Ein junger Däne stoppt die Siegesserie von Union Berlin - mit seinem ersten Bundesligator in letzter Sekunde.
Wahid Faghir blickte seinem krummen Schuss ins Glück ungläubig hinterher, bevor dem Stadion im Jubelsturm fast das Dach wegflog. Das Spiel schien entschieden, die Sensationsmannschaft Union Berlin machte sich beim VfB Stuttgart längst bereit für den Sprung auf Platz vier - da kam der junge Däne mit seinem ersten Bundesligator in der dritten Minute der Nachspielzeit dazwischen.
Das Spiel endete 1:1 (0:1) - es wurde nach dem Ausgleich in letzter Sekunde gar nicht mehr angepfiffen. "Das war wunderbar, so schön, mit den Fans zu feiern", sagte Faghir bei DAZN und wirkte dabei recht schüchtern, "es war schwierig, aber wir haben es geschafft."
Für die Berliner hingegen war es eine kalte Dusche inmitten der Euphorie. "Wir kriegen in der letzten Minute so ein krummes Ding, wir müssen die drei Punkte hier einfach mitnehmen", sagte Union-Verteidiger Timo Baumgartl enttäuscht. Der frühere Stuttgarter hatte den 15-Meter-Schuss des Jokers Faghir unhaltbar abgefälscht.
Die Siegesserie der Eisernen ist nach drei Spielen gestoppt. "Es ist komisch, man fühlt sich fast wie der Sieger nach diesem Tor", sagte VfB-Profi Marc Oliver Kempf nach dem Punktgewinn in Unterzahl "überglücklich". Sein Teamkollege Atakan Karazor hatte innerhalb von 35 Sekunden zweimal die Gelbe Karte gesehen (57.).
Faghir sorgt für VfB-Happy-End nach Platzverweis
In der ersten Hälfte hatte Taiwo Awoniyi (31.) die Berliner mit seinem siebten Saisontor in Führung gebracht. Union verpasste es, erstmals in der Klubgeschichte vier Siege in der Bundesliga nacheinander zu feiern. Für die Stuttgarter um Trainer Pellegrino Matarazzo war es die vierte Partie in Folge ohne Niederlage.
Drei Tage nach der ereignisreichen Auswärtsreise zu Feyenoord Rotterdam (1:3) in der Conference League, als eine Union-Delegation mit dem Klub-Präsidenten Dirk Zingler in einer Bar von Hooligans angegriffen worden war und später 59 Union-Anhänger festgenommen wurden, ging es in Stuttgart ruhig los.
Über weite Strecken der ersten Hälfte sahen die 32.595 Fans in der Arena so gut wie keine Höhepunkte. Die VfB-Anhänger hielten sich stattdessen mit lautstarken Gesängen warm. Es dauerte eine halbe Stunde, bis die Stimmung einen herben Dämpfer erlitt: Sheraldo Becker bediente seinen Sturmpartner Awoniyi ideal an der Strafraumgrenze, dieser traf ins lange Eck.
Das Tor tat dem Spiel gut, die Begegnung nahm Fahrt auf. Doch VfB-Kapitän Wataru Endo (33.) und Kempf (34.) verpassten die direkte Antwort. Auf der anderen Seite hatte Awoniyi nach Vorarbeit des starken Genki Haraguchi die Chance auf den Doppelpack (38.).
Nach dem Seitenwechsel übernahmen zuerst die Stuttgarter die Kontrolle, doch Karazors unnötiger Platzverweis erschwerte die Aufgabe. Dann gab es doch ein Happy End.
VfB Stuttgart - Union Berlin: Die Stimmen
Pellegrino Matarazzo (Trainer VfB Stuttgart): "Es war wie erwartet ein zähes Spiel mit wenigen hochwertigen Torchancen auf beiden Seiten. Die zweite Halbzeit stimmt mich extrem positiv. Die Leute, die im Stadion waren, haben uns wieder Energie und Rückenwind gegeben."
Urs Fischer (Trainer Union Berlin): "Die geforderte und gewünschte Reaktion hat die Mannschaft gezeigt. Wir hatten Gegner und Ball im Griff. Wir waren sehr gut im Spiel, am Schluss musst du den Sack zumachen. Da sieht man, dass Fußball zwischendurch auch brutal sein kann, aber das gehört dazu. Ich bin sehr zufrieden, was die Mannschaft gezeigt hat, sie verdient ein großes Kompliment."
VfB Stuttgart - Union Berlin: Die Aufstellungen
- Stuttgart: Bredlow - Mavropanos, Ito, Kempf - Karazor, Sosa, Nartey, W. Endo, Coulibaly, Führich - Al Ghaddioui
- Union: Luthe - Jaeckel, Knoche, Baumgartl - Trimmel, R. Khedira, Gießelmann, Haraguchi, Prömel - Becker, Awoniyi
Bundesliga: Die Tabelle
Platz | Mannschaft | Sp. | Dif. | Pk. |
1 | Bayern München | 9 | 25 | 22 |
2 | Borussia Dortmund | 9 | 10 | 21 |
3 | SC Freiburg | 9 | 8 | 19 |
4 | Bayer Leverkusen | 9 | 9 | 17 |
5 | 1. FC Union Berlin | 9 | 3 | 16 |
6 | RB Leipzig | 9 | 11 | 14 |
7 | 1. FSV Mainz 05 | 9 | 3 | 13 |
8 | 1. FC Köln | 9 | -1 | 13 |
9 | VfL Wolfsburg | 9 | -3 | 13 |
10 | Hertha BSC | 9 | -10 | 12 |
11 | 1899 Hoffenheim | 9 | 2 | 11 |
12 | Bor. Mönchengladbach | 9 | -2 | 11 |
13 | VfB Stuttgart | 9 | -1 | 10 |
14 | VfL Bochum | 9 | -9 | 10 |
15 | Eintracht Frankfurt | 9 | -5 | 8 |
16 | FC Augsburg | 9 | -13 | 6 |
17 | Arminia Bielefeld | 9 | -9 | 5 |
18 | SpVgg Greuther Fürth | 9 | -18 | 1 |