Uwe Rösler steht mit Wigan Athletic kurz vor dem Start in die Championship, Englands 2. Liga. SPOX traf den ehemaligen Bundesliga-Profi am Rande eines Testspiels in Paderborn (1:0). Rösler über seine sportlichen Ziele mit Wigan, den Höhenflug des deutschen und die Probleme des englischen Fußballs und seine Verbindungen in die alte Heimat.
SPOX: Herr Rösler, die Championship-Saison beginnt in einer Woche. Wie zufrieden sind Sie mit dem Stand der Vorbereitung?
Uwe Rösler: Wir haben noch ein bisschen zu tun. Aber mir hat gefallen, dass wir nach der Niederlage gegen Düsseldorf eine Reaktion gezeigt haben. Wir müssen vorne aber noch zielstrebiger, direkter und schneller spielen.
SPOX: Ist die Kaderplanung abgeschlossen?
Rösler: Ich hoffe, dass wir noch zwei, drei Leute dazubekommen. Die Spieler, die gerade von Verletzungen zurückgekommen sind, haben noch etwas Nachholbedarf. Aber solange wir die erste Elf auf dem Platz haben, sieht das schon ganz ordentlich aus.
SPOX: Als Verstärkung fürs Mittelfeld war der frühere Everton-Profi Adam Forshaw im Gespräch. Gibt es einen Stand?
Rösler: Wir geben nicht so gerne Wasserstandsmeldungen ab und sprechen nur über Spieler, die bei uns unter Vertrag stehen. Alles andere wird man sehen.
SPOX: Ist der Aufstieg in die Premier League ein realistisches Ziel für Wigan Athletic?
Rösler: Natürlich wollen wir vorne mitspielen. Aber es gibt zehn bis zwölf Mannschaften, die die gleichen Ambitionen haben. Das sind Mannschaften , die im Sommer kräftig investiert haben. Wir werden aber auch noch investieren.
SPOX: Zum Saisonstart geht es gegen den FC Reading. Wie sind die Aussichten?
Rösler: Nach der harten Vorbereitung, die für manche vielleicht auch ein Schock war, werden wir die letzte Woche nutzen, um uns zu erholen und die nötige körperliche und geistige Frische zu bekommen. Ich bin zuversichtlich, dass wir eine Mannschaft auf dem Platz haben werden, die eine gute Chance hat zu gewinnen. Je länger die Saison aber laufen wird und mit den Neuen, die wir noch integrieren werden, desto stärker werden wir.
SPOX: Wie intensiv haben Sie die WM und den deutschen Triumph mitverfolgt?
Rösler: Als Deutscher natürlich besonders aufmerksam. Der deutsche Fußball ist im Moment tonangebend. In England ist der Respekt vor den Leistungen der Deutschen sehr groß, das sieht man schon daran, wie viele Mannschaften in der Vorbereitung nach Deutschland kommen, um sich mit den Teams hier zu messen.
SPOX: Was kann der englische Fußball von Deutschland lernen? Im Moment sind die Engländer doch deutlich ins Hintertreffen geraten.
Rösler: Da muss man vorsichtig sein. Der Fußball verändert sich in Zyklen. Vor einigen Jahren war Frankreich das Nonplusultra, dann Spanien, jetzt eben Deutschland. Mit dem Geld, das die Klubs in die Jugendarbeit investieren, denke ich schon, dass der englische Fußball sich international irgendwann wieder so präsentiert, dass man um Titel mitspielen kann. Talente gibt es genug.
SPOX: Welche Rolle spielt die Premier League?
Rösler: Die Liga ist die große Stärke und gleichzeitig die große Schwäche, weil sie finanziell so stark ist, dass dort einfach zu viele Ausländer spielen. Damit wird den einheimischen Talenten die Bühne für ihre Entwicklung geraubt.
SPOX: Sie sind auch einer der Ausländer, die im englischen Fußball fest verwurzelt sind. Wie gut sind die Kontakte in die alte Heimat, die Bundesliga?
Rösler: Es gab Kontakte. Meine Familie ist sehr glücklich hier, meine Kinder haben in ihrer schulischen Ausbildung die entscheidenden Jahre vor sich. Und ich habe mich hier nach oben gearbeitet und versuche jetzt, den nächsten Schritt zu machen.
SPOX: Wie gefällt Ihnen der SC Paderborn?
Rösler: Es ist wunderbar, was hier erreicht worden ist. Andre Breitenreiter kenne ich ja von meiner Zeit in Unterhaching und er hat etwas Unglaubliches erreicht, mit diesem Etat aufzusteigen. Ich hoffe, dass sie sich gut in der Bundesliga präsentieren. Ich wünsche von Herzen alles Gute.
Uwe Rösler im Steckbrief