Felix Magath: Die nächste Stufe

Fatih Demireli
01. August 201212:51
Felix Magath betreut den größten Kader der BundesligaGetty
Werbung
Werbung

Mit acht Neuzugängen geht der VfL Wolfsburg in die neue Saison, 14 Spieler haben den Klub verlassen. Zwar konnte Felix Magath den größten Kader der Bundesliga verkleinern, aber immer noch tummeln sich 39 Profis im Aufgebot des VfL. Der Konkurrenzkampf extrem groß, viele Neue drängen in die Stammelf und machen den Arrivierten das Leben schwer. Das größte Rätsel bleibt aber Diego.

Tor

Das Personal: Diego Benaglio, Marwin Hitz, Patrick Drewes

Die Situation: Verändert hat sich nicht viel. Diego Benaglio bleibt womöglich nicht nur die Nummer eins beim VfL Wolfsburg, der Schweizer könnte sogar die Kapitänsbinde übernehmen, die Felix Magath Christian Träsch abgenommen hat. Benaglio ist Favorit auf das Amt, das Magath zeitnah vergeben will. Benaglios erster Vertreter ist endgültig Marwin Hitz, nachdem Andre Lenz seine Karriere beendet hat. Nachrücker als dritter Torhüter wird Patrick Drewes, der von der U 19 hochgezogen wurde und einen Profi-Vertrag bis 2015 bekam.

Wer hat die Nase vorn? An Diego Benaglio führt kein Weg vorbei.

Innenverteidigung

Das Personal: Felipe Lopes, Naldo, Emanuel Pogatetz, Marco Russ, Simon Kjaer, Alexander Madlung, Sotirios Kyrgiakos, Robin Knoche

Die Situation: Acht Innenverteidiger hat Felix Magath zur Verfügung: Der übermäßig große Kader macht sich vor allem auf dieser Position bemerkbar. Allerdings, so sieht Magaths Plan zumindest aus, sollen mindestens drei noch abgegeben werden: Kjaer, Madlung und Kyrgiakos haben keine Zukunft - bis auf Madlung nicht einmal eine Rückennummer in Wolfsburg.

Während Kjaer zu Fenerbahce in die Türkei wechseln könnte, finden Kyrgiakos und Madlung keine Abnehmer. Felipe Lopes, der nach seinem Winterwechsel in der vergangenen Rückserie überzeugen konnte, sorgte mit Übergewicht nach dem Sommerurlaub für Unmut bei Magath. Der Brasilianer muss sich mit Emanuel Pogatetz und Naldo um einen Stammplatz streiten, wobei auch Marco Russ Außenseiterchancen hat.

Wer hat die Nase vorn? Felipe Lopes ging als Abwehrchef in die Sommerpause, kam als übergewichtiger Urlauber zurück: und das ausgerechnet bei Fitnessfanatiker Magath. Hält Naldos Knie, ist der Brasilianer ganz klar gesetzt, auch Pogatetz steht aufgrund seiner rustikalen Spielweise hoch im Kurs. Damit wäre für Felipe Lopes zunächst kein Platz.

Teil 2: Außenverteidigung und defensives Mittelfeld

Teil 3: Offensives Mittelfeld und Sturm

Außenverteidigung

Das Personal: Fagner, Peter Pekarik, Michael Schulz, Patrick Ochs (rechts) - Ricardo Rodriguez, Marcel Schäfer, Hrvoje Cale (links)

Die Situation: Mit dem Transfer von Fagner, der von Vasco da Gama kam, hat Felix Magath die letzte Planstelle im Kader geschlossen. Der Brasilianer soll die rechte Außenverteidiger-Position besetzen. Dort baute Magath in der Vorsaison am meisten um, weil kein Spieler dauerhaft überzeugen konnte: Weder Christian Träsch, noch Patrick Ochs noch Makoto Hasebe, der rechts hinten aushalf, wussten sich zu behaupten.

Links ist die Situation luxuriöser: Winter-Neuzugang Ricardo Rodriguez entpuppte sich als Volltreffer und ist gesetzt, wenn Marcel Schäfer eine Position davor spielt. Der Kroate Hrvoje Cale spielt keine Rolle.

Wer hat die Nase vorn? Selbst wenn Schäfer nicht als Linksaußen eingesetzt werden sollte, ist der Ex-Kapitän nicht automatisch hinten links gesetzt, da Rodriguez mehr als eine ernsthafte Alternative darstellt. Es wäre keine Überraschung, wenn Magath mit der defensiven Flügelzange Fagner/Rodriguez in die Saison geht.

Defensives Mittelfeld

Das Personal: Josue, Slobodan Medojevic, Makoto Hasebe, Christian Träsch, Jan Polak, Kevin Pannewitz, Petr Jiracek

Die Situation: Zwei Szenarien sind für den Konkurrenzkampf auf dieser Position nicht unwesentlich. Bleibt Diego, spielt Wolfsburg wohl mit einer Raute und für die Sechser Position heißt es möglicherweise: Einer aus Sieben.

Geht Diego, ändern sich die Vorzeichen, da Magath dann mit einer Doppelsechs spielen muss. Beste Chancen auf einen Einsatz - unabhängig vom System - hat Petr Jiracek, der nicht nur eine sehr gute EM hinter sich hat, sondern auch vielseitig einsetzbar ist.

Auch Makoto Hasebe und Christian Träsch sind nicht auf eine Position festgelegt. Letzterer könnte Magaths prominentestes Opfer werden. Träsch hat beim VfL den Durchbruch noch nicht geschafft und ist jetzt auch die Kapitänsbinde los.

Zumindest nicht verschlechtert hat sich die Position Josues, der zunächst als potenzieller Streichkandidat galt, sich aber wieder in die Gunst des Trainers spielen konnte. Eine Überraschung könnte Kevin Pannewitz sein, der zwar auch mit Übergewicht nach Wolfsburg kam, aber einen prominenten Fan auf seiner Seite hat: Magath.

Wer hat die Nase vorn? Petr Jiracek ist gesetzt, unabhängig davon wie Wolfsburg spielt. Je nach Spielausrichtung könnte sich der Nebenmann ändern. Josue (defensiv), Hasebe (offensiv), der multifunktionale Träsch und Pannewitz werden sich in dieser Saison mit der Rotation anfreunden müssen. Jan Polak durfte in Testspielen ran, seine Chancen gelten aber als gering.

Teil 1: Tor und Innenverteidigung

Teil 3: Offensives Mittelfeld und Sturm

Offensives Mittelfeld

Das Personal: Diego, Thomas Kahlenberg, Vaclav Pilar, Mateusz Klich, Ashkan Dejagah, Maximilan Arnold, Yohandry Oroczo, Rasmus Jönsson, Vieirinha

Die Situation: Alles steht und fällt mit Diego: Bleibt er beim VfL Wolfsburg, was bis zuletzt noch als aussichtslos galt, spielt Wolfsburg mit einer echten Zehn und einer Raute. "Ohne ihn fehlt uns ein zentraler Mann, der ein Spiel lenkt", sagt Magath.

SPOXspox

Ein Diego-Verbleib scheint inzwischen nicht mehr ausgeschlossen. Auch wenn der Brasilianer "konditionell gar nichts drauf hat", wie Magath es klar ausdrückt, sei er "fußballerisch eine Augenweide. Er hat alle Fähigkeiten, die man braucht, um Führungsspieler zu sein."

Obwohl zuletzt ein Interesse an Karlsruhes Top-Talent Hakan Calhanoglu kolportiert wurde, schließt Magath weitere Transfers aus. Das heißt im Umkehrschluss: Magath wird keinen Ersatz holen, wenn Diego doch noch geht - zumindest nicht bis zum Winter.

Magath: "Wir haben mit Vieirinha, Pilar, Dejagah, Schäfer, Träsch und Jiracek einige Spieler, die im 4-4-2-System auf den Außen spielen können. Wenn Diego eine feste Größe wird, dann könnten wir mit einer Raute spielen, meinem bevorzugten System. Spielen wir ohne Diego, wird es sicher ein anderes System geben."

Wer hat die Nase vorn? Bleibt Diego, spielt er. Rechts hat sich Ashkan Dejagah bewährt, auch wenn Träsch in einer Raute möglicherweise geeigneter wäre. Links hat EM-Entdeckung Pilar gute Chancen gegen Vieirinha und Schäfer. Sehr schwierig wird's für Oroczo, Jönsson und Klich.

Sturm

Das Personal: Patrick Helmes, Ivica Olic, Bas Dost, Srdjan Lakic, Ferhan Hasani

Die Situation: Patrick Helmes mauserte sich vom Streichkandidaten zunächst zum Stammspieler, dann zum Serien-Torjäger und inzwischen zum Kapitänskandidaten. Helmes, der selbst bei Jogi Löw wieder im Fokus steht, ist wieder gefragt, kämpft aber gegen harte Konkurrenz.

Da ist Ivica Olic, Prototyp des Lieblingsspielers von Felix Magath und mit dem Anspruch Stammspieler zu werden. Das gilt auch für Bas Dost, der viele Angebote hatte, aber für neun Millionen Euro nach Wolfsburg wechselte.

Und auch ein vierter Kandidat drängte sich zuletzt auf: Srdjan Lakic, zuletzt ausgeliehen nach Hoffenheim, gab eine gute Figur in den Testspielen ab und brachte sich so zumindest wieder in Erinnerung. Die Plätze im Sturm sind besonders umkämpft. Magath favorisiert zwar ein 4-4-2, aber auch ein 4-4-1-1 ist möglich.

Wer hat die Nase vorn? Ganz egal, im welchen System: Ivica Olic ist wie geschaffen für Magath-Mannschaften, wird seinen Platz - sollte er gesund bleiben - in der Stammelf fast sicher einnehmen. Auch wenn Magath grundsätzlich kein Bonus-Heft führt, wird Helmes nach der starken letzten Saison sicher nicht wieder bei Null anfangen und allein schon die Tatsache, dass der Angreifer ungefragt zum Kapitänskandidaten erkoren wurde, zeigt den neuen Status Helmes'. Dass Dost, der fußballerisch alles mitbringt, anfänglich noch ein paar Probleme mit dem Tempo offenbarte, könnte den Niederländer zunächst auf die Bank spülen.

Teil 1: Tor und Innenverteidigung

Teil 2: Außenverteidigung und defensives Mittelfeld