Die Schweiz hat bei der Fußball-EM gleich zum Auftakt einen Dämpfer hinnehmen müssen. Gegen Wales reichte es nur zu einem Punkt.
Breel Embolo schlurfte nach dem Dämpfer zum Auftakt kopfschüttelnd vom Feld. Zwar erzielte der starke Gladbacher sein erstes EM-Tor für die Schweiz, doch bei der "goldenen Generation" der Eidgenossen machte sich nach dem 1:1 (0:0) gegen Außenseiter Wales mit Superstar Gareth Bale vor allem Ernüchterung breit. Schließlich steigt nun bereits auf dem Weg zu den ambitionierten Zielen der Druck auf das Team von Nationaltrainer Vladimir Petkovic.
"So, wie es jetzt gelaufen ist, fühlt sich das nach zwei verlorenen Punkten an", sagte Torhüter Yann Sommer: "Wir waren da eine Zeit lang zu passiv, konnten den Ball nicht halten." Doch Petkovic machte seiner Mannschaft Mut: "Es ist noch nichts verloren, wir probieren, gegen Italien zu punkten."
Embolo stach auch dank seines Führungstreffers (49.) aus einer schwachen Schweizer Mannschaft, die nicht wenige als die beste in der Geschichte der Alpenrepublik sehen, heraus. Doch die Nati entwickelte vor 8782 Zuschauern im Nationalstadion von Baku zu selten Gefahr und wurde in der Schlussphase von Kieffer Moore (74.) bestraft. Am Mittwoch (21 Uhr) gegen Italien in Rom steht die Schweiz im Kampf um das Achtelfinal-Ticket in Gruppe A vor einer ganz hohen Hürde.
"Wir haben wie immer viel Biss und Charakter gezeigt", sagte Kapitän Bale, der mit Wales 2016 noch ins EM-Halbfinale gestürmt war: "Wir haben sehr hart gearbeitet, jetzt müssen wir dieses Ergebnis als Sprungbrett nehmen. Ich bin stolz auf die Jungs." Es fühle sich in der Umkleidekabine "wie ein Sieg an", meinte auch Nationalcoach Robert Page.
gettyGranit Xhaka: Guter Zeitpunkt, "um Geschichte zu schreiben"
Dabei hatten die Schweizer ihre Ziele vor dem Turnierstart in aller Deutlichkeit formuliert, nachdem sie bei der WM 2014, der EM 2016 und der WM 2018 jeweils bereits im Achtelfinale gescheitert waren. Es sei ein sehr guter Zeitpunkt, "um Geschichte zu schreiben", betonte Kapitän Granit Xhaka. Erstmals seit 1954 wollen die Eidgenossen wieder bei einem großen Turnier ins Viertelfinale einziehen.
In Yann Sommer, Nico Elvedi, Embolo (alle Borussia Mönchengladbach), Manuel Akanji (Borussia Dortmund) und Kevin Mbabu (VfL Wolfsburg) standen gleich fünf Bundesliga-Profis in der Startelf der Schweizer, die sich in der Anfangsphase aber gegen den kompakt stehenden Gegner schwer taten. Vor dem Anpfiff waren beide Teams auf die Knie gegangen und hatten damit ein Zeichen gegen Rassismus gesetzt.
EM 2021: Embolo bringt Schweiz in Führung
Wales suchte nach Ballgewinnen immer wieder Bale, die beste Chance hatte aber Sturmtank Moore (15.) per Kopf. Erst nach Sommers Parade und dem sehenswerten Hackenabschluss von Fabian Schär (20.) fand die Nati besser ins Spiel. Doch aus dem deutlichen Plus an Ballbesitz schlug die Schweiz gegen immer passivere Waliser deutlich zu wenig Kapital - einzig der frühere Frankfurter Haris Seferovic (27./41.) sorgte für Gefahr.
Nach dem Seitenwechsel sorgte vor allem Embolo mit mehreren guten Aktionen in kurzer Zeit für neuen Schwung. Der Angreifer zwang Keeper Danny Ward erst zu einer Glanzparade, ehe er bei der folgenden Ecke von Xherdan Shaqiri die Führung erzielte. Nur drei Minuten später stürmte Embolo erneut durch die gesamte walisische Abwehr und bediente Mbabu, der jedoch verzog.
Der walisische Nationalcoach Robert Page, der den wegen häuslicher Gewalt angeklagten Ryan Giggs bei dieser EM weiter auf der Trainerbank vertritt, ließ seine Mannschaft im Anschluss etwas früher attackieren. Wales schaffte es zwar nur selten, Bale oder Aaron Ramsey in Szene zu setzen, dafür belohnte Moore die offensivere Ausrichtung gegen nachlassende Schweizer per Kopf mit dem Ausgleich. Das vermeintliche 2:1 der Schweiz durch den eingewechselten Mario Gavranovic wurde wegen einer Abseitsstellung nicht anerkannt (85.).
Wales - Schweiz: Die Aufstellungen
- Wales: Ward - Roberts, Mepham, Rodon, Davies - Allen - Morrell, Ramsey (90.+3 Ampadu) - Bale, James (75. Brooks - Moore. Trainer: Page
- Schweiz: Sommer - Elvedi, Akanji - Mbabu, Freuler, Xhaka, Ricardo Rodriguez - Shaqiri (66. Zakaria) - Seferovic (84. Gavranovic), Embolo. Trainer: Petkovic