Ein WDR-Bericht offenbart Mängel im Sicherheitsdienst von Schalke 04. Politik und DFL reagieren, der Verein und der Ordnungsdienst weisen die Vorwürfe zurück.
Einstellung ohne Schulung und Einweisung, fehlende Kontrollmechanismen: Ein Undercover-Bericht des WDR-Magazins "sport inside" hat gravierende Mängel im Ordnungsdienst des Fußball-Bundesligisten Schalke 04 offenbart und zieht Konsequenzen nach sich. Ein Reporter war inkognito für das engagierte Sicherheitsunternehmen (Securitas) als Ordner im Risikospiel gegen den 1. FC Köln am 13. Dezember im Einsatz, dabei durfte er ohne die vorgeschriebene Schulung oder einen Mitarbeiterausweis seinen Dienst antreten.
Es gab seitens der Einsatzzentrale weder eine Ausweis- noch eine Namenskontrolle, eine Einführung in Rechte, Pflichten und Problemfelder habe ebenfalls nicht stattgefunden. "Das, was ich da gesehen habe, entspricht nicht im Mindesten dem, was eigentlich schon jetzt Gültigkeit hätte. Da muss der Deutsche Fußball-Bund mehr kontrollieren, und dazu werden wir ihn auch auffordern", sagte NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) nach Ansicht der Bilder dem "WDR".
Schulung gehören zu den Lizenzierungsbestimmungen
Eine ordnungsgemäße Schulung des Sicherheitspersonals ist außerdem auch Bestandteil der Lizenzierungsbestimmungen der Deutschen Fußball Liga (DFL), die nun aktiv werden wird. "Wir sind schon überrascht gewesen, weil Schalke in dieser Hinsicht sehr positiv in Erscheinung getreten ist. Wir werden Schalke nun um eine Stellungnahme bitten und uns den Sachverhalt dann genau anschauen", sagte DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig dem "SID".
Der Verein verwies auf Anfrage des Senders auf ein Ordnungsdiensthandbuch und eine Laufkarte, die allen Ordnern ausgehändigt würden. "Die Sicherheit in der Veltins-Arena und unsere durchgeführten Schulungen sind bundesweit auf einem sehr hohen Stand, der nur in wenigen Stadien zu finden ist", teilte Schalke mit. Die Frage nach einer möglichen Gefährdung stelle sich "schlichtweg nicht".
Anders sieht das Arnold Plickert, stellvertretender Bundesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP). "Da geht man absolut fahrlässig mit der Sicherheit um und mit den Leuten, die eingesetzt werden", sagte Plickert.
Das Sicherheits-Unternehmen weist die Vorwürfe zurück. "Wir sind nach wie vor der Ansicht, dass wir alle Maßnahmen, die für die Sicherheit eines Stadions relevant sind, umgesetzt haben", teilte Securitas mit.
Unternehmenssprecher kündigt "Nachjustierungen" an
Unternehmenssprecher Bernd Weiler räumte im "SID"-Gespräch mögliche Versäumnisse ein und kündigte "Nachjustierungen bei den Kontrollmechanismen" an, angesichts des kurzfristig erteilten Großauftrags könnten sich "vorübergehend Abweichungen von Standardprozessen ergeben". Allerdings sei der TV-Bericht "einseitig". Der WDR-Mitarbeiter sei zu Schulungen eingeladen worden, aber nicht erschienen, zudem sei er "nur an einem Not-Tor" eingesetzt worden, wofür keine Schulung nötig sei.
Der WDR erklärte, er bleibe seiner Darstellung. "Es hat keine individuelle Einladung von Securitas an den Autor zu Schulungsterminen gegeben", erklärte Sprecher Uwe-Jens Lindner: "Er hat im Vorfeld seines Einsatzes darauf hingewiesen, dass er noch nicht geschult worden sei. Darauf antwortete ihm der Securitas-Disponent sinngemäß, dass wegen eines Risikospiels 'Mann und Maus' gebraucht würden. Schließlich war unser Autor, wie man im Beitrag sieht, an einem Tor eingesetzt, an dem u.a. permanent Rettungsfahrzeuge und Einsatzfahrzeuge der Polizei herein und heraus fuhren."
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