Thesen zum 28. Bundesliga-Spieltag: Hütter und Gladbach passen einfach nicht

Stefan Rommel
04. April 202212:08
DAYOT UPAMECANO: Nach einer Stunde für Hernandez eingewechselt, allerdings ohne Auffälligkeiten. Brachte immerhin alle seine 23 Pässe an den Mann. Note: 3,5imago images
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Borussia Mönchengladbach bleibt unberechenbar und ihr Trainer weiter ratlos. Bayerns Dayot Upamecano überrascht mit einem etwas anderen Ansatz und in Augsburg schafft ein großes Talent wohl endlich den Durchbruch.

1. Hütter und Gladbach: Das passt einfach nicht

Borussia Mönchengladbach schaffte am Sonntag das Kunststück, eine komplette Saison in 90 Minuten zu packen. Gegen Mainz dominierte die Mannschaft den Gegner komplett, hatte zwei Drittel Ballbesitz, generierte daraus elf zu zwei Torschüsse und eine Führung, die mit 1:0 nicht zu gering ausfiel. Dann stellte Mainz sein Pressing um, machte das Zentrum zu und mit dem Anpfiff der zweiten Hälfte war es plötzlich vorbei mit der Gladbacher Herrlichkeit.

Yann Sommer alleine war es zu verdanken, dass Mainz die Partie nicht mit zwei, drei Toren Unterschied noch gewann. Nur noch fünf Gladbacher Torschüssen standen deren 19 (!) der Mainzer gegenüber. Ein völlig unbegreiflicher Leistungseinbruch, den man in dieser Saison nur zu oft schon gesehen hat von der Borussia. Und auf den der Trainer mal wieder keinerlei Antworten hatte.

Adi Hütter konnte keinen wirkungsvollen Einfluss nehmen, versuchte auch deutlich zu spät mit seinen Anpassungen gegenzusteuern und es bleibt das schale Gefühl der letzten Monate, dass es zwischen dem Österreicher und dieser Mannschaft auch nicht mehr besser werden wird.

Das Potenzial ist unbestritten groß in diesem Team, dessen Qualität der Einzelspieler für einen Platz im oberen Tabellendrittel reichen sollte. Die Realität ist Platz zwölf und ohne den aktuell wohl besten Keeper der Liga stünde es noch deutlich schlechter um die Borussia...

Yann Sommer hielt Gladbach gegen Mainz den Punkt fest.getty

2. Das ist der neue Dayot Upamecano

Es ist nicht immer rund gelaufen in Dayot Upamecanos erster Saison bei den Bayern. Dem Franzosen unterliefen zu viele leichte Stellungsfehler gegen den Ball und auch einige im eigenen Ballbesitz. Vielleicht, weil der immer noch erst 23-Jährige auch eine Spur zu ungeduldig war und zu viel auf einmal wollte in einigen Situationen.

Gegen Freiburg und einen besonders defensiv eingestellten Gegner gab es nun aber kaum noch diese Pässe der Güteklasse "besonders riskant". Upamecano hatte von allen Feldspielern auf dem Platz die meisten Ballaktionen (114) und spielte die meisten Pässe (100).

Sehr auffällig dabei: Upamecano verzichtete weitgehend auf die Zuspiele, die durch die gegnerischen Linien den Weg zum Mitspieler finden sollten. Stattdessen beschränkte er sich auf die meist simplen Pässe und machte damit einen deutlich sicheren Eindruck als in vielen anderen Partien in dieser Saison. Und als dann der Gegner nach der neuerlichen Bayern-Führung höher ins Feld rücken musste, wählte Upamecano auch nur die halb-riskante Variante: Sein langer Schlag über das gegnerische Pressing hinweg auf Kingsley Coman wurde sogar zur Torvorlage.

3. Konrad Laimer als Bewahrer des alten RB-Gens

RB Leipzig ist das Team der Stunde in der Bundesliga. Trainer Domenico Tedesco hat es in relativ kurzer Zeit geschafft, der Mannschaft ein tragfähiges taktisches Gerüst an die Hand zu geben - und stellt damit unweigerlich auch einige seiner Trainerkollegen bloß, denen das seit Beginn der Saison mit ihren Mannschaften eben immer noch nicht gelungen ist.

Auch Tedesco hatte dabei ein paar Problemchen, aber spätestens seit Konrad Laimer wieder vollständig fit ist, läuft der Laden. Der Österreicher verbindet - im Zusammenspiel mit Kevin Kampl im zentralen Mittelfeld - das alte mit dem neuen RB-Fußball. Tedescos Ideen sind ein ganzes Stück entfernt von der ursprünglichen Red-Bull-DNA vom steten Stress-Fußball, der Trainer setzt mehr auf Kontrolle in allen Spielphasen.

Laimer dagegen ist als einer der letzten wilden Hunde im Leipziger Spiel wie ein Derwisch, der praktisch überall auf dem Feld zu finden ist und sowohl mit seiner Ausdauer und Intensität die klassischen Red-Bull-Komponenten einbringt. Sein raumgreifendes Spiel ist etwas sehr spezielles und in der Liga fast einzigartig. Laimer ist dabei wie ein Schweizer Taschenmesser: In allen Spielphasen zu gebrauchen, als Balleroberer ebenso wie als Ballschlepper, im Anlaufen ebenso wie bei seinen sehr schlau gesetzten Tiefenläufen.

Konrad Laimer führte Leipzig mit einem Doppelpack in Dortmund zum Sieg.getty

4. Arne Maier schafft endlich den Durchbruch

Wenn ein Klub im Tabellenkeller ganz genau weiß, wie Abstiegskampf geht, dann sollte das der FC Augsburg sein. In jeder Saison aufs Neue geht es für den FCA mit seinem schmalen Budget einzig und allein um den Klassenerhalt, entsprechend sind der Kader und die Spielausrichtung ausgelegt. Es wird viel gerannt und gekämpft in Augsburg, aber das alleine reicht nicht für das Klassenziel. Deshalb hatte der Klub seine Doppelsechs vor der Saison neu aufgestellt mit den U21-Europameistern Niklas Dorsch und Arne Maier.

Aber während Dorsch noch immer ein wenig fremdelt, bestimmt Maier mittlerweile immer mehr das Augsburger Spiel und scheint auf seiner dritten Station in der Bundesliga endlich den Durchbruch zu schaffen. Zuhause in Berlin blieb ihm das bei der Hertha verwehrt, auch die Leihe nach Bielefeld in der letzten Saison verlief nicht wie gewünscht. In Augsburg bekommt Maier nun sehr viel Spielzeit und nutzt diese auch.

Das ist nicht immer besonders spektakulär, aber mit vielen kleinen Aktionen in engen Räumen ist Maier aber absoluter Unterschiedspieler und der Beste seiner Mannschaft. Kein anderer im Kader kann diese umkämpften Situationen so elegant auflösen, dazu kommt Maiers strategisches Geschick und seine Fähigkeit, das Spiel zu lesen und zu ordnen. Augsburg leistet sich einen Zehner auf der Sechs und schafft damit jene Momente, die im Abstiegskampf eben auch nötig sind. Nur mit rennen, kratzen und beißen gelingt der Klassenerhalt nicht.

Die aktuelle Bundesliga-Tabelle

PlatzTeamSp.ToreDiffPkt.
1.Bayern München2885:295666
2.Borussia Dortmund2868:422657
3.Bayer Leverkusen2868:422651
4.RB Leipzig2861:313048
5.Freiburg2844:331145
6.Hoffenheim2850:42844
7.Union Berlin2834:38-441
8.Köln2838:41-340
9.Eintracht Frankfurt2839:38139
10.Mainz 052740:31938
11.Bochum2830:40-1035
12.Borussia M'gladbach2839:52-1334
13.Wolfsburg2829:45-1631
14.Augsburg2732:44-1229
15.Stuttgart2836:51-1527
16.Arminia Bielefeld2823:39-1626
17.Hertha BSC2830:62-3226
18.Greuther Fürth2824:70-4616