Alpen-Klopp, ein Chemiker & Mr. Lilien

Jan Zesewitz
07. September 201418:41
Kämpferisch: Ralph Hasenhüttl hat mit dem FC Ingolstadt Großes vorgetty
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In der zweiten Liga sind es derzeit die Trainer, die für Furore sorgen. Ralph Hasenhüttl ist der Star beim Tabellenzweiten FC Ingolstadt. Stephan Ruthenbeck und Dirk Schuster erreichen viel mit bescheidenen Mitteln. Alois Schwartz und Norbert Düwel müssen ihre Teams wieder auf Kurs bringen, sonst droht ein frühes Aus.

Ralph Hasenhüttl - Erfolg aus Österreich

"Wir haben Lunte gerochen", sagte Ralph Hasenhüttl vergangene Woche vor dem Sieg gegen Sandhausen. Für seine Mannschaft, den FC Ingolstadt, ist das fast eine Untertreibung. Ein Blick auf die Tabelle zeigt nach vier Spieltagen den zweiten Platz für die Schanzer, acht Punkte stehen auf dem Konto. Dazu ist die Mannschaft seit 16 Auswärtsspielen ungeschlagen. Ingolstadt hat anscheinend ein Wörtchen mitzureden in Liga zwei. Dort gab es in den letzten Jahren bisher eher Platzierungen im hinteren Mittelfeld, letzte Saison wurde mit Rang zehn ein neuer Rekord aufgestellt.

Diese neuen Erfolge und Rekorde hängen mit einem Namen zusammen: Ralph Hasenhüttl. Der Österreicher übernahm im Oktober vergangenen Jahres das Zepter in Ingolstadt und führte das Team in ruhigere Gewässer.

Dies gelingt ihm nicht zum ersten Mal. Als Co-Trainer und späterer Cheftrainer bei Unterhaching führte er den Verein in der letzten Regionalligasaison vor dem Aufstieg auf Platz sechs. In der 3. Liga im Jahr darauf wurde Haching sogar Vierter und schrammte nur hauchdünn am Aufstieg vorbei.

Erfolgreich in den Fußball-Kleinstädten

Beim VfR Aalen agierte Hasenhüttl ähnlich erfolgreich. Als er die Mannschaft im Januar 2011 übernahm, herrschte akute Abstiegsangst beim Drittligisten. Der Klassenerhalt gelang, und Hasenhüttl erhielt die Möglichkeit, den Kader nach seinen Wünschen umzugestalten. 2012 stieg Aalen überraschend in die zweite Liga auf. Der Trend bestätigte sich in der Folgesaison, Aalen beendete die Saison als bester Aufsteiger auf Platz neun. SPOX

Doch die Finanzlage gestaltete sich schwierig bei den Schwaben, das Sparkonzept sorgte für Spannungen zwischen Trainer und Management. Hasenhüttl bittet um die Auflösung seines Vertrags, der noch bis Ende 2014 dotiert wäre.

Die selbstverordnete Pause endet im Oktober 2013, als der FC Ingolstadt anklopft. Der Spielstil, den der Österreicher dort spielen lässt, gleicht dem der Aalener unter seiner Aufsicht: Schnelles Umschaltspiel aus einem 4-5-1 heraus, um den Gegner überfallartig in Bedrängnis zu bringen. Durch dieses Konterspiel konnte er in seinen bisherigen Stationen hervorragend überdecken, dass andere Mannschaften auf dem Papier stärker besetzt sind als Aalen oder Ingolstadt.

Vergleiche mit BVB-Trainer Jürgen Klopp ließen da natürlich nicht lange auf sich warten. Und viele Vereine sähen Hasenhüttl gerne im gleichen Wettbewerb wie Jürgen Klopp, ein Angebot von Greuther Fürth in ihrer Bundesliga-Saison lehnte der Österreicher bereits ab. Sein einziger Kommentar vor dieser Saison zu Wechsel-Gerüchten: "Wenn ich weiter erfolgreich als Trainer arbeite, läuft mir die Bundesliga nicht davon. Am Schönsten ist es, wenn man es auf sportlichem Weg dorthin schafft."

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Seite 2: Stephan Ruthenbeck - In großen Fußstapfen

Seite 3: Dirk Schuster - Der Aufstiegs-Profi

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Seite 5: Alois Schwartz - Vom Heilsbringer zum Buhmann

Stephan Ruthenbeck - In großen Fußstapfen

Der Nachfolger von Ralph Hasenhüttl in Aalen ist Stephan Ruthenbeck - und er hatte es zu Beginn nicht leicht. 2013 verhalf er der zweiten Mannschaft des VfR zum Wiederaufstieg - in die Verbandsliga. Allerdings sammelte er zu Saisonbeginn bereits Erfahrung in der zweiten Liga, als er den Trainingsbetrieb während einer krankheitsbedingten Pause von Hasenhüttl übernahm.

Der Posten als Trainer einer Zweitliga-Mannschaft ist dennoch ein sehr steiler Karrieresprung. Eigentlich war Ruthenbeck hauptberuflich Chemiker und spielte selbst aktiv in der Oberliga. Beim TuS Mayen war sein Übergang vom Spieler zum Trainer fließend. Höhepunkt seiner Trainerkarriere war bis zu diesem Zeitpunkt das Erreichen des DFB-Pokals 2004, als Mayen 0:6 gegen den VfB Stuttgart unterlag.

2010 stieg die Mannschaft in die Rheinland-Liga ab - und Ruthenbeck war schuld. Gegen Waldalgesheim ließ er kampflos den Ausgleich zu, weil der Führungstreffer vorher unter Missachtung des Fair Play zustande kam. Die TuS Mayen hatte am Ende der Saison zwei Punkte Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz.

Ruthenbeck brachte das den Fair-ist-mehr-Bundespreis ein und einen neuen Job in der Oberliga bei der SpVgg EGC Wirges. Mit dem Klub gelang ihm zweimal der sichere Klassenerhalt, bevor er zur zweiten Mannschaft des VfR Aalen wechselte. Den Trainerlehrgang absolvierte er vorher mit bekannten Namen wie Markus Babbel, Christian Ziege und Thorsten Lieberknecht. Dort hat er laut eigener Aussage festgestellt: "Oh, ich hab ja auch ein wenig Ahnung."

Aus der Sechsten in die Zweite Liga

Nach Hasenhüttls Weggang sollte Ruthenbeck 2013 eine Mannschaft trainieren, die vier Ligen höher klassiert ist als alle anderen Teams, die er bislang führte. Noch dazu musste er den absoluten Erfolgstrainer beerben, der Aalen erst in die zweite Liga gebracht hatte.

Kann nur schief gehen? Nicht für Ruthenbeck. Er setzte die Philosophie seines Vorgängers fort und Aalen stand am Ende der Saison auf Platz elf, nur zwei Punkte weniger als in der Vorsaison und neun Punkte vor dem Relegationsplatz.

Der Stil bleibt dabei der Gleiche: Schnelles Umschaltspiel, den Gegner auf dem falschen Fuß erwischen und so auch stärker eingeschätzte Mannschaften ärgern. Die von vielen beschworene Katastrophe nach Hasenhüttls Abgang blieb aus und auch der diesjährige Saisonstart liest sich ansprechend: Fünf Punkte aus vier Spielen, dazu den favorisierten Teams aus Leipzig und Kaiserslautern unentschieden abgetrotzt.

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Dirk Schuster - Der Aufstiegs-Profi

Es läuft derzeit wie am Schnürchen beim SV Darmstadt. Nach dem sensationellen Aufstieg in die zweite Liga in der Relegation gegen Bielefeld gelang auch der Start in die neue Saison. Acht Punkte und Rang vier sind Bestwert für einen Aufsteiger. Im Pokal zwang man zudem den VfL Wolfsburg ins Elfmeterschießen.

Der Erfolg kam mit Dirk Schuster nach Hessen. Mit Aufstiegen kennt sich der gebürtige Chemnitzer bestens aus - und mit persönlichen Erfolgen ebenfalls. Jahrgangsbester war er bei der Trainerausbildung in Köln, anschließend behauptete er den Trainerposten unausgeübt aufzugeben, wenn nicht binnen 18 Monaten ein Angebot käme.

Immer weiter mit den Kickers

Das Angebot kam von den Stuttgarter Kickers, damals aus der Regionalliga. Über drei Saisons verbesserten sich die Schwaben kontinuierlich in der Tabelle und stiegen 2012 mit nur zwei Niederlagen in die dritte Liga auf.

Dort allerdings ging der Trend nicht einfach weiter, Schuster musste nach sechs Niederlagen in Folge gehen.

Der Verein durchlebte eine turbulente Saison mit insgesamt drei Trainern und hielt schließlich mit Ach und Krach die Klasse.

Der Nichtabstieg konnte erst in einem Endspiel am letzten Spieltag gegen Darmstadt klargemacht werden - Dirk Schusters neues Team, dass er vom letzten Tabellenplatz ganz nah ans rettende Ufer geführt hatte.

Das Spiel endete 1:1, die Kickers blieben in der dritten Liga und Darmstadt konnte sich aufgrund des Zwangsabstiegs der Kickers Offenbach doch noch retten.

17 Spiele in Folge ohne Niederlage

In der Folgesaison blieben die Lilien nach anfänglichen Schwierigkeiten 17 Spiele ungeschlagen und erreichten nach dem Relegationssieg gegen Bielefeld den ersehnten Aufstieg in die zweite Liga.

Dort sorgt in bisherigen Saison in erster Linie Dominik Stroh-Engel für die Tore und die Verteidigung steht wie schon in der vergangenen Saison sehr sicher. Dafür lässt Schuster meist ein 4-4-2 mit Doppelsechs spielen und der Gegner wird bei Ballbesitz früh gestört.

Mit diesen taktischen Mitteln muss für den Lehrgangs-Primus in der zweiten Liga noch nicht das Ende der Karriereleiter erreicht sein. Er selbst sagt im "11Freunde"-Interview zu einem Engagement beim FC Bayern: "Nicht unmöglich".

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Norbert Düwel - Der Reset-Button bei Union

Vor einem Jahr war Norbert Düwel noch Co-Trainer in Hannover. Auf eigenen Wunsch verließ er den Verein, um einen Cheftrainer-Posten ergreifen zu können. Den Start auf eben diesem Cheftrainer-Posten hat er sich allerdings sicher anders vorgestellt. Nach vier Spieltagen ohne Sieg und Tabellenplatz 15 wird schon schwere Kritik am 46-Jährigen bei Union Berlin laut.

Vor allem wegen seiner Personalentscheidungen, genauer gesagt wegen Torsten Mattuschka. "Tusche" war eine lebende Legende in Köpenick. Unter Düwel spielte er keine Rolle in den Kaderplanungen, der Kapitän und Publikumsliebling flüchtete nach Cottbus und sprach sich aus: "Der Trainer hat mir die Chance gestohlen, weiter Fußball für Union zu spielen. Ich hätte nie gedacht, dass es mal so kommt."

Auch Simon Terodde ließ Düwel ablösefrei, trotz laufenden Vertrags, zum VfL Bochum ziehen. Dort erzielte der Torjäger in den bisherigen Saisonspielen sechs Treffer.

Alles neu in Berlin, das soll das Erfolgsrezept von Norbert Düwel sein: "Union hat sich für Neustart entschieden, dazu gehört für mich auch, Prozesse innerhalb der Mannschaft zu verändern und Verantwortung auf mehrere Schultern zu verteilen."

Auf der Suche nach dem System

Im Moment ist der Trainer aber noch auf der Suche nach dem richtigen System für seinen Neustart. Bereits 20 Spieler wurden in fünf Pflichtspielen aufs Feld geschickt, außerdem wechselte Düwel zwischen einem 3-5-2 und einem 3-2-4-1 hin und her. Auf den ersten Sieg muss an der Alten Försterei dennoch weiter gewartet werden.

Dabei ist auch Düwel Jahrgangsbester des Jahres 2007 bei seiner Trainerausbildung beim Schweizer Fußballverband. Er hospitierte bei europäischen Topklubs wie Ajax Amsterdam, dem FC Bayern, Inter Mailand und Manchester United.

Bei letzteren war er für das internationale Scouting verantwortlich und versorgte Sir Alex Ferguson mit Informationen. Nebenbei trainierte er die deutsche Studentinnen-Nationalmannschaft und schrieb zwei Bücher über Fußball.

Als Co-Trainer von Mirko Slomka bei Hannover 96 konnte der 46-Jährige Erfahrungen für den Trainerposten sammeln. Union Berlin ist seine erste Chance als Cheftrainer und Düwel zeigt gleich, dass er sich nicht davor scheut auch an Institutionen wie Torsten Mattuschka zu rütteln, um seine Spielidee durchzusetzen.

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Alois Schwartz - Vom Heilsbringer zum Buhmann

"Trainer raus"-Rufe musste Alois Schwartz vergangenes Wochenende über sich ergehen lassen, denn der SV Sandhausen sah bei der 0:3-Klatsche zuhause gegen Ingolstadt nicht gut aus. In der Tabelle reicht es bisher nur zum ernüchternden 17. Platz. "Unter Alois Schwartz spielt der SV Sandhausen keinen Fußball mehr", sagt ein Fan der "Rhein-Neckar-Zeitung".

Das klang vergangenes Jahr noch ganz anders. Im Pokal erreichten die Sandhausener das Achtelfinale, nachdem sie in der ersten Runde den Bundesligisten Nürnberg im Elfmeterschießen besiegten und in der zweiten Runde den SC Wiedenbrück 2000 mit 3:1. In der Liga stand am Ende Platz zwölf zu Buche, mit dem Abstieg hatten die Kurpfälzer schon früh nichts zu tun.

Eigentlich hätte der SV Sandhausen nach Platz 17 im Jahr 2013 in der dritten Liga spielen müssen. Doch Duisburg erhielt keine Lizenz für die zweite Liga und der SVS durfte bleiben. Kein einfacher Start für den neuen Coach Alois Schwartz. Der war zuletzt mit Rot-Weiß Erfurt 13. in der dritten Liga geworden und musste dann mit Sandhausen erst für Liga drei und dann doch für eine Spielklasse höher planen.

Vertragsverlängerung für den "Heilsbringer"

Trotz dieser Ausgangslage hatte Schwartz Erfolg, nach der Saison 2013/14 mit Rang 12 wurde sein Vertrag um zwei Jahre bis 2016 verlängert. Am Kader wurde daraufhin recht wenig verändert, die Vereinsführung vertraute dem Trainer und den vorhandenen Spielern.

Nach dem missglückten Saisonstart ist die einhellige Meinung in Sandhausen, dass das nicht mehr gut genug ist. "Der Trainer kann nur defensiv", weiß der unzufriedene Fan. Letzte Saison schoss Sandhausen nur 29 Tore, diese Saison sind es bislang magere zwei.

Es ist richtig, dass das 4-5-1, das Schwartz bevorzugt spielen lässt, sehr defensivorientiert ist. In der vergangenen Saison schien das der Schlüssel zum Erfolg, denn im Jahr zuvor hagelte es 66 Gegentore - der schwächste Wert der Liga 2012/13.

Vielleicht haben die Gegner dieses System jetzt geknackt. Alois Schwartz wird sich etwas einfallen lassen müssen, wenn er die Fans im ausgebauten Stadion in Sandhausen zufrieden stellen möchte. Sonst könnte sich auch die Vereinsführung nach anderen Kandidaten umsehen.

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