Robin Knoche ist neben Maximilian Arnold Wolfsburgs neuer Shootingstar. Der U-21-Nationalspieler über den vielversprechenden VfL-Nachwuchs, den neuen Weg unter Dieter Hecking und das große Ziel im DFB-Team.
SPOX: Herr Knoche, spätestens diese Saison haben Sie den Durchbruch bei Wolfsburg zum Stammspieler geschafft. Ihr Debüt haben Sie aber bereits unter Magath gegeben. Weshalb hat es so lange gedauert?
Robin Knoche: Schwer zu sagen. Ich habe schon unter Felix Magath oft mittrainiert, die Situation war aber nicht immer einfach.
SPOX: Was meinen Sie?
Knoche: Mit Felix Magath selbst hatte ich nie ein Problem. Aber der Verein stand in der Tabelle nicht gut da und es wurde eher auf ältere Spieler gesetzt. Da beschäftigt man sich schon mit der eigenen Perspektive, auch wenn das Wohl des Vereins Vorrang hat. Große Wechselgedanken oder ähnliches gab es bei mir nicht. Als ich dann die letzten Spiele der vergangenen Saison mitgespielt hab, hat mir der Trainer gesagt, dass er hochzufrieden mit mir ist. Da waren Wechselgedanken erst recht kein Thema mehr. Dass es diese Saison noch besser für mich läuft, macht mich umso glücklicher.
SPOX: Aber die unterschiedliche Durchlässigkeit von Jugendspielern unter Magath im Vergleich zu Hecking ist schon gravierend, oder?
Knoche: Ja. Unter Dieter Hecking und Klaus Allofs werden neue Schwerpunkte gesetzt, das merkt man. Die Mannschaft kommt damit aber offensichtlich ganz gut zurecht.
SPOX: Potenzial hat der VfL-Nachwuchs genug, die Jugendarbeit läuft seit Jahren auf Top-Niveau. Sie haben zahlreiche Jugendteams durchlaufen - was ist das Erfolgsrezept?
Knoche: Es sind einfach phantastische Bedingungen, die wir hier vorfinden. Das Internat, die Plätze, die Trainerteams - die Rahmenbedingungen sind perfekt. Man wird hier sehr gut geschult. Hinzu kommt eine sehr familiäre Atmosphäre, das merkt man bei den Internatsspielern. Es wird alles für die Spieler getan, das ist für ihre Entwicklung sehr positiv.
SPOX: Neben Ihnen hat sich zuletzt auch Maxi Arnold zum Stammspieler gemausert. Mit seinen Toren sorgte er für Euphorie, er wird als Wolfsburger Vorzeigetalent gepriesen. Fühlen Sie sich da im Vergleich medial ein wenig vernachlässigt?
Knoche: Nein, keineswegs. Es ist normal, dass Offensivspieler mehr in der Öffentlichkeit stehen als Defensivspieler. Es freut mich sehr für ihn, dass er wichtige Tore für uns macht und uns damit Punkte beschert. Dass er dadurch automatisch stärker im Fokus, ist völlig normal.
SPOX: Derzeit trainieren immer wieder zahlreiche Youngster bei den VfL-Profis mit. Palacios-Martinez, Evseev, Seguin... Wer könnte als nächstes den Weg von Arnold und Knoche machen?
Knoche: Alle Jungs machen einen super Eindruck. Unseren Weg werden bestimmt noch einige gehen. Aber es ist wichtig, die Spieler langsam heranzuführen, um sie nicht zu verheizen.
SPOX: Sie selbst mussten lange um Ihren Platz kämpfen. In der Sommerpause wurde Ihnen plötzlich Timm Klose vor die Nase gesetzt. Hat sich ihre eigene Perspektive dadurch verändert?
Knoche: Nein. Ich habe ja vergangene Saison die letzten vier Spiele alle bestritten. Dass im Sommer neue Konkurrenten hinzukommen, ist ganz normal. Die Verpflichtung von Timm Klose war für mich ein zusätzlicher Ansporn. Ich wollte einfach das Beste abrufen und es dem Trainer so schwer wie möglich machen. Unabhängig von der Konkurrenz oder neuen Spielern.
SPOX: Auch in der Nationalelf sind Sie eher ein Spätstarter, Ihre Karriere begann in der U-20-Nationalmannschaft. Hatten Sie diese Perspektive überhaupt noch vor Augen?
Knoche: Nein, das war in meinem Kopf nie besonders präsent. Ich habe im Verein immer mein Bestes gegeben. Als dann plötzlich die Einladung kam, habe ich mich riesig gefreut. Darauf habe ich immer hingearbeitet. Dass ich später als andere zu einem Jugendnationalteam eingeladen wurde, sehe ich nicht negativ.
SPOX: Wie sehen Ihre weiteren Ziele auf DFB-Ebene aus?
Knoche: Ich will mich erst in der U 21 weiter etablieren, mich langfristig durchsetzen, damit ich häufiger zum Einsatz komme. Und als Mannschaft haben wir mit der EM-Qualifikation ein großes Ziel vor Augen.
SPOX: VfL-Manager Klaus Allofs denkt bereits weiter. Er hat Sie kürzlich auch bei der Nationalmannschaft ins Gespräch gebracht. Wie haben Sie das wahrgenommen?
Knoche: Ich habe mich gefreut. Denn es ist in erster Linie eine Bestätigung. Ein Indiz, dass ich viel richtig gemacht hat und der Verein mit mir zufrieden ist. Gleichzeitig ist es aber auch ein Fingerzeig, dass ich weiter Gas geben sollte. Für mich ist es ein großer Ansporn, nochmal eine Schippe draufzulegen.
SPOX: Träumen Sie ein klein wenig von der WM 2014?
Knoche: Nein. Das kommt vielleicht mit der Zeit. Es ist schließlich das Ziel von jedem U-21-Nationalspieler, irgendwann auch für die A-Nationalmannschaft zu spielen. Aber in erster Linie müssen wir hier in der U 21 und im Verein unsere Leistung bestätigen.
SPOX: Vielen dient die U 21 als Sprungbrett in die A-Nationalmannschaft. Fällt es da nicht manchmal schwer, sich voll auf die U 21 zu konzentrieren, wenn das Ziel der meisten ohnehin die A-Nationalmannschaft ist?
Knoche: Nein, das ist bei mir nicht der Fall. Es ist immer eine große Ehre, wenn man sein Land vertreten darf. Sei es in der A-Nationalmannschaft oder in der U 21. Wenn man eine Einladung in die U 21 bekommen hat, muss man Top-Leistung abrufen und für die Mannschaft alles geben.
SPOX: Bei der U-21-EM ist Deutschland in der Vorrunde ausgeschieden. Kann es sein, dass man als Spieler auf einer solch großen Bühne plötzlich blockiert ist, wenn man sich zu vehement in den Vordergrund spielen will?
Knoche: So ein großes Turnier ist für viele noch einmal ein ganz neues Level, auch im Vergleich zur Bundesliga. Da ist es normal, dass manche Spieler da nervös werden. Aber damit beschäftigt man sich höchstens vor dem Spiel. Auf dem Rasen geht das dann recht schnell vorbei.
SPOX: Am Dienstag trifft das DFB-Team auf Rumänien. Wie sehen Sie Ihre Einsatzchancen?
Knoche: Ich habe im Training Vollgas gegeben. Mal sehen, wie sich der Trainer am Dienstag entscheidet. Auf der Position ist der Kampf um die Plätze sehr eng, da gibt es im Kader viele starke Spieler.
SPOX: In Sachen Position sind Sie ohnehin flexibel. Früher haben Sie oft im Mittelfeld gespielt...
Knoche: Ja, das kenne ich noch aus dem Jugendbereich. Ich war ursprünglich gelernter offensiver Mittelfeldspieler. Im Laufe der Zeit bin ich immer weiter nach hinten gerückt. Aber im defensiven Mittelfeld auszuhelfen, ist für mich beispielsweise kein Problem. Dort habe ich schon öfter gespielt. Es ist ein bisschen anders als in der Innenverteidigung, weil man das Spiel nicht komplett vor sich hat und die Mitspieler lenkt. Daran habe ich mich als Verteidiger mittlerweile gewöhnt, deshalb fühle ich mich dort am wohlsten. Dort habe ich meine Stärken.
Robin Knoche in der Zusammenfassung