Sadio Mane (30) und Bouna Sarr (30) verbindet mehr als ihr aktueller Arbeitgeber FC Bayern München: Einst sammelten sie gemeinsam erste Profi-Erfahrungen beim FC Metz, Anfang dieses Jahres gewannen sie mit Senegal den Afrika Cup.
Als Sadio Mane und Bouna Sarr letztmals gemeinsam für einen Klub spielten, erlebte dieser seinen historischen Tiefpunkt. In der Saison 2011/12 stürzte der langjährige Erstligist FC Metz erstmals seit Einführung des Profifußballs in Frankreich im Jahr 1932 in die Drittklassigkeit ab. Mane und Sarr sammelten damals in der nordostfranzösischen Stadt ihre ersten Profi-Erfahrungen.
Mane kam vor der Saison aus seiner senegalesischen Heimat, Sarr aus dem klubeigenen Nachwuchs. Sie stießen in eine junge Mannschaft mit großem Potenzial. Neben den beiden heutigen Bayern-Profis standen beim Zweitligisten Metz damals unter anderem auch Kalidou Koulibaly (heute SSC Neapel) sowie die späteren Bundesligaspieler Gaetan Bussmann (Freiburg und Mainz) und Fallou Diagne (Freiburg und Werder) unter Vertrag.
Im Mittelfeld spielte Pierre Bouby. Mit seinen 27 Jahren zählte er zu den Ältesten dieser Mannschaft, die trotz allem Talent überraschend abstieg. "Wir haben uns vielleicht besser gesehen, als wir damals waren. Wir hatten kein Glück und die Einstellung einiger Spieler hat dem Trainerteam Kopfzerbrechen bereitet", erinnert sich Bouby im Gespräch mit SPOX und GOAL. "So sind wir in eine negative Spirale geraten, aus der wir uns nicht mehr befreien konnten."
imago imagesFC Metz: Sarr in der Hinrunde, Mane in der Rückrunde
Dabei verlief die Hinrunde eigentlich vielversprechend: Zur Winterpause rangierte Metz auf Platz acht. Sarr kam bis dahin regelmäßig als Einwechselspieler zum Einsatz - und zwar in der Offensive. Erst bei seiner nächsten Station Olympique Marseille wurde er zum Rechtsverteidiger umgeschult.
Weite Teile der Rückrunde verbrachte Sarr dann aber bei der Reservemannschaft, während Mane den umgekehrten Weg ging. Nach einer von Blessuren durchseuchten Hinrunde wurde er erst im Winter zu den Profis hochgezogen, wo er sich schnell einen Stammplatz erkämpfte. 19-mal kam er zum Einsatz, durfte dabei aber nur einen Sieg bejubeln. Metz rutschte in der Tabelle kontinuierlich ab und landete letztlich auf einem Abstiegsplatz.
"Sadio war auf jeden Fall nicht der Grund dafür", versichert Bouby. Mane setzte dank seiner guten Technik und Schnelligkeit zwar Akzente, ließ in seinen Aktionen jedoch oftmals jegliche Präzision vermissen. "Er hatte bei seinen Abschlüssen noch viel Arbeit vor sich, war sehr verschwenderisch", erinnert sich Bouby. "Er konnte drei Gegenspieler ausdribbeln, nur um den Ball dann auf die Tribüne zu flanken oder weit vorbei zu schießen." Sein Leistungsnachweis: ein Tor, ein Assist.
Was Mane neben der nötigen Präzision ebenfalls noch fehlte, war ein ordentliches Defensivverhalten. "Er hat nur sehr zurückhaltend verteidigt", sagt Bouby. Dieses Manko änderten die Gegenpressing-Fanatiker Roger Schmidt bei RB Salzburg und Jürgen Klopp beim FC Liverpool aber dermaßen, dass Mane laut Bouby heute "einer der Offensivspieler ist, die am meisten mitverteidigen".
Sadio Mane und Bouna Sarr beim FC Metz
Zeitraum | Spiele | Tore | Assists | |
Sadio Mane | 2012 | 23 | 2 | 1 |
Bouna Sarr | 2011 bis 2015 | 104 | 8 | 9 |
Der FC Metz und die Senegal-Verbindungen
Begonnen hat Manes Weg in die Weltspitze auf den staubigen Plätzen seines Heimatortes Banbali. Von dort schaffte er es in Senegals Hauptstadt Dakar und letztlich in die Nachwuchs-Akademie von Generation Foot. Der erst 2000 vom ehemaligen Ligue-1-Legionär Mady Toure gegründete Klub unterhält eine Kooperation mit dem FC Metz. Dank der Zusammenarbeit gelangen etlichen Senegalesen Profikarrieren in Europa, neben Mane beispielsweise auch Diafra Sakho, Papiss Demba Cisse oder Ismaila Sarr.
Metz zieht aber nicht nur Senegalesen von Generation Foot an, sondern auch gebürtige Franzosen mit senegalesischen Wurzeln. Koulibaly (nahe Straßburg) und Bouna Sarr (Lyon) kamen beide in Frankreich zur Welt, schafften bei Metz ihren Durchbruch und spielen wegen ihrer Wurzeln heute in der senegalesischen Nationalmannschaft. Grüppchenbildungen gab es trotz der großen Anzahl an Senegalesen in Metz damals aber nicht, wie Bouby versichert: "Der Zusammenhalt war gut."
Bei Mane erinnert sich sein ehemaliger Mitspieler an einen "bescheidenen Jungen mit viel Respekt und Persönlichkeit". Besonders Koulibaly hätte ihm viel geholfen, aber auch mit Sarr verstand sich Mane von Beginn an. Während sich der schüchterne Mane eher zurückhielt, trat Sarr offener auf. "Er war ein guter Typ, hat eine positive Atmosphäre verbreitet", sagt Bouby.
Wie Sadio Mane das Interesse von RB Salzburg weckte
Für Metz gemeinsam auf dem Platz standen die beiden übrigens nur an den letzten beiden Spieltagen der Abstiegssaison und bei vier Spielen am Anfang der darauffolgenden, ehe Mane Ende August für vier Millionen Euro zu RB Salzburg wechselte. Aufgefallen war er einer Salzburger Delegation um Ralf Rangnick beim olympischen Fußballturnier in England. Mane stürmte mit dem Senegal ins Viertelfinale, scheiterte dann aber an Mexiko. Für die A-Nationalmannschaft hatte er schon kurz vor Olympia debütiert.
Während seiner zwei Jahre in Salzburg weckte Mane europaweites Interesse, auch der FC Bayern beobachtete ihn schon damals. Letztlich gelangte er über den Zwischenschritt FC Southampton nach Liverpool, wo er schließlich zum Weltstar aufstieg. "Ich habe sofort sein enormes Potenzial gesehen. Insofern bin ich alles andere als überrascht, dass er dieses Niveau erreicht hat", erinnerte sich Sarr später. "Diese Gier, die man bei ihm in jedem Spiel mit dem FC Liverpool sehen konnte, war schon immer in ihm drin."
imago imagesBouna Sarr und Sadio Mane gewannen den Afrika Cup 2022
Sarrs Werdegang verlief unterdessen etwas gemächlicher. Zunächst blieb er in Metz und schaffte dort als Stammspieler den Durchmarsch von der dritten in die erste Liga. Im Sommer 2013 kam es zu einem kleinen Wiedersehen mit seinem Ex-Kollegen: Sarrs Metz verlor ein Testspiel gegen Manes Salzburg 0:3.
Nach dem postwendenden Wiederabstieg in die Ligue 2 wechselte Sarr 2015 zu Olympique Marseille. Als umgeschulter Rechtsverteidiger gefiel er den Münchner Verantwortungsträgern bei einem Testspiel gegen den FC Bayern im Sommer 2020 dermaßen gut, dass sie ihn kurz vor Ende der Transferphase im Zuge ihres Last-Minute-Fünferschlags kurzerhand verpflichteten.
In München überzeugte Sarr zwar zu keinem Zeitpunkt und soll fast seit seiner Verpflichtung wieder abgegeben werden, trotzdem stieg er aber zum senegalesischen Nationalspieler auf. Eine Anfrage des Heimatlandes seiner Mutter Guinea hatte er zuvor ausgeschlagen, sein Geburtsland Frankreich verzichtete auf eine Nominierung.
Für Sarr sollte sich das Warten lohnen: Anfang 2022 gewann er als Stammspieler gemeinsam mit den ehemaligen Metz-Absteigern Mane und Koulibaly den ersten Afrika Cup für Senegal. Außerdem erfuhr Sarr deshalb frühzeitig von Manes Wechsel-Plänen. "Bouna war der erste Spieler, mit dem ich über Bayern gesprochen habe bei der Nationalmannschaft", verriet Mane der SportBild.