Der Handball-Coup ist tatsächlich geglückt! Das DHB-Team hat sich in der mit 19.250 Zuschauern ausverkauften Kölner Lanxess Arena mit 22:21 (11:11) gegen Kroatien durchgesetzt und steht damit bereits vor dem letzten Hauptrundenspieltag als Halbfinalist fest.
Die Fans waren komplett aus dem Häuschen, die Spieler inklusive Bundestrainer Christian Prokop führten einen unglaublichen Freudentanz auf: Deutschlands Handballer stehen erstmals seit dem Wintermärchen 2007 wieder unter den besten vier Mannschaften einer Weltmeisterschaft.
"Jetzt wollen wir auch den Pokal hochstemmen", sagte der herausragende Fabian Wiede, während Torhüter Andreas Wolff permanent vier Worte wiederholte: "Das ist der Wahnsinn."
Strobels Horrorverletzung ein Schock
Die erste Hälfte war von einer starken Abwehr auf beiden Seiten, vielen Zeitstrafen für das DHB-Team (fünf im ersten Durchgang) und einer Horrorverletzung in der neunten Minute geprägt.
Martin Strobel verdrehte sich das linke Knie ohne Fremdeinwirkung, musste vom Platz getragen und ins Krankenhaus gebracht werden. Der DHB teilte nach der Partie mit, dass die WM für den Spielmacher gelaufen ist. Strobel erlitt einen Innenbandriss sowie einen Riss des vorderen Kreuzbandes.
"Das war ein Schock für uns", meinte Steffen Weinhold: "Aber wir haben uns danach vorgenommen, dieses Spiel auch für Martin zu gewinnen."
Eine ausgeglichene erste Hälfte
Paul Drux und Wiede übernahmen anschließend den Spielaufbau. Vor allem Wiede glänzte in den ersten 30 Minuten mit vier Treffern. Bei den Kroaten, die verletzungsbedingt auf ihren Spielmacher Luka Cindric verzichten mussten, hing fast alles von Igor Karacic und Domagoj Duvnjak ab. Allerdings machte der Kieler keinen sonderlich fitten Eindruck und schien sich eher durch die Partie zu quälen.
Ansonsten verlief das Duell komplett ausgeglichen. Beide Teams führten jeweils zwischendurch mit zwei Toren Vorsprung, mit einem Remis ging es in die Kabinen.
Wiede bringt DHB-Team mit drei Toren in Führung
Da Kapitän Uwe Gensheimer wie auch Patrick Groetzki auf Rechtsaußen nicht gut spielten, begann Bundestrainer Christian Prokop den zweiten Durchgang mit Matthias Musche auf Linksaußen.
Die extrem aggressive 5:1-Deckung der deutschen Mannschaft mit Hendrik Pekeler an der Spitze machte derweil den Kroaten das Leben immer schwerer. Das Team von Coach Lino Cervar fand kaum Mittel und wurde teilweise regelrecht gezwungen, mit dem siebten Feldspieler zu agieren.
Bis zur 46. Minute lag das DHB-Team aber trotzdem immer nur mit einem bis zwei Treffer in Führung. Erst als dann Wiede aus dem Rückraum einen grandiosen Wurf in die Maschen knallte, führte Deutschland mit 18:15 und damit erstmals mit drei Treffern Differenz.
Gensheimer sorgt für die Entscheidung
Nun ließ die deutsche Mannschaft aber beste Chancen aus, zudem parierte Marin Sego stark. In der 55. Minute - nach neun Minuten ohne deutsches Tor - traf Jakov Vrankovic zum 19:18 für Kroatien. Prokop versuchte es nun mit dem siebten Feldspieler - mit Erfolg.
Beim Stande von 20:20 ging es in die letzten zwei Minuten. Pekeler erzielte nach einem Tempogegenstoß das 21:20. Der mittlerweile wieder eingewechselte Gensheimer traf 40 Sekunden vor dem Ende zum 22:20 - die Vorentscheidung. Zlatko Horvats Anschlusstreffer kam zu spät.
"Es war eine harte Prüfung", sagte Prokop: "Aber meine Mannschaft hat nicht aufgegeben und diese Herausforderung bestanden. Ich bin unheimlich stolz."
Wird das DHB-Team sogar Gruppensieger?
Im letzten Spiel der Hauptrunde bekommt es die deutsche Auswahl am Mittwoch mit Spanien zu tun (20.30 Uhr im LIVETICKER). Um sogar als Gruppensieger ins Halbfinale einzuziehen, würde es Deutschland reichen, mehr Punkte gegen die Spanier als Frankreich gegen Kroatien zu holen. Sollten das DHB-Team und die Franzosen siegen, käme es auf die Tordifferenz an, die aktuell für Prokops Truppe spricht.
In der Runde der letzten Vier, die am Freitag in Hamburg stattfindet, trifft die deutsche Mannschaft auf Dänemark, Schweden oder Norwegen.
Deutschland vs. Kroatien: Die Daten zum Spiel
Anfangsformation DHB: Wolff - Gensheimer, Fäth, Strobel, Wiede, Groetzki, Pekeler.
Torschützen Deutschland: Wiede (6), Gensheimer (4 - 2 von 3 Siebenmeter), Pekeler (3), Häfner, Fäth, Böhm, Kohlbacher (alle 2), Wiencek (1)
Torschützen Kroatien: Karacic (4 - 1 von 1 Siebenmeter), Strlek (4), Sipic (3), Horvat (2 - 0 von 1 Siebenmeter), Stepancic, Musa, Duvnjak (alle 2), Mandic, Vrankovic (beide 1)
Zwei-Minuten-Strafen: Deutschland 5 - Kroatien 4
Der Star des Spiels: Fabian Wiede
Gegen Island noch schwach, übernahm der Berliner vor allem nach der Verletzung von Strobel immer mehr Verantwortung. Erzielte sechs Tore bei sechs Versuchen und verwandelte damit 100 Prozent seiner Würfe.
Der Flop des Spiels: Luka Stepancic
Ließ Karacic und Duvnjak im Angriff häufiger im Stich, weshalb das kroatische Angriffsspiel relativ gut auszurechnen war. Kam auf zwei Tore bei sechs Versuchen.