Das DFB-Team hat einen gelungenen Start ins EM-Jahr und in die Qualifikation für die WM 2022 hingelegt. Vor leeren Rängen in Duisburg setzte sich die Mannschaft von Joachim Löw dank der Treffer von Leon Goretzka, Kai Havertz und Ilkay Gündogan mit 3:0 (2:0) gegen Island durch.
Am Sonntag (20.45 Uhr) geht es in Bukarest gegen Rumänien weiter, ehe der Weltmeister von 2014 drei Tage später (20.45 Uhr) wieder in Duisburg antritt. Gegner dann: Nordmazedonien.
"Die frühen Tore haben uns in die Karten gespielt und unserem Spiel gut getan", sagte Goretzka nach dem überzeugenden Triumph über Island bei RTL. Der Mittelfeldmann hatte das 1:0 in der dritten Minute erzielt, Havertz legte wenig später nach (7.), ehe Gündogan elf Minuten nach dem Seitenwechsel alles klar machte. "Wir haben den Ball gut laufen gelassen", befand der Profi von Manchester City.
Das DFB-Team setzte nicht nur sportlich ein Zeichen. Bei der Aufstellung für die Nationalhymnen trug jeder Spieler ein schwarzes T-Shirt mit einem weißen Buchstaben - zusammen lautete die starke Botschaft: "HUMAN RIGHTS". Eine Botschaft in Richtung Katar, wo Ende 2022 die WM stattfinden soll. "Wir möchten der Gesellschaft klar sagen, dass wir das nicht ignorieren, sondern ganz klar machen, welche Bedingungen da herrschen müssen. Die Buchstaben haben wir selbst draufgeschrieben", berichtete Goretzka. "Wir haben eine große Reichweite - und können die wunderbar nutzen, um Zeichen zu setzen für die Werte, für die wir stehen wollen."
Deutschland - Island: Die Reaktionen
Joachim Löw (Bundestrainer): "Größtenteils bin ich zufrieden. Wir haben schwungvoll begonnen und ein Zeichen setzen. Wir hatten von Anfang an die richtige Einstellung, der Sieg war souverän. In der zweiten Halbzeit haben wir zu viele Pässe nach hinten gespielt und in ein paar Momenten verpasst, Tempo aufzunehmen. Ich sehe Verbesserungspotenzial. Die zweite Halbzeit müssen wir auf jeden Fall besprechen. Es gab weniger Torchancen, wir müssen das Tempo über 90 Minuten hoch halten, das müssen wir lernen und stabilisieren."
Leon Goretzka (Torschütze Deutschland): "Ich bin einfach froh, meinen Teil beizutragen. Wir haben uns fest vorgenommen, dass man die Leidenschaft auf dem Platz sieht. Dass wir alle sehr zu schätzen wissen, für unser Land spielen zu dürfen. Wir wollten unbedingt Emotionen reinkriegen. Dass man vor dem Fernseher sieht, dass da elf Jungs auf dem Platz stehen, die richtig Bock haben. Das hat gut geklappt."
Ilkay Gündogan (Torschütze Deutschland): "Ich glaube, dass wir einen Maßstab an uns selbst haben sollten. Wir haben eine gewisse Verantwortung, weil wir die Qualität dazu haben. So sind wir das Spiel angegangen und natürlich froh, dass wir 3:0 gewonnen haben."
Jamal Musiala (Debütant Deutschland): "Es ist ein sehr großer Moment für mich und meine Familie. Davon träumt man schon, wenn man noch ganz klein ist. Ich bin sehr stolz und einfach happy, hier zu sein. Die Mannschaft hat mich sehr gut aufgenommen. Ich fühle mich hier wohl."
Uli Hoeneß (TV-Experte bei RTL): "Nicht nur das Ergebnis hat mich überzeugt, sondern die Art und Weise, wie es zustande gekommen ist. Die Mannschaft hat so engagiert gespielt, wie man sich das vorgestellt hat. Sie hat läuferisch alles geboten, sie hat spielerisch Akzente gesetzt. So habe ich mir das vorgestellt - ich bin total zufrieden."
Deutschland - Island: Die Analyse
Bundestrainer Löw baute auf ein 4-3-3. Klostermann startete hinten rechts, Ginter und Rüdiger bildeten das Innenverteidiger-Pärchen und Can übernahm in Abwesenheit des Corona-bedingt kurzfristig abgereisten Halstenberg die für ihn eher ungewohnte Rolle als Linksverteidiger. Das Dreier-Mittelfeld bildeten Kimmich, Goretzka und Gündogan. Vorne wirbelten Sane (meist über links), Gnabry (meist im Sturmzentrum) und Havertz als Freigeist, der sich den Ball zum Teil auch in der eigenen Hälfte abholte.
"Island wird sehr tief verteidigen", prognostizierte Löw vor Spielbeginn. "Wir hoffen, dass wir früh in Führung gehen." Gesagt, getan. Keine drei Minuten dauerte es, als Goretzka eine schöne Kombination zwischen Kimmich und Gnabry mit einem satten Linksschuss ins rechte untere Eck verwertete. Havertz legte kurz darauf nach einem Pass von Sane in den Rücken der völlig überforderten isländischen Abwehr nach.
Der Traumstart war perfekt, die Selbstsicherheit da. Die ohne Everton-Spielmacher Gylfi Sigurdsson ideenlos wirkenden Gäste kamen durch einen knapp am Tor von Neuer vorbeirauschenden Schuss von Sigurjonsson nur zu einer gefährlichen Offensivaktion (27.) in Hälfte eins, ansonsten dominierten die Mannen in Schwarz die Partie nach Belieben. Einziges Manko: Das deutsche Spiel war sehr linkslastig, Klostermann traute sich im Gegensatz zu Can wenig mit dem Ball zu. Und weil die Isländer geschlossener verteidigten als in den wilden Anfangsminuten, wurde es kein Schützenfest.
Gündogan sorgte zumindest noch mit einem präzisen Schuss aus der zweiten Reihe für klarere Verhältnisse (56.). Letztlich hätte der Sieg, bei dem Neuling Musiala zu seinem A-Länderspiel-Debüt kam, aufgrund des spielerischen Potenzials der Hausherren aber noch höher ausfallen können. Ein Volleyschuss des umtriebigen Gnabry klatschte zum Beispiel noch an den Pfosten (71.).
Deutschland - Island: Die Aufstellungen
Deutschland: Neuer - Klostermann, Ginter, Rüdiger, Can - Goretzka (71. Neuhaus), Kimmich, Gündogan - Havertz (78. Musiala), Gnabry (86. Younes), Sane (78. Werner)
Island: Halldorson - Sampsted, Arnason, Ingason, Magnusson - Gunnarsson - Traustason (78. Arnor Sigurdsson), Palsson, Sigurjonsson (40. Gudmundsson), Bjarnason - Bödvarsson
Deutschland - Island: Die Daten zum Spiel
Tore: 1:0 Goretzka (3.), 2:0 Havertz (7.), 3:0 Gündogan (56.)
- Erstmals seit der WM 2018 gewann Deutschland drei Heimspiele in Folge, zuletzt war dies von 2016 bis 2017 gelungen (acht Siege in Folge).
- Deutschland blieb nur in einem der letzten 35 Heimspiele torlos (118 Tore gesamt) - beim 0:0 gegen Frankreich in der Nations League im September 2018.
- Das 1:0 durch Goretzka war das früheste Länderspiel-Tor für das DFB-Team seit dreieinhalb Jahren - im Oktober 2017 traf Sebastian Rudy in der 2. Minute gegen Nordirland.
- Seit der WM 2018 war Gnabry in 16 Länderspielen an 17 Toren direkt beteiligt (ElfTore, sechs Vorlagen) - kein anderer deutscher Spieler kommt in diesem Zeitraum auf eine zweistellige Zahl an Scorerpunkten.
- Mit 18 Jahren und 27 Tagen ist Jamal Musiala der jüngste deutsche Nationalspieler seit Uwe Seeler - dieser war bei seinem Debüt im Oktober 1954 17 Jahre und 345 Tage jung.
Der Star des Spiels: Joshua Kimmich (Deutschland)
Der Dreh- und Angelpunkt im DFB-Team. Spielte in Hälfte eins allein mehr Pässe (91) als die gesamte isländische Mannschaft (90.) Leitete zudem die beiden frühen Treffer gekonnt mit ein und suchte aus der zweiten Reihe immer wieder den Abschluss.
Der Flop des Spiels: Arnor Ingvi Traustason (Island)
Auch wegen Traustason war die rechte Seite der Isländer völlig abgemeldet. Der Profi von MLS-Klub New England Revolution brachte es im gesamten Spiel nur auf 21 magere Ballaktionen. Auch seine Passquote von 33 Prozent war alles andere als überzeugend.
Der Schiedsrichter: Srdjan Jovanovic (Serbien)
Souveräner Auftritt. Der Unparteiische aus Serbien und seine Assistenen ließen sich nichts zu Schulden kommen.