München - Unter normalen Umständen freut sich jede Mannschaft, wenn sie nach einer herben Pleite nur wenige Tage danach die Chance auf Wiedergutmachung bekommt.
Beim VfB Stuttgart sieht es nach der 1:4-Klatsche beim Hamburger SV in der Bundesliga und vor der Partie gegen Olympique Lyon (20.45 Uhr im SPOX-Ticker und bei Premiere) anders aus. Es sollten rauschenden Feste werden, wenn die Besten der Besten aus Europa im Gottlieb-Daimler-Stadion gastieren.
Von dieser Vorfreude ist aufgrund der derzeitigen Krisenstimmung nicht viel zu spüren. Die nicht aufhören wollende Verletzungsmisere. Leistungsträger, die völlig außer Form sind. Spieler, die das vermutete Potenzial eventuell doch gar nicht haben. Die Problem-Liste ist nahezu beliebig fortführbar.
Da ist von der Freude auf die große Bühne Champions League keine Rede, nein, die Königsklasse stellt eine Belastung dar.
Selbst die eingefleischtesten VfB-Fans können aktuell wohl keinen Grund finden, der Anlass zur Hoffnung geben würde. Man könnte stundenlang überlegen.
Bastürk muss Spiel in die Hand nehmen
Man sieht es förmlich schon vor sich: Frankreichs neuer Wunderstürmer Karim Benzema läuft frei auf Raphael Schäfer zu. Die Chancen auf einen "Big Save" sind gefühlsmäßig eher gering.
Angesichts der eklatanten Abwehrschwäche des VfB, kann man nur hoffen, dass gegen Lyon nach vorne etwas geht. Wenn das so sein soll, muss ein Mann endlich das VfB-Spiel in die Hand nehmen: Yildiray Bastürk.
Beim HSV stand der Türke 86 Minuten auf dem Platz. Positiv in Erscheinung trat er wie die gesamte Mannschaft nicht, aber immerhin blieb er verletzungsfrei.
Veh setzt auf seine Nummer 10
Keine geringe Leistung, wenn man die Verletzungsgeschichte des 28-Jährigen kennt. Sein Einstieg im Schwabenland lief nach seinem Wechsel aus Berlin alles andere als optimal. Kaum da, hatte Bastürk muskuläre Probleme. Schon wieder, dachte man sich in Stuttgart. Vom "virtuellen Spielmacher" war die Rede.
Nun scheint Bastürk aber endgültig fit. Coach Armin Veh baut auf ihn: "Es gibt in der Bundesliga nicht viele, die drauf haben, was er drauf hat".
Einen tödlichen Pass zu spielen, geniale Dribbligns, gefährliche Standards. All das hat der 1,69 Meter kleine Mittelfeldmann im Repertoire und schon gezeigt. In der Bundesliga und auch in der Champions League, als er 2002 mit Bayer Leverkusen das Finale erreichte.
Positives Erlebnis muss her
Momentan befindet sich der VfB im Tal der Tränen. Das Selbstbewusstsein wird bei Anpfiff gegen Lyon auf dem Nullpunkt angekommen sein.
Vielleicht reicht eine gute Aktion, eine Idee. Dann könnte der VfB psychologisch wieder da und der Knoten geplatzt sein. Ein Sieg gegen Lyon, damit wäre der VfB zurück im Kampf um die Achtelfinal-Qualifikation. Vielleicht noch bedeutender: Ein Erfolgserlebnis würde neue Energie freisetzen, die dringend nötig wäre, um die ganze Depression in Stuttgart aufzubrechen.
Neue Energie, die gegen Lyon von einem kommen muss: Ilie Bastürk. Die restlichen Auftritte in der Champions League könnten sonst zu einer echten Qual werden.