"Ich war immer für die Mannschaft da"

Matthias Faidt
15. April 201410:50
Zdravko Kuzmanovic stand in der laufenden Spielzeit in 14 Pflichtspielen für Inter auf dem Feldgetty
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Zdravko Kuzmanovic hat den Sprung aus der Bundesliga zu einem Topklub in Italien gewagt und wird für Inter Mailand immer wichtiger. Der Serbe sprach mit SPOX über seinen Klub im Umbruch, die Durststrecke der Serie A und turbulente Zeiten beim VfB Stuttgart.

SPOX: Herr Kuzmanovic, nach den Stationen Florenz und Stuttgart sind Sie wieder in die Serie A zurückgekehrt. Wie kam das zustande?

Zdravko Kuzmanovic: Nach meiner Zeit bei der Fiorentina hat mich die Bundesliga sehr gereizt, dort wollte ich unbedingt einmal spielen. In Stuttgart habe ich mich sehr wohl gefühlt, auch wenn es am Ende nicht mehr so optimal lief. Als das Angebot von Inter Mailand kam, konnte ich es nicht ausschlagen. Es war ein großer Schritt für mich zu einem Riesen-Verein, in dem es fast nur Topspieler gibt.

SPOX: Was begeistert Sie an ihrem neuen Verein am meisten?

Kuzmanovic: Sie achten sehr auf die Spieler und unterstützen uns auch in schwierigen Momenten. Der Verein steht eine Stufe höher als alle anderen Klubs, bei denen ich bislang war. Schon nach dem Triple 2010 unter Mourinho war es ein Traum für mich, für Inter zu spielen. Es ist immer noch ein Traum, hier zu sein - obwohl er jetzt Realität ist. Man spielt mit Weltklasse-Spielern wie Diego Milito, Javier Zanetti oder Walter Samuel. Das ist natürlich nicht immer einfach, aber bis jetzt ist es eine sehr gute Erfahrung. Man muss Geduld haben und kämpfen, um sich durchzusetzen.

SPOX: Der Trend im Kader bei den Nerazzurri geht Richtung Verjüngung. Wie wichtig ist die Ruhe im Umfeld in dieser Phase des Umbruchs?

Kuzmanovic: Sehr wichtig, weil man so einfacher arbeiten kann. Man spürt die Wichtigkeit der älteren Spieler, die den Jungen bei der Integration helfen. Klar ist aber auch: Inter ist ein großer Verein und die Resultate müssen stimmen. Wenn das nicht der Fall ist, knallt es hier schneller als in anderen, kleineren Vereinen.

SPOX: Auch Sie kann man inzwischen zur erfahrenen Riege zählen. Wie können Sie persönlich Ihren jungen Teamkollegen weiterhelfen?

Kuzmanovic: Klar habe ich auch schon Erfahrung, aber auch ich mache hier eine komplett neue Situation durch. Wenn man in jungen Jahren zu einem Klub mit einer so großen Konkurrenz-Situation wie Inter kommt, muss man ruhig bleiben und hart arbeiten. Wenn man immer spielen will, sollte man es vielleicht in einem anderen Verein probieren.

SPOX: Ihr Coach Walter Mazzari hat beim SSC Neapel mit Marek Hamsik und Gökhan zwei zentrale Mittelfeldspieler zu Weltklasse-Akteuren geformt. Hat er auch Sie schon besser gemacht?

Kuzmanovic: Das kann man schon sagen. Ich spiele jetzt vor der Abwehr, das liegt mir mehr. Ich habe mit Esteban Cambiasso einen anderen Spieler mit Weltformat vor mir, von dem ich auch lernen kann. Ich schaue mir viel von ihm ab.

SPOX: Wie weit ist Inter in seiner Entwicklung und dem Umbruch? SPOX

Kuzmanovic: Das alles braucht Zeit und Geduld von allen Seiten. Die wird aber auch nicht über die Maßen da sein. Die Fans erwarten Resultate. Momentan liegen wir auf einem Europapokal-Platz, wenn wir gegen die kleineren Mannschaften nicht so viele Punkte liegen gelassen hätten, wäre sogar mehr drin gewesen.

SPOX: Im Sommer stößt Nemanja Vidic von Manchester United zum Team. Sie kennen ihn bereits aus der Nationalmannschaft. Wie wichtig war diese Verpflichtung?

Kuzmanovic: Er ist ein sehr guter Spieler. Man kann auch nicht nur mit jungen Spielern agieren, sondern braucht eine gesunde Mischung mit erfahrenen Akteuren, die die Mannschaft stabilisieren. Vidic ist ein Topspieler, der sein Niveau bei den Red Devils über Jahre gezeigt hat. Er wird uns sehr helfen.

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SPOX: Momentan fehlen Inter die schillernden Figuren und internationalen Superstars wie es ein Zlatan Ibrahimovic oder Wesley Sneijder waren. Glauben Sie, dass mit dem neuen Präsidenten und Investor Erick Thohir wieder mehr Investitionen in Stars getätigt werden?

Kuzmanovic: Ich glaube schon. Aber auch da muss man Geduld haben. Der Präsident hat etwas vor mit dem Verein, dass wird man sicher die nächsten Jahre spüren.

SPOX: Haben Sie dem neuen Klub-Eigner schon die Hand geschüttelt und mit ihm gesprochen?

Kuzmanovic: Ja, er war schon da, hat uns alle begrüßt und mit uns ein wenig geplaudert. Viel aber nicht, da es mit den Spielen zurzeit Schlag auf Schlag geht - da bleibt für so etwas keine Zeit.

SPOX: Der italienische Fußball hat in den letzten Jahren an Glanz verloren. Milan schwächelt, Lazio scheitert in der Europa League an einem bulgarischen No Name und auch Inter hat abgebaut. Wo liegen die Probleme?

Kuzmanovic: Klar, der italienische Fußball steht nicht mehr dort, wo er schon einmal war. Aber ich glaube, das ist nur eine Phase, weil viele Klubs gerade Probleme haben. Doch ich kann nur betonen, wie schwer es ist, in der Serie A zu spielen. Taktisch gesehen ist sie immer noch eine der besten Ligen der Welt. Ich zweifle nicht daran, dass die internationalen Erfolge in ein paar Jahren wieder kommen werden. Auch wenn es schwieriger ist, mit einem Champions-League-Startplatz weniger.

SPOX: Sie haben selbst einmal gesagt, in Italien sei es "brutaler".

Kuzmanovic: Die Spieler hier sind viel cleverer und es ist definitiv schwerer, ein Tor zu schießen. Auch die kleinen Klubs sind taktisch perfekt eingestellt. In Deutschland geht jedes Team mit der Mentalität in die Partie, gewinnen zu wollen. Mainz oder Nürnberg genauso wie die Bayern. Dann passiert es, dass man einen 2:0-Vorsprung verspielt und 2:4 verliert. So etwas passiert in Italien vielleicht einmal im Jahr. (lacht)

SPOX: Wenn Sie an ihre dreieinhalb Jahre in Stuttgart denken: An was erinnern Sie sich am liebsten zurück?

Kuzmanovic: Da gibt es viele Sachen! Das Spiel im Camp Nou, der 2:1-Sieg in München oder das 4:4 gegen Dortmund - das werde ich nie mehr vergessen. Ich hatte dort sehr schöne, aber auch schwierige Momente. Ich finde es sehr schade, wie der Klub momentan dasteht. Ich hoffe, der VfB kommt da raus und schafft den Klassenerhalt.

SPOX: Babbel, Gross, Keller, Labbadia - in dreieinhalb Jahren VfB hatten Sie vier unterschiedliche Trainer. Wie schwierig ist das für die Spieler?

Kuzmanovic: Ich hätte mir persönlich gewünscht, dass man länger an einem Coach festhält. Jeder Trainer hat seine eigene Philosophie, da ist es schwer, sich jedes Mal umzustellen. Aber es ging einfach immer bergauf und dann wieder bergab mit den Ergebnissen, ich weiß auch nicht, woran das gelegen hat. Da hat nicht immer nur der Trainer Schuld, das hat auch ein bisschen an uns gelegen.

SPOX: Am Ende Ihrer Zeit bei den Schwaben hat Ihnen Fredi Bobic mangelnden Teamgeist vorgeworfen. Wie konnte es zu diesen Anschuldigungen kommen? Haben Sie das mit ihm geklärt?

Kuzmanovic: Ich glaube, die Medien haben mich schon ein bisschen falsch dargestellt. Ich bin jemand, der seine Meinung sagt, auch wenn es mal nicht gut läuft, weil ich gewinnen will - das ist das Wichtigste im Fußball. Man sieht es heute an Stuttgart. Die brauchen jetzt eine Siegermentalität in der Situation, in der sie momentan sind. Was ich von mir sagen kann: Man muss als Spieler ehrgeizig sein und auf dem Platz stehen wollen. Es gab Phasen, wo ich vielleicht nicht der Meinung von Trainer und Sportdirektor war. Aber ich war immer für die Mannschaft da und habe alles gegeben. Am Schluss ist es das, was zählt.

SPOX: Also nur ein Missverständnis?

Kuzmanovic: Die Medien haben mich als bösen Jungen dargestellt. Wer mich aber persönlich kennt, wird das Gegenteil sagen. Damit musste ich einfach leben. Persönlich hatte ich mit Bobic aber nie Probleme.

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