Im AT&T Center von San Antonio, Texas stieg vergangene Nacht Hell in a Cell. Dabei traf Universal Champion Roman Reigns auf Braun Strowman, der sich das Titelmatch durch den Cash-in seines Money in the Bank-Koffers bereits im Vorfeld sicherte. Weiterhin verteidigte AJ Styles seine WWE Championship gegen Samoa Joe und Raw Women's Champion Ronda Rousey traf auf Ex-Champ Alexa Bliss.
SmackDown Tag Team Champions The New Day vs. Rusev & Aiden English (Kickoff Match)
Sieger & weiterhin SmackDown Tag Team Champions: The New Day per Trouble in Paradise von Kofi Kingston gegen Aiden English, nachdem der sich selbst eingewechselt hatte. Rusev war darüber sichtlich verärgert. Die unendliche Geschichte, Teil 2 geht weiter: Nach SashaxBayley/vs. Bayley, das mittlerweile komplett im Sande verlaufen ist, setzt man nun bei Rusev und English wieder zum Zwist an.
Ob die Booker dabei wirklich einen konkreten Plan für einen der beiden haben, oder man so einfach nur Zeit totschlägt, werden (vielleicht) die nächsten Wochen zeigen. Doch die Hoffnung, dass Rusev irgendwann einmal gestärkt aus dieser Storyline hervorgehen wird, dürfte auch der letzte Optimist mittlerweile zu Grabe getragen haben.
Jeff Hardy vs. Randy Orton (Hell in a Cell Match)
Sieger: Randy Orton, nachdem sich Jeff Hardy von der Spitze des Käfigs stürzte, die Viper auswich und das Charismatic Enigma durch einen Tisch krachte. Dieses Match war brutal, Punkt. Hardy packte erwartungsgemäß einige heftige Spots aus, unter anderem eine Swanton Bomb auf einen auf Ortons Brust platziertem Stuhl. Weiterhin attackierte er den Rücken seines Gegners mit einem Gürtel, woraufhin Randy zu bluten begann.
Der Sturz am Ende sah übel aus und das Finish wirkte umso heftiger, da der Referee die Zelle heben ließ, um die Ringärzte zu Jeff zu lassen, bevor Randy ihn pinnte. Hardy hat sich dabei nicht schwerer verletzt, aber nach dem vermutlichen Karriereende seines Bruders spielt man nun auch mit einer schweren Verletzung bei Jeff. Diese Fehde sollte somit beendet sein.
SmackDown Women's Champion Charlotte Flair vs. Becky Lynch
Siegerin & neu SmackDown Women's Champion: Becky Lynch, nachdem sie einem Spear auswich und Charlotte einrollte. Nach dem Match bot Flair Lynch den Handshake an, diese lehnte jedoch ab und erklärte, sich diesen Moment nicht von ihr nehmen lassen zu wollen. Mit dem Finish führt die WWE sinnvoll Lynchs neue Darstellung als Tweener fort und krönte ihren Push tatsächlich und hoch verdient.
Charlotte war somit nur Übergangs-Champion, um ihre Titelzahl in feinster Cena-Manier weiter aufzustocken. Für Becky, die einmal mehr beim Publikum unfassbar over war, ist es die verdiente Belohnung für jahrelange harte Arbeit und es bleibt zu hoffen, dass ihr zweiter Titelrun besser gebookt wird als der erste - der Anfang ist zumindest schon mal verheißungsvoll. Die Fehde gegen Charlotte wird natürlich noch bis zu Evolution gehen und dort im Re-Match kulminieren.
Raw Tag Team Champions Dolph Ziggler & Drew McIntyre vs. Seth Rollins & Dean Ambrose
Sieger & weiterhin Raw Tag Team Champions: Dolph Ziggler & Drew McIntyre nach einem Claymore Kick von McIntyre gegen Rollins. Ein weiteres hochklassiges Match mit vielen spektakulären Spots, die die Halle zum Kochen brachten. Rollins nahm das Pin, da Ambrose nach seinem Comeback weiterhin geschützt wird und es ist weiterhin offensichtlich, dass diese Tag-Team-Fehde primär dazu genutzt wird, Drew McIntyre perspektivisch als Singles Heel zu pushen. Da man keine anderen Teams bei Raw irgendwie relevant darstellt und lediglich das B-Team noch als erneute Herausforderer in Frage kämen, wird diese Fehde im Zweifel vorerst noch fortgeführt.
WWE Champion AJ Styles vs. Samoa Joe
Sieger & weiterhin WWE Champion: AJ Styles, nachdem er den Coquina Clutch in ein Pin konterte. Joe diskutierte daraufhin ausgiebig mit dem Referee und schnappte sich den Titel, bevor Styles ihn aus dem Ring schickte. Daraufhin stampfte der Samoaner rasend vor Wut die Rampe hinauf und forderte SmackDown GM Paige. Aus dem Nachspiel nach Matchende kann man schließen, dass diese Fehde noch mindestens einen Monat fortgeführt werden und in einem weiteren Titelmatch enden wird.
Das macht durchaus Sinn, da Joe am Ende des Matches wie der sichere Sieger wirkte und man bei SmackDown zudem keine anderen ernstzunehmenden Herausforderer für Styles aufgebaut hat. Gleichzeitig zeigt es aber auch das Hauptproblem der WWE sowie von Joe deutlich: Die Liga hat derzeit einfach keine stark gebookten Heels. Samoa Joe hätte hier den Titel gewinnen müssen, als sein Momentum, ähnlich wie im Vorjahr gegen Lesnar, an der Spitze war.
Stattdessen entschied man sich einmal mehr, ihn dominant, aber am Ende doch als Verlierer darzustellen. Somit läuft es für Joe ähnlich wie zuvor für Shinsuke Nakamura, der als US Champ ernsthaft nicht mal bei diesem PPV antreten durfte. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Samoan Submission Machine in der WWE noch World Champ wird, ist vergangene Nacht massiv gesunken.
Daniel Bryan & Brie Bella vs. The Miz & Maryse
Sieger: The Miz & Maryse, nachdem die Franko-Kanadierin versehentlich ihren Mann vom Apron schubste, was Brie zum Rollup nutzte, den Maryse wiederum konterte. Ein gelungenes Ende, um die Heels weiterhin am Drücker zu halten und somit Bryan in seiner eigentlichen Solo-Fehde vs.
The Miz als den geliebten Underdog darzustellen. Natürlich wird diese Rivalität mit allen Vieren fortgeführt, sehr wahrscheinlich noch bis WrestleMania. Entsprechend wird man sich noch ein paar Ideen einfallen lassen müssen, um das Money Match im nächsten April zu einem besonderen Ereignis zu machen.
Raw Women's Champion Ronda Rousey vs. Alexa Bliss
Siegerin & weiterhin Raw Women's Champion: Ronda Rousey per Armbar. Das offensichtlichste Ergebnis des ganzen Abends. Rousey ist ein absoluter Volltreffer für die WWE, sie schlägt sich für ihre geringe Erfahrung im Wrestling bereits mehr als ordentlich und ist ein waschechter Superstar im Ring, beschert der Firma auch über das Business hinaus reichlich PR - also genau das, was man sich mit ihrer Verpflichtung erhofft hat.
Dazu soll sie backstage sehr umgänglich, lernbereit und völlig ohne Starallüren sein. Eigentlich perfekt, oder? Jein, denn es wird immer offensichtlicher, was schon vorab zu befürchten stand: Die komplette Raw Women's Division ist dadurch obsolet geworden. Niemand kann ernsthaft als Bedrohung für Rousey dargestellt werden, weil es einfach lächerlich wirken würde.
Zudem hat auch keine der anderen Frauen ansatzweise diesen Stellenwert, da sie - mit Ausnahme von Bliss bislang - allesamt seit geraumer Zeit schwach dargestellt wurden. Somit bleibt für WrestleMania einzig Charlotte Flair als zumindest ansatzweise glaubwürdige Herausforderin. Doch diese hat nun gegen Lynch verloren und ist entsprechend auch nur schwer vorstellbar auf Augenhöhe mit Rousey. Ob deren Fehde gegen Bliss nun fortgeführt wird oder man ihr einen anderen Heel (welchen bitte?) zum Fraß vorwirft - die Spannung ist leider komplett raus aus der Division.
Universal Champion Roman Reigns vs. Braun Strowman (Hell in a Cell Match mit Mick Foley als Special Guest Referee)
No Contest, nachdem Brock Lesnar überraschend zurückkehrte, die Zellentür aus den Angeln trat und beiden Männern die Seele aus dem Leib prügelte. Zuvor hatten sich bereits McIntyre&Ziggler sowie Rollins&Ambrose eingemischt, Dolph und Seth stürzten dabei in einer spektakulären Szene gemeinsam von der Seite der Zelle durch ein Kommentatorenpult. Holy shit indeed! Das Match war somit völlig overbookt, was ihm allerdings gut tat, da die Fans zuvor bereits munter Reigns ausgebuht hatten.
Gleichzeitig hat Strowman aber seinen Money in the Bank-Koffer wohl verschenkt und wäre nach Baron Corbin im Vorjahr der zweite MitB-Sieger in Serie, der nichts aus seinem Koffergewinn gemacht hätte. Wie bei Joe, steht auch hier zu befürchten, dass Braun niemals den Big One holen wird, da die WWE sich offensichtlich lieber weiterhin darauf konzentriert, ausschließlich Reigns, Lesnar und mit Abstrichen Styles zu pushen.
Nichtsdestotrotz riecht es nach einem 3Way zwischen Reigns, Lesnar und Strowman, womöglich bei den Survivor Series - und das wäre ohne Frage ein echtes Money Match! Gleichzeitig an all diejenige (einschließlich dem Autor dieser Zeilen) die rhetorische Frage, die Vincent Kennedy McMahon im Hinblick auf Reigns vs. Lesnar derzeit sicherlich ein diabolisches Lächeln auf die Lippen zaubert: Dachtet ihr etwa ernsthaft, es sei schon vorbei!?
Fazit
Hell in a Cell wirkte im Vorfeld völlig berechenbar und wurde erfreulich anders! Wenn auch mit Lynch nur ein neuer Champion gekrönt wurde, so war dieser Titelwechsel doch mehr als verdient und heizt immerhin bei SmackDown die Frauen-Division gewaltig an, wenn ihr Raw-Pendant schon auf lange Zeit komplett starr sein wird.
Lesnars Comeback war ein echter Schocker und krönte einen spektakulären Main Event, obgleich der Gedanke, weitere Aufeinandertreffen zwischen ihm und Reigns sehen zu müssen, alles andere als verlockend ist. Schafft man es hier doch noch irgendwie, Strowman weiterhin stark darzustellen und ihm bestenfalls sogar den überfälligen Titelgewinn zu geben, hat man alles richtig gemacht.
Hinzu kamen ein spektakuläres Raw Tag-Titel-Match, das alle vier Beteiligten weiter nach vorne gebracht hat, das brutale Spot-Fest zwischen Hardy und Orton sowie der sinnvolle weitere Aufbau der Bryan/Miz-Fehde. Rousey vs. Bliss war so vorhersehbar, wie es eben sein musste.
Die SmackDown Tag Titel leider zurecht im Kickoff und im SmackDown World Title Rennen muss, trotz aller Verdienste von Styles, allmählich dringend etwas passieren, da man ansonsten droht, neben dem Phenomenal One keinen ernstzunehmenden weiteren Main Eventer mehr beim blauen Brand zu besitzen. Insgesamt wusste Hell in a Cell aber dennoch äußerst positiv zu überraschen mit seinem Mix aus Chaos, spektakulären Spots und ordentlichem Booking.