraJuventus Turin30737
Ilkay GündoganManchester City27244
Mesut ÖzilFC Arsenal298922
Thomas MüllerBayern München289038
Julian DraxlerParis St.-Germain24426
Leroy SaneManchester City2211
Marco ReusBorussia Dortmund28299
Emre CanFC Liverpool24201
Leon GoretzkaSchalke 0423146

Angreifer im deutschen WM-Kader

Timo Werner ist und bleibt die Nummer eins. Deshalb wird Löw am Ende keine zwei ähnlichen Stoßstürmer mitnehmen, denen doch nur die Jokerrolle bleibt - ein Lars Stindl als potenzielle hängende Spitze ist am Ende einen Tick vielseitiger. Auch seine Beständigkeit und positive Auswirkung auf das Mannschaftsklima sprechen für ihn.

Also: Gomez oder Wagner? Wer hat am Ende die Nase vorn? In puncto Spielweise und Trefferquote schenken sich Mario Gomez und Sandro Wagner nicht viel, deshalb läuft es am Ende auf die größere Erfahrung von Gomez hinaus. Er hat schon große Turniere gespielt und könnte diese Erfahrung an Timo Werner weitergeben, mit dem er obendrein die Stuttgart-Connection teilt.

Dass er gegen Brasilien startete, lässt außerdem darauf schließen, dass Löw es ihm eher zutraut, von Beginn an zu wühlen und den Gegner müde zu machen, sollten diese Qualitäten einmal gefragt sein. Wagner ist eher auf die reine Joker-Rolle festgelegt.

Diese Stürmer fahren zur WM nach Russland

VereinAlterLänderspieleTore
Timo WernerRB Leipzig22127
Mario GomezVfB Stuttgart327331
Lars StindlBorussia Mönchengladbach29114