Stuttgarts nächster Versuch

SPOX
30. April 201522:33
Mart Ristl (r.) hat bisher 24 Länderspiele für sämtliche Jugendnationalmannschaften absolviertgetty
Werbung
Werbung

In Paderborn wird immer über die Bedingungen geschimpft, aber der Jugend scheint es zu gefallen. In Aue lockt man inzwischen Talente aus ganz Deutschland ins Erzgebirge und beim VfB erhalten die ganzen Hochbegabten neue Verträge. Außerdem: Die Löwen kaufen bei ihrem Farm-Team ein.

SPOXSPOXSC Paderborn - Man schafft eine Grundlage

Was hat sich Andre Breitenreiter in der Vergangenheit nicht über die Infrastruktur bei den Ostwestfalen beschwert. Die Trainingsanlagen seien nichts, der Rasen wäre in einem mehr als schlechten Zustand und generell sei es schwer, durch die Gegebenheiten talentierte Spieler beim SCP zu halten und auszubilden. Allerdings scheinen diese Verhältnisse den Junioren-Teams wenig auszumachen.

Die U 19 liegt auf Platz 1 in der Westfalenliga, der Aufstieg in die Bundesliga ist zum Greifen nahe. Die U17 des SCP steht im gesicherten Mittelfeld der Bundesliga. Nun verlängerte man den Vertrag von U19-Coach Markus Feldhoff. Der Ex-Bayern-Schreck übernahm das Team im Sommer und formte eine schlagkräftige Truppe, die nun vier Spieltage vor dem Saisonende mit drei Punkten Vorsprung vor RW Ahlen die Tabelle anführt. "Es ist toll, die Fortschritte zu sehen und die Entwicklung selber mitgestalten zu können", sagte Feldhoff nach seiner Vertragsverlängerung. So schlimm scheint es in Paderborn demnach gar nicht zu sein.

SPOXFC Erzgebirge Aue - Junge Veilchen aus ganz Deutschland

Das Erzgebirge gilt bisweilen nicht als der Ort, der Jugendliche wahnsinnig anzieht. So bezieht der FC Erzgebirge Aue seine Spieler meist aus der näheren Umgebung. Die U19 der Veilchen belegt derzeit Platz 6 in der Regionalliga, auch das ist bei elf Punkten Rückstand auf Spitzenreiter Energie Cottbus kein Argument, aus Frankfurt oder Nürnberg nach Aue zu wechseln. Doch die FC Erzgebirge hat vor der Saison mit Marcel Schelle, Denilson da Silva und Ivan Franjic drei Youngster verpflichtet, die nicht aus der Nähe von Aue kommen.

SPOXSchelle kommt ursprünglich aus Nürnberg und fand über das Nachwuchsleitungszentrum in Erfurt und anschließend den FC Ingolstadt den Weg in den Osten. Da Silva war zuletzt bei Rot-Weiß Frankfurt aktiv, ehe er nach Aue wechselte. Der Kontakt kam über seinen Cousin zustande, der ebenfalls in Aues Jugend spielte. "Mein Traum aber heißt Fußballprofi werden, die Chancen dafür stehen in Aue sicher besser als in Frankfurt am Main. Vereine wie Aue können nicht Millionen für Jungstars ausgeben, umso wichtiger ist das eigene Nachwuchsleistungszentrum", so der gebürtige Frankfurter.

Über die Jugend von Bayer Leverkusen und den Sportfreunden Siegen schaffte es Franjic ins Erzgebirge. Den Schritt dahin bereuen alle drei bisher nicht. "Mich hat das Gesamtangebot im Nachwuchsleistungszentrum des FC Erzgebirge überzeugt. Ich lebe mit Marcel und Denilson zusammen in einer Wohnung auf dem Zeller Berg, die der FCE für uns mietet. Wir helfen einander, bekommen aber auch Unterstützung vom Verein, gerade auch schulisch", sagt der gebürtige Altenkirchner. Man darf in den nächsten Jahren gespannt sein, ob einer der Youngster den Weg in den Profi-Kader schafft.

SPOXTSV 1860 München - Die Löwen bedienen sich im "Farm-Team"

Die U23 der Löwen steht, anders als die 1. Mannschaft des TSV 1860 München, tabellarisch ganz ordentlich da. Platz 3 belegt man in der Regionalliga Bayern. Mit dem Aufstieg wird es in dieser Saison zwar nichts mehr, damit es aber in der kommenden Saison eventuell klappt, bedient sich der TSV bei seinem "Farm-Team" Viktoria Aschaffenburg. Vom derzeitigen Tabellenführer der Bayernliga Nord wechselten beispielsweise schon Marcel Schäfer und Daniel Baier in die bayrische Landeshauptstadt und wurden so etablierte Bundesligaprofis.

Der nächste Spieler, der nun den Schritt von Unterfranken nach München geht, ist Florian Pieper. Der 21-Jährige Stürmer erzielte bisher 19 Treffer für die Viktoria und wechselt im Sommer in die U23 der Löwen. "Ich bin froh, dass ich dieses Vertrauen mit Toren zurückzahlen konnte. Im Hinblick auf den bevorstehenden Wechsel schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Zum einen möchte ich die Gelegenheit, zweimal am Tag unter Profibedingungen zu trainieren und mich auf längere Sicht bei den Löwen eventuell im hochklassigen Fußball durchzusetzen, nicht ungenutzt verstreichen lassen, zum anderen verlasse ich ein intaktes Umfeld, in dem ich mich immer wohlgefühlt habe", sagte Pieper.

Der gebürtige Südhesse kam in der letzten Regionalliga-Saison der Viktoria schon 25 Mal zum Einsatz, nun gelang ihm in diesem Jahr der Durchbruch. Und wer weiß, vielleicht schafft er tatsächlich den Sprung in den Profikader der Löwen - auch wenn es mit einem Einsatz für den TSV 1860 in der Bundesliga noch ein wenig dauern dürfte.

Seite 1: Paderborner Unbekümmertheit und Aues Talente

Seite 2: Hannovers Trainer-Talent und Stuttgarts neuer Versuch

SPOXHannover 96 - Im Visier der Profis

An der Leine ging es in der letzten Woche recht turbulent zu. Nach der Beurlaubung von Chefcoach Tayfun Korkut wurde Michael Frontzeck zum neuen Trainer bei Hannover 96. Zunächst wurde auch Peter Neururer gehandelt. Zudem fiel ein Name, der dem ein oder anderen nichts mehr sagen wird. Daniel Stendel absolvierte 199 Spiele für die Profi-Mannschaft der Niedersachsen, 89 davon in der Bundesliga. Insgesamt kam er auch 96 Einsätze im Oberhaus. Nachdem er seit seinem Karriereende 2007 Co-Trainer bei der 96 II war, übernahm Stendel im Sommer 2013 die U19 von Hannover.

Zwei Spieltage vor Schluss rangiert sein Team auf Platz 2 der Bundesliga Nord/Nordost, nur einen Punkt hinter RB Leipzig. Möglich also, dass die Jungs ins Finale um die Deutsche Meisterschaft einziehen. Die Arbeit Stendels machte ihn auch zu einem Kandidaten auf den Cheftrainerposten nach der Korkut-Entlassung und da mit Interimstrainer Frontzeck lediglich ein Fünf-Spiele-Intermezzo vereinbart ist, könnte Stendel im Sommer wieder zum Kandidatenkreis gehören, sollte er weiterhin so erfolgreich mit den U19-Junioren arbeiten.

SPOXVfB Stuttgart - Jetzt sollen sie aber mal bleiben

Früher war die Jugendarbeit des VfB dafür bekannt, dass sie die Profis mit einer Fülle von Talente versorgt. Inzwischen ist sie dafür bekannt, dass sie alle Vereine der Republik, aber eben nicht die der Stuttgarter mit gut ausgebildeten Spielern füttert. Das soll sich unter Robin Dutt aber wieder ändern. Daher wurden Youngster Mart Ristl und Marvin Wanitzek mit Profi-Verträgen ausgestattet.

Der 21-jährige Wanitzek, offensiver Mittelfeldspieler der U23, kam 2013 vom Regionalligisten Astoria Walldorf zu den Schwaben und stand Ende März erstmals im Profikader. Ristl ist Kapitän der U19 und zählt nicht nur beim VfB zu den Leistungsträgern. Auch beim DFB gilt Ristl, Jahrgang 96, als großes Versprechen für die Zukunft und durchlief dort bisher alle U-Mannschaften.

Sein Vertrag beim VfB, für den er seit 2012 aktiv ist, läuft bis 2018. Ristl ist im defensiven Mittelfeld Zuhause und glänzt neben seiner Übersicht auch mit seiner Beidfüßigkeit. Vielleicht hat man in Stuttgart aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt und er gehört in absehbarer Zeit zu der Generation der neuen "Jungen Wilden", die in Stuttgart heranwachsen könnte.

Seite 1: Paderborner Unbekümmertheit und Aues Talente

Seite 2: Hannovers Trainer-Talent und Stuttgarts neuer Versuch