Zwei Jahre lang haben die DFB-Junioren auf dieses Spiel hingearbeitet. Gegen den Erzrivalen Niederlande wollen sie nun im Finale der U-17-EM in Magdeburg am Montag (10.45 Uhr im LIVE-TICKER) die Früchte ernten. Kapitän Yabo sieht den psychologischen Vorteil beim eigenen Team.
Vor gut zwei Jahren hatte alles angefangen. Mehr als 60 junge Fußballtalente testete Trainer Marco Pezzaiuoli, bevor er den endgültigen 18-Mann-Kader für die EM-Endrunde zusammenstellte.Nach 320 Spielminuten, elf Treffern, einem Gegentor, unzähligen Interviews und Umzügen in drei verschiedene Mannschaftsquartiere haben es die Pezzaiuoli-Schützlinge nun geschafft: Sie sind an der letzten Ausfahrt angekommen.
"Magdeburg war die letzten beiden Jahre unser Ziel"
In Magdeburg sind die Gastgeber im Finale gegen die Niederländer im mit über 22.000 Zuschauern schon fast ausverkauften Stadion Favorit und kurz davor, etwas Einzigartiges zu schaffen. Etwas, das noch keiner deutschen U 17 zuvor gelungen ist: den EM-Titel zu holen.
"Magdeburg war die letzten beiden Jahre unser Ziel. Dafür haben wir gearbeitet", sagt Spielmacher Mario Götze. Jetzt will er gegen die Niederlande die Früchte der harten Arbeit ernten.
Schon wieder Holland
Die Niederlande also. Schon wieder. Zum zweiten Mal innerhalb von sieben Tagen stehen sich die Teams von Pezzaiuoli und Bondscoach Albert Stuivenberg gegenüber.
Vor Wochenfrist begegneten sich die beiden Nachbarländer in Jena im letzten Spiel der Gruppenphase. Allerdings stand die Partie unter anderen Vorzeichen als das Duell in Magdeburg: Die deutsche Elf war bereits für das Halbfinale qualifiziert. Pezzaiuoli konnte es sich leisten, mehrere Stammspieler zu schonen.
Niederlande im Gruppenspiel überlegen
Und dennoch: Der DFB-Nachwuchs gewann mit 2:0 und setzte seinen Siegeszug fort. Dabei hatte der Spielverlauf nicht zwingend darauf hingedeutet, dass Deutschland auch im dritten Gruppenspiel ungeschlagen bleibt und somit ohne Punktverlust in das Halbfinale einzieht.
Die kleine Elftal gab über weite Strecken den Ton an und hatte mehr Spielanteile als die Gastgeber. Der Unterschied zur deutschen Elf: Sie verwerteten ihre Chancen nicht.
Isoufi: Zweites Spiel wird anders laufen
Dass das aus holländischer Sicht dieses Mal anders laufen soll, weiß Shabir Isoufi: "Am Montag wird es einen anderen Sieger geben", prognostiziert der Feyenoord-Youngster. "Schon beim letzten Mal haben wir eine großartige Leistung gebracht, aber unsere Torchancen nicht genutzt. Ich bin sicher, das wird sich im Finale ändern und wir werden den Cup holen."
Es wäre auch für die Junioren des niederländischen Verbandes eine Premiere. Die Oranjes standen 2005 zwar schon in einem U-17-Finale (0:2 gegen die Türkei), aber zum ganz großen Triumph hat es auch bei ihnen noch nicht gereicht.
Yabo: "Psychologischer Vorteil liegt bei uns"
Deutschlands Kapitän Reinhold Yabo glaubt, dass für das Team Niederlande auch in diesem Jahr das Finale die Endstation wird: "Es kann ein Vorteil sein, noch mal gegen die Holländer zu spielen. Wir kennen sie, wir wissen, wie sie spielen und vor allem, wie man gegen sie gewinnen kann. Deshalb glaube ich, dass der psychologische Vorteil bei uns liegt, weil wir sie schon geschlagen haben."
Genau wie Isoufi erwartet der Kölner Mittelfeldstratege im neuerlichen Aufeinandertreffen eine komplett andere Partie: "Natürlich wird das Duell nicht vergleichbar sein mit dem Gruppenspiel. Es ist immerhin ein EM-Finale. Ich denke, dass Holland top motiviert sein wird, weil sie bestimmt keine Lust haben, zweimal innerhalb kürzester Zeit gegen uns zu verlieren. Das wollen wir natürlich verhindern."
Kreativspieler Buchtmann und Götze an Bord
Die deutschen Nachwuchskicker sind also auf ein enges Match eingestellt. Dennoch gibt sich Yabo optimistisch: "Es wird ein extrem schweres Spiel. Aber ich habe den Mut zu sagen, dass wir das Finale gewinnen."
Ein weiterer Punkt, der für die deutsche Auswahl spricht, ist die personelle Situation. Im Gruppenspiel gegen die Holländer fehlten wichtige Kreativspieler. Christopher Buchtmann etwa war aufgrund seiner zweiten Gelben Karte aus dem England-Spiel gesperrt. Mario Götze wurde wegen einer kleineren Blessur geschont.
Schon im Halbfinale gegen Italien waren die beiden Leistungsträger wieder an Bord und zeigten eindrucksvoll, wie wichtig sie für das Offensivspiel der deutschen Elf sind. Vor allem Götze hat sich im Verlauf des Turniers von Spiel zu Spiel gesteigert und lieferte im Halbfinale gegen die Italiener eine phasenweise herausragende Leistung ab.
Matthias Sammer: "Es geht wieder bei Null los"
Auch wenn Pezzaiuoli voraussichtlich seine beste Elf ins Rennen um den EM-Pokal schicken kann, warnt DFB-Sportdirektor Matthias Sammer eindringlich davor, das entscheidende Spiel als "Spaziergang" anzusehen.
Man müsse jetzt gut regenerieren, damit man körperlich und damit auch geistig topfit in die Partie gehen könne: "Wir lassen uns vom Ergebnis in der Vorrunde nicht blenden. In dieser Begegnung hatten wir eine Menge Glück. Es geht wieder bei Null los und wir müssen alles abrufen, um unser Ziel zu erreichen", sagt Sammer.