Theodor Gebre Selassie lächelt verschmitzt. Seine Antwort kommt schließlich wie aus der Pistole geschossen. "Ganz eindeutig: Lionel Messi. Er schießt mehr Tore", sagte er auf die Frage, wer denn nun der beste Fußballer der Welt sei. Die Meinung des 25-Jährigen wird Cristiano Ronaldo nicht gerne hören.
Am Donnerstag kann der Portugiese den Tschechen persönlich vom Gegenteil überzeugen. Dann stehen sich die beiden im EM-Viertelfinale in Warschau gegenüber. Und Gebre Selassie hat als Rechtsverteidiger die wohl wichtigste Aufgabe auf dem Platz: Ronaldo zu stoppen.
Der von Werder Bremen umworbene Gebre Selassie wirkt trotzdem sehr entspannt in den vergangenen Tagen in Breslau. Ein wenig schüchtern, versucht er Interviews möglichst aus dem Weg zu gehen. Sprüche klopfen ist nicht sein Ding, lieber lässt er Leistung sprechen.
Doch zuletzt war er der gefragteste Mann bei den Tschechen. Wenn er dann mal redet, ist das gestiegene Selbstvertrauen aber nicht zu überhören. Zum Beispiel wenn er über seine Aufgabe gegen Ronaldo zu spielen, spricht. "Na und? Ok, es wird vielleicht schwieriger, aber ich habe keine Angst", sagte Gebre Selassie.
Mittel gegen Ronaldo: Geduld
Schließlich hat er sich mit seinem Gegenspieler intensiv beschäftigt. Auf Twitter folgt Gebre Selassie dem Portugiesen bereits. Wie will er denn verhindern, dass er ihm auf dem Platz auch nur hinterherläuft? "Man muss viel warten. Man muss auf seine Bewegung warten, was er macht und viel Geduld haben", sagte Gebre Selassie und ergänzte: "Er ist superschnell und hat keine Angst vor dem Gegner."
Angst kennt auch Gebre Selassie nicht, auch wenn er aufgrund seiner Hautfarbe bereits Probleme bekam. Denn der 25-Jährige ist der erste farbige Spieler in der Geschichte der tschechischen Nationalmannschaft. Zwangsläufig wird er, im tschechischen Trebic geboren, mit dem Thema Rassismus konfrontiert.
Gebre Selassie begegnet diesem Problem mit bemerkenswerter Gelassenheit. Es sei schon merkwürdig, dass das mächtigste Land der Welt von einem farbigen Präsidenten geführt werde und es Probleme gebe, wenn er für Tschechien spiele, sagte er nur.
Die Affenlaute der russischen Fans im ersten EM-Gruppenspiel interessierten ihn auch nicht wirklich. Das sei nichts Besonderes gewesen, er habe schon Schlimmeres erlebt, sagte er. Und auf die Frage, wem er denn ähneln würde, sagte er: "Augenscheinlich meinem Vater". Der ist Äthiopier, seine Mutter Tschechin.
Meister mit Liberec
Die hatte eigentlich andere Pläne mit ihrem Sohn, wollte, dass Theodor studiert. Doch der unterschrieb in Jihlava mit 19 seinen ersten Profivertrag. Bei Slavia Prag gab es später Probleme mit dem Trainer. Karel Jarolim, Vater von Ex-HSV-Profi David, befand ihn für zu weich und zu unerfahren.
Für Gebre Selassie im Endeffekt eine gute Entscheidung. Auf Leihbasis ging er zu Slovan Liberec, ein Jahr später wurde er fest verpflichtet. In der vergangenen Saison wurde er mit Liberec Meister und steht nun vor dem Absprung in die Bundesliga.
Klaus Allofs wird am Donnerstag deshalb ganz genau hinschauen. Der Manager von Werder Bremen ist an dem Halb-Äthiopier interessiert, der Deal steht offenbar kurz vor dem Abschluss. "Werder ist am nächsten dran", sagte dann auch Gebre Selassie. "Wenn es zur Unterschrift kommt, dann erst, wenn für die Tschechen das Turnier vorbei ist", sagte Allofs der "Bild-Zeitung".
Knapp 1,5 Millionen Euro Ablöse soll Gebre Selassie kosten. Noch. Denn eine starke Leistung bei der EM hat in der Vergangenheit schon oft den Marktwert in die Höhe schnellen lassen. "Die Dinge sind bereits mit dem Klub vorbesprochen. Ich gehe nicht davon aus, dass dies ein Problem ist", sagte Allofs.
Theodor Gebre Selassie im Steckbrief