Die Goldschützen Barbara Engleder und Henri Junghänel drückten im Publikum kräftig die Daumen, doch der krönende Abschluss einer glanzvollen Woche blieb aus.
Einen Tag nach dem Triumph von "Goldfinger" Christian Reitz zielten die Gewehrschützen Daniel Brodmeier und Andre Link zum Abschluss der olympischen Schützen-Wettbewerbe knapp an einer weiteren Medaille vorbei. Im Finale des KK-Dreistellungskampfes belegte Daniel Brodmeier den vierten Rang, Andre Link wurde Fünfter.
Sein zweites Gold in Rio holte sich der Italiener Niccolo Campriani. Der 28-Jährige, der schon mit dem Luftgewehr triumphiert hatte, setzte sich mit 458,8 Ringen vor dem Russen Sergei Kamenski (458,5) und dem Franzosen Alexis Raynaud (448,4) durch.
Mit drei Gold- sowie einer Silbermedaille sorgten die deutschen Schützen dennoch für das beste Olympia-Abschneiden seit 40 Jahren. Letztmals waren die Pistolen, Gewehr- und Flintenschützen der Bundesrepublik und der DDR 1976 in Montréal vergleichbar erfolgreich gewesen, als sie zusammen je drei Gold- und Silbermedaillen sowie einmal Bronze gewannen.
"Wir waren zufrieden, dass beide im Finale standen. Der vierte und fünfte Platz gehen vollkommen in Ordnung. Die Bilanz ist für uns historisch, wir sind sehr happy", sagte Sportdirektor Heiner Gabelmann. "Der Frust ist gar nicht so groß", meinte Brodmeier, auch Link sagte: "Insgesamt bin ich zufrieden, ich kann nicht meckern."
In Rio waren Christian Reitz (Schnellfeuerpistole), Barbara Engleder (KK-Dreistellung) und Henri Junghänel (KK-liegend) Olympiasieger geworden. Zudem holte Karsch (Sportpistole) Silber. Vor vier Jahren waren die Athleten des Deutschen Schützenbundes (DSB) komplett leer ausgegangen.
"Das ist für uns ein historisches Ergebnis"
"Es ist überragend gelaufen, wir wollten drei Medaillen jetzt sind es drei goldene, das haben wir nicht erwartet, das ist für uns ein historisches Ergebnis", hatte Gabelmann schon nach Reitz' Triumph am Samstag gesagt. DOSB-Präsident Alfons Hörmann lobte die deutschen Schützen in seiner Halbzeit-Bilanz ausdrücklich. "Auf sie ist Verlass", sagte Hörmann und lobte die "tolle Entwicklung".
Am Sonntag knüpften Brodmeier (Niederlauterbach) und Link (Mundelsheim) nicht ganz an die Final-Leistungen der Teamkollegen an. Zwar hatten sie die Medaillen lange im Blick, letztlich waren jedoch Niccolo Campriani (Italien), Sergej Kamenskij (Russland) und Alexis Raynaud (Frankreich) zielsicherer. Campriani gewann sein zweites Gold nach dem Wettkampf mit dem Luftgewehr. Die Italiener sind mit vier Gold- und drei Silbermedaillen noch vor dem deutschen Team die erfolgreichste Schützen-Nation in Rio.
Brodmeier und Link hatten das Finale als Zweiter und Siebter der Qualifikation erreicht. Nach anfänglichen Problemen im Kniendanschnlag gelang ihnen der Sprung unter die besten Acht dank guter Schüsse im Liegend- und Stehendschießen.
Zur von Hörmann gelobten positiven Entwicklung hatte am Samstag auch Reitz entscheidend beigetragen. Mit der Schnellfeuerpistole schoss er sich in einem Herzschlagfinale zum Olympiasieg. "Es ist einfach großartig", sagte Reitz später, "ich kannte die Goldmedaille bislang nur von Bildern. Wenn man sie dann einmal hat, will man sie gar nicht mehr loslassen." Reitz war mit diesem Gefühl im deutschen Team nicht allein.