Deutschland startet bei der EM in Polen mit der Partie gegen Ungarn (18.15 Uhr im LIVETICKER) in die Hauptrunde. Mit Russland (So., 18.15 Uhr im LIVETICKER) und Dänemark (Mi., 18.15 Uhr im LIVETICKER) warten zwei weitere harte Aufgaben. Schafft das DHB-Team trotzdem die Überraschung und zieht in die Finalrunde in Krakau ein? SPOX stellt die kommenden drei Gegner vor.
Ungarn
Der größte Erfolg: Vizeweltmeister 1986
Die letzten vier Jahre:
WM 2015: nicht qualifiziert
EM 2014: 8. Platz
WM 2013: 8. Platz
Olympia 2012: 4. Platz
Die bisherigen Ergebnisse:
Ungarn - Montenegro 32:27
Ungarn - Russland 26:27
Ungarn - Dänemark 22:30
Der Star: Laszlo Nagy (MKB Veszprem). Er spielte zwölf Jahre für den FC Barcelona, gewann mit den Katalanen zwei Mal die Champions League und hat mittlerweile 180 Länderspiele auf dem Buckel, in denen er 700 Tore erzielte. Der 34-Jährige ist das Herz der Ungarn, bestimmt aus dem rechten Rückraum heraus, was passiert. Zudem fungiert er als Bindeglied zwischen Mannschaft und Trainer. Seine Torgefahr konnte Nagy im bisherigen Turnier mit insgesamt nur sieben Treffern noch nicht ausspielen, dafür bereitete er aber 15 Tore vor.
Der Trainer: Talant Dujshebaev. Als Spieler zwei Mal Welthandballer war Dujshebaev insgesamt vier Jahre in der Bundesliga für Nettelstedt und Minden aktiv. Längst ist der frühere Spielmacher auch einer der besten Coaches der Welt. Der 47-Jährige, seit 2014 ungarischer Nationaltrainer und gleichzeitig Coach des polnischen Spitzenklubs Kielce, holte mit dem mittlerweile insolventen spanischen Verein Ciudad Real drei Mal die Champions League.
"Er ist ein Trainer, den man so gut wie nicht ausrechnen kann. Er wechselt vor allem in der Abwehr immer wieder das System, ein echter Taktikfuchs", sagt Bundestrainer Dagur Sigurdsson. Im Angriff versuchen Dujshebaevs Teams vermehrt, den Kreisläufer in Szene zu setzen.
Die Mannschaft: Neben ein paar erfahrenen Spielern wie Nagy, dem Weltklasse-Torhüter Roland Mikler oder dem Linksaußen Gergö Ivancsik sind viele jüngere Akteure dabei, die bei weniger namhaften Klubs unter Vertrag stehen. Vielleicht ein gutes Omen für Deutschland: Mikler hielt gegen Russland und Dänemark eher schwach.
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Ein Auge sollte man auf Iman Jamali haben. Der Iraner wurde eingebürgert, weil im linken Rückraum die Alternativen fehlen. Mit zwölf Treffern in den ersten drei Partien ist er bislang Ungarns bester Werfer.
Das fiel bisher auf: Die Ungarn versuchen - typisch Dujshebaev - viel die Kreisläufer einzusetzen, spielten in der Vorrunden häufig sogar mit zwei Kreisläufern sowie dementsprechend mit vier Rückraumspielern und ohne echte Außen. Deshalb ist Ungarn auch das EM-Team, bei dem über die Außen bisher am wenigsten geht. In den ersten drei Partien gab es nur 15 Abschlüsse, von denen acht drin waren.
Russland
Die größten Erfolge (ohne Sowjetunion): Weltmeister 1993 und 1997, Europameister 1996, Olympiasieger 2000
Die letzten vier Jahre:
WM 2015: 19. Platz
EM 2014: 11. Platz
WM 2013: 7. Platz
Olympia 2012: nicht qualifiziert
Die bisherigen Ergebnisse:
Russland - Dänemark 25:31
Russland - Ungarn 27:26
Russland - Montenegro 28:21
Die Stars: Timur Dibirov, Sergey Gorbok (beide HC Vardar Skopje). Linksaußen Dibirov und der linke Rückraumspieler Gorbok sind international erfahrene Spieler, die auch in brenzligen Situationen Verantwortung übernehmen.
Dibirov wurde bei der WM 2013 als bester Linksaußen ins All-Star-Team berufen. Gorbok ist den deutschen Fans bestens aus seiner Zeit in der HBL bekannt, da er insgesamt vier Jahre bei den Rhein-Neckar Löwen verbrachte. In den bisherigen drei EM-Spielen gelangen Dibirov und Gorbok jeweils 13 Tore.
Die Trainer: Dmitri Torgovanov, Lew Woronin. Das russische Trainer-Duo hat eine lange deutsche Vergangenheit. "Pino" Torgovanov rackerte als Kreisläufer und Abwehrspezialist 13 Jahre für Wallau-Massenheim, Solingen, Essen, Kronau-Östringen und Hamburg. Woronin spielte zehn Jahre für Friesenheim.
Die beiden Coaches sind nach der WM in Katar ihr Amt mit dem Vorhaben angetreten, vor allem die Abwehr zu stabilisieren. Die sollte möglichst eine der wichtigsten Waffen in Polen werden. Und siehe da: Die 78 Gegentore in der Vorrunde waren auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung.
Die Mannschaft: Die guten Ergebnisse in der EM-Vorbereitung haben bereits angedeutet, dass mit den Russen zu rechnen ist. So kam es dann auch: Mit zwei Punkten auf dem Konto in die Hauptrunde einzuziehen, hätten der einstigen Handball-Großmacht nicht so viele zugetraut.
In der Vorrunde hatten die Russen in Sergei Shelmenko vom ukrainischen Klub Motor Zaporozhye ihren besten Werfer. Der rechte Rückraumspieler machte bei einer Wurfquote von 71 Prozent 15 Buden. Zudem überzeugte Dmitri Zhitnikov mit 15 Assists. Aus der Abwehr ragte Aleksandr Chernoivanov heraus.
Das fiel bisher auf: Russland muss dringend an seiner Effektivität arbeiten. Das Team hat mit 56 Prozent die schlechteste Trefferquote aller Teams, die in die Hauptrunde eingezogen sind. Eine eklatante Schwäche offenbart sich auch bei Siebenmetern. Nur acht von 15 Strafwürfen waren drin.
Dänemark
Die größten Erfolge: Vizeweltmeister 1967, 2011 und 2013, Europameister 2008 und 2012
Die letzten vier Jahre:
WM 2015: 5. Platz
EM 2014: 2. Platz
WM 2013: 2. Platz
Olympia 2012: Viertelfinale
Die bisherigen Ergebnisse:
Dänemark - Russland 31:25
Dänemark - Montenegro 30:28
Dänemark - Ungarn 30:22
Der Star: Mikkel Hansen (Paris Saint-Germain). Der linke Rückraumspieler führte Dänemark 2012 zum EM-Titel und wurde obendrein mit dem Titel Welthandballer des Jahres bedacht. Hansen stand bereits im WM- und im CL-Finale, beide Pokale fehlen ihm aber noch in seiner Sammlung. Der 28-Jährige ist nicht nur torgefährlich, sondern versteht es wie kein Zweiter, seine Mitspieler in Position zu bringen. Bei der WM in Katar war Hansen bester Vorlagengeber des Turniers, in Polen führt er diese Rangliste nach drei Partien ebenfalls mit 22 Assists an. Dazu hat er 17 Tore erzielt und ist damit der beste Scorer des bisherigen Turniers.
Der Trainer: Gudmundur Gudmundsson. Der frühere Löwen-Coach hat ebenfalls jede Menge Erfahrung vorzuweisen. Mit den Badenern gewann er 2013 den EHF-Pokal, sein Heimatland Island führte Gudmundsson 2010 zu EM-Bronze. Nach dem Aus im Viertelfinale der WM in Katar steht der 55-Jährige nun unter Druck. In Dänemark erwartet man den Titel. Mit vier Punkten in die Hauptrunde zu starten, ist schon mal ein guter Anfang.
Gudmundssons Ziel ist es, die ohnehin schon bärenstarken Dänen in Angriff und Abwehr noch weiter zu verbessern. "In dieser Hinsicht sind wir in unserer Entwicklung deutlich vorangekommen", sagt der Mann von der Insel.
Die Mannschaft: Dänemark ist eigentlich auf allen Positionen mindestens mit internationalen Topspielern besetzt. Mit Niklas Landin steht ein herausragender Torhüter zur Verfügung, die Außenpositionen sind traditionell hervorragend besetzt. Ein wichtiger Bestandteil der Truppe ist Flensburgs Spielmacher Rasmus Lauge, der mit Hansen die Fäden ziehen soll.
Das fiel bisher auf: Die Balance zwischen Angriff und Abwehr funktioniert unter dem Strich bei den Dänen, die die beste Tordifferenz aller Teams nach der Vorrunde aufwiesen, schon sehr gut. Nach Hansen ist bislang Mads Christiansen Dänemarks bester Torschütze. Der rechte Rückraumspieler von Bjerringbro Silkeborg hat zwölf Treffer auf dem Konto und ist mit 19 Assists zweitbester Passgeber des Turniers.
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