Geschäftsführer Stefan Reuter beurlaubt, einen privaten Investor präsentiert und Miroslav Stevic als Sportdirektor installiert: Beim finanziell und sportlich schwer angeschlagenen Zweitligisten 1860 München haben sich in den vergangenen zwei Tagen die Ereignisse wieder einmal überschlagen.
Stevic als neuer starker Mann bei den Löwen soll das kollektive Chaos nun beenden und den Traditionsverein in eine bessere sportliche Zukunft führen.
Reuter: Neues Angebot inakzeptabel
Für Stevic, Vertrauensmann einer Unternehmensgruppe aus Berlin, die mehrere Millionen Euro in den kommenden Jahren in den Verein investieren will, musste Weltmeister Reuter weichen.
Der 42-Jährige sollte zum Sponsoren-Beauftragten degradiert werden, was für Reuter aber nicht in Frage kam. "Man hat mir ein Angebot gemacht, das ich aus vielen Gründen nicht angenommen habe. Folge ist, dass ich beurlaubt wurde. Über die Gründe möchte ich zum jetzigen Zeitpunkt nichts sagen", erklärte der ehemalige Nationalspieler.
Deshalb war es auch eine Farce, als Löwen-Präsident Rainer Beeck nur wenige Minuten später äußerte, dass der Verein mit Reuter in Gesprächen über ein anderes Aufgabenfeld sei.
1860 will Investoren-Geld in den Kader stecken
Während Reuter am Dienstagmittag das Vereinsgelände an der Grünwalder Straße entsprechend "enttäuscht" verließ, stellten die Löwen offiziell Stevic als dessen Nachfolger vor und gaben gleichzeitig den Einstieg der Immobiliengruppe Schwarzer bekannt.
Dementiert wurde allerdings, dass der neue Geldgeber sofort 20 Prozent der Anteile an der KGaA erhalten hat. Laut Vize-Präsident Michael Hasenstab, zuständig für die Finanzen, können die Sechziger laut Vereinbarung in den nächsten vier Transferperioden Geld für neue Spieler abrufen, "um den Kader gezielt zu verstärken", wie es Beeck formulierte.
Schon jetzt sei in Form eines so genannten nachrangigen Darlehens Geld geflossen. Schwarzer sei an einem möglichen Gewinn der KGaA beteiligt, hätte aber auch das Recht auf maximal 25 Prozent der Anteile.
Kurz' Zukunft offen
Über die Vertragslaufzeit, aber auch die Höhe der Investitionen wollten sich die Löwen nicht äußern. Spekuliert wurde zuletzt über rund sieben Millionen Euro.
Mit der neuen Finanzquelle im Rücken gibt es für den Traditionsverein und den neuen Sportdirektor Stevic nur ein Ziel: Spätestens in der nächsten Saison 2009/2010 soll die Rückkehr in die Bundesliga realisiert werden. Beeck sprach von einer "Trendwende" und einer "Vorwärts-Strategie".
Wie lange der umstrittene Trainer Marco Kurz an dieser Trendwende mitwirken wird, ist offen. Nach einer dauerhaften Jobgarantie klang es nicht gerade, als Stevic erklärte, dass Kurz zwar am Wochenende in Mainz auf der Bank sitzen werde. Danach wolle er sich ein Bild verschaffen "und dann ein Urteil fällen."
Matthäus kein Thema
Dass Rekordnationalspieler Lothar Matthäus die Nachfolge von Kurz antreten könnte, ist für Stevic derzeit kein Thema.
"Ich werde jetzt nur einen Kommentar zu Lothar Matthäus zu seiner Zeit als Spieler geben: Lothar Matthäus war einer der erfolgreichsten deutschen Spieler aller Zeiten und ich habe ihn sehr bewundert. Ich mache mir jetzt keine Gedanken über Spekulationen, weil wir im Moment einen Trainer haben", so der 39-Jährige im "DSF".
Präsidium lässt Stevic freie Hand
Über mögliche Nachfolger wird in München bereits spekuliert. Das Präsidium lässt Stevic freie Hand. "Er muss ab sofort wissen, wer der richtige Trainer ist", sagte 'Vize" Franz Maget, dem ein Verbleib Reuters als Sportdirektor in der jetzigen Situation als "nicht klug" erschien.
Zumal Stevic auch die volle Rückendeckung des neuen Investors besitzt. Mit Stefan Reuter als Sportdirektor wäre der Geldgeber "nicht gekommen", räumte Hasenstab die Abhängigkeit von Stevic ein.
Der frühere Löwen-Profi berichtete, "dass ich Herrn Schwarzer überzeugt habe, dass mein Konzept gut ist."
Kurz vor dem Abschluss der Transferperiode lieh Stevic in seiner ersten Amtshandlung Antonio Rukavina vom Bundesligisten Borussia Dortmund und Nikola Gulan vom AC Florenz bis zum Saisonende aus.
Der Kader des TSV 1860 München
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