Bubba Watson gewinnt zum zweiten Mal innerhalb von drei Jahren das Masters in Augusta. Aber es bleiben Fragen offen: Was macht Bubba im Waffelhaus? Wie viel Schokomilch trinkt John Daly? Und warum gibt es im Paradies eigentlich keine Selfies?!
10. Jordan Spieth hat Eier
1963 wurde Jack Nicklaus der jüngste Masters-Sieger. 17 Jahre später übertrumpfte ihn Seve Ballesteros. 17 Jahre später kam ein gewisser Tiger Woods. Und jetzt wären es wieder 17 Jahre gewesen, bis Jordan Spieth als jüngster Augusta-Champion aller Zeiten die Golf-Welt erobert. In Abwesenheit von Tiger schlüpft der Youngster, in dem viele den nächsten Tiger sehen, bei seinem Masters-Debüt sofort ins Green Jacket. Die Story wäre zu gut gewesen.
Spieth hat nicht gewonnen, aber es besteht nicht der leiseste Zweifel daran, dass der 20-Jährige "The Next Big Thing" im Golf ist. Spieth hat in seiner jungen Karriere schon als Flight-Partner von Tiger eine 63 geschossen, als Flight-Partner von Phil eine 62 - am Masters-Samstag nahm er Titelverteidiger Adam Scott auseinander. Und auch am Schlusstag zeigte Spieth eigentlich bis zum zweiten Schlag an der 8, dass er Eier hat. Danach lief es nicht mehr so richtig, aber er verlor das Masters auch nicht, Watson gewann es. Spieth muss es als riesengroße Lernerfahrung abhaken.
Schon als kleiner Junge, wenn Jordan mit seinem Bruder die Bälle durch die Nachbarschaft über Häuser und Bäume kloppte, stand er auf einem kleinen Grün im Garten (ein Grün, das er mit dem Rasenmäher selbst pflegte) und stellte sich vor: "Das ist der Putt zum Masters-Sieg." Auf diesen Putt muss er noch warten, aber er wird kommen.
9. Im Paradies gibt's verdammt nochmal keine Selfies!
Es scheint ja auf dieser Welt keine Situation mehr zu geben, in der Menschen nicht meinen, sich selbst fotografieren zu müssen.Und es vor allem dann auch der ganzen Welt zeigen zu müssen. Was ist in diesem Zusammenhang eine der besten Sachen am Golf-Paradies Augusta? Handys gehören für die Zuschauer während der ganzen Woche zu den verbotenen Gegenständen. Heißt: Keine Selfies und zurück zur Telefonzelle (wer erinnert sich noch?) - genial!
8. Das miese Leben des Rory M.
Dank eines guten Finishs noch ein achter Platz, die Woche von Rory McIlroy liest sich gar nicht mal so schlecht. Aber machen wir uns nichts vor, bei Rors läuft's nicht. Golferisch verzweifelte er in dieser Woche an den Par-5-Löchern. Wenn Du die 16 Par-5s in Even Par spielst, der Sieger dafür in acht unter, und Dir so am Ende genau diese acht Schläge fehlen, ist das bitter.
Aber es war ja alles noch viel schlimmer. In Runde zwei hatte niemand mehr Pech als McIlroy. Mit seinem Abschlag an der 4 hätte er fast Adam Scott getötet, an der 13 traf er so unglücklich einen Sprinkler-Kopf, dass sein Ball in den Azaleen verschwand.
gettyMcIlroy schaffte gerade noch so den Cut, aber am Freitagabend ahnte er noch nicht, wie schlimm es am Samstag weitergehen würde. Er traf auf Mr. Jeff Knox, den Mann mit dem besten Job der Welt. Knox ist Mitglied im Augusta National Golf Club, hält den Platzrekord (61/natürlich nicht von den Championship Tees), und steht immer dann parat, wenn aufgrund einer ungeraden Anzahl am Wochenende ein Marker gebraucht wird.
Im vergangenen Jahr spielte Knox mit Bubba Watson und Keegan Bradley, 2006 hatte Sergio Garcia das Vergnügen. Knox und Garcia machten aus der Runde einen kleinen Zock, Garcia verlor und verweigerte danach den Handschlag... Jetzt spielte Knox also mit McIlroy. Ergebnis? Knox: 70. McIlroy: 71. McIlroy verlor also gegen einen Amateur und durfte sich so einige Kommentare anhören. Ach ja, noch was Schlimmes vergessen: Seine Freundin Caroline (das ist die, die früher mal die Nummer eins der Welt im Tennis war, war wirklich so!) hatte zwischendurch rote Haare.
7. Hat jemand Phil gesehen?
Tiger Woods veletzt und Phil Mickelson raus - zum ersten Mal seit 1994, als keiner der beiden im Feld war, fand ein Masters-Wochenende ohne seine beiden größten Attraktionen statt. Seltsam ist gar kein Ausdruck!
Dass es auch ohne Tiger und Phil ein cooles Wochenende wurde, war erstens eine bemerkenswerte Erkenntnis. Zweitens war es aber auch absolut nicht zu fassen, was Mickelson veranstaltete, um zum ersten Mal in 17 Jahren den Cut zu verpassen.
Der Mann mit dem vielleicht unglaublichsten Short Game aller Zeiten spielte an Tag eins nach einem verheerenden Chip ein katastrophales Triple-Bogey an der 7. An Tag zwei schoss er seinen Ball an der 12 munter zwischen vorderem und hinterem Grünbunker hin und her, sodass sich jeder Fan vor dem Fernseher dachte: "Jau, kenn ich." Aber das war PHIL MICKELSON! Nicht zu fassen.
6. Wahnsinn, wohin man schaut
Es gab natürlich auch wieder diese vielen kleinen Geschichten, die einen in den Masters-Tagen den Kopf schütteln ließen.
- Gary Woodland lag am Moving-Day nach der 10 -7 für die Runde, mit 30 Schlägen auf den ersten Neun egalisierte er den Rekord von Phil Mickelson, K.J. Choi, Greg Norman und Johnny Miller. Dass er danach etwas einbrach, war jedem klar, der Golf versteht.
- Brandt Snedeker gilt als einer der absolut besten Putter auf diesem Planeten. An Tag 3 fabrizierte Snedeker an der 4 einen Fünf-Putt. Aus 2 Metern.
- Branden Grace spielte in Runde eins eine 84, in Runde zwei eine 69.
- Marc Leishman war am Freitagmorgen mal ganz kurz alleine in Führung, danach spielte er die nächsten 15 Löcher in zehn über. Tschüss, Marc.
- Warum David Lynn nach verpasstem Cut so ein Foto twittert? Wir wissen es nicht. Einzige Erklärung ist, dass beim Golf einfach jeder verständlicherweise komplett durchdreht.
5-1: Hier geht's zu den Mars-Bewohnern
5. Mars-Bewohner Gerry Lester "Bubba" Watson, Jr.
Gerry Lester "Bubba" Watson, Jr. veranstaltet drei Stunden vor seiner Startzeit in der letzten Gruppe am Masters-Finaltag ein Quiz auf seinem Twitter-Account.
Gerry Lester "Bubba" Watson, Jr. postet wenige Stunden nach seinem Masters-Sieg ein Foto auf seinem Twitter-Account, das ihn beim "Champions Dinner" im Waffelhaus zeigt.
Gerry Lester "Bubba" Watson, Jr. haut an der 13 mit seinem pinken Driver einen 366-Yard-Monster-Drive raus, der laut "ESPN" so lang in der Luft war, dass auf der Reise ein Film gezeigt wurde. (O-Ton Spieth: "Ich dachte ja, der wäre 60 Meter links im Aus")
Gerry Lester "Bubba" Watson, Jr. haut an der 15 bei einer 3-Schläge-Führung seinen zweiten Schlag gegen jeden Verstand durch eine kleine Öffnung durch die Bäume und über das Wasser aufs Grün. (O-Ton von Spieth-Caddie Michael Greller: "Wir waren geschockt. Wir dachten uns: 'Was zur Hölle macht Bubba da?'")
Gerry Lester "Bubba" Watson, Jr. ist in den letzten 22 Majors neben Phil Mickelson und Rory McIlroy erst der dritte Spieler mit zwei Major-Titeln, dazu ist er jetzt der 17. Mann in einem sehr elitären Kreis mit zwei Green Jackets.
Gerry Lester "Bubba" Watson, Jr. muss man lieb haben. "Ich weine immer, weil ich mich frage: 'Warum ich?' Warum Bubba Watson aus Bagdad, Florida? Warum gewinnt er? Warum ich? Wenn ich heute Abend daran denke, werde ich wahrscheinlich schon wieder weinen."
Gerry Lester "Bubba" Watson, Jr. könnte sich mal den obersten Knopf an seinen Polo-Hemden aufmachen.
Gerry Lester "Bubba" Watson, Jr., der Mann ohne einzige Trainerstunde im Leben, macht Schläge, die nicht gehen. Sein Caddie drehte sich nach dem nächsten verrückten Abschlag an der 18 zu ihm um und fragte seinen Boss: "Kommst Du eigentlich vom Mars?" Besser kann man es nicht zusammenfassen. Wobei es in dieser Woche noch so einige andere Kandidaten gab, die auf dem Mars leben könnten...
4. Mars-Bewohner John Daly
John Daly darf ja in Augusta nur noch freizeitmäßig über den Platz rumpeln, aber er war selbstredend trotzdem auch in diesem Jahr wieder vor Ort. Mit seinem eigenen Merchandise-Stand an der Washington Road. Nebenbei gab er auch mal ein Interview, hier die wichtigsten Aussagen...- Der Umsatz war am verregneten Montag besonders gut.
- Er ist ein bisschen überrascht, dass er noch am Leben ist.
- Wenn er jemals Drogen genommen hätte, wäre er jetzt tot.
- Er trinkt pro Tag 8 Gläser Schokomilch.
- Er wird auf jeden Fall nochmal ein Turnier gewinnen, und wenn es mit 58 auf der Senioren-Tour ist.
3. Mars-Bewohner Carl Jackson
gettyDer 13-jährige Carl Jackson hatte 1960 ein großes Problem: er besaß nur Blue Jeans. Da an seiner Schule ein Dress Code eingeführt wurde, der Jeans verbot, kam Jackson am ersten Tag mit der einzigen Stoffhose anmarschiert, die er auftreiben konnte. Die passte zwar, war aber viel zu kurz. Seine Mitschüler lachten ihn aus. Jackson verließ nach nur einem Tag die Schule und entschloss sich, seine Familie ab sofort finanziell zu unterstützen. Als Caddie.Jackson war 14 Jahre alt, als er zum ersten Mal in Augusta als Caddie am Start war. Jetzt ist Jackson 67 und war zum 53. Mal dabei. In Worten: dreiundfünfzig Mal. Seit 1976 trug Jackson 38 Mal die Tasche von Ben Crenshaw, zweimal gewann das Duo das Masters (1984, 1995). Crenshaw, inzwischen 62, kann in Augusta längst nicht mehr mithalten, dieses Mal wurde er mit 24 über Par mit Abstand Letzter. 2015 will er das letzte Mal in Augusta antreten, natürlich ein letztes Mal mit dem legendären Carl Jackson.
2. Mars-Bewohner Bernhard Langer
29 der Top-30 der Welt waren beim Masters dabei, 14 davon verpassten den Cut. Phil Mickelson, Sergio Garcia, Luke Donald, Ernie Els, Dustin Johnson, Graeme McDowell oder Patrick Reed - alle hatten ein ein freies Wochenende. Und Bernhard Langer wird mit 56 Jahren am Ende geschmeidiger Achter! Unfassbar!
Gar nicht auszudenken, was für eine Runde bei Langers starker 69 am Finaltag ohne die beiden ärgerlichen Doppel-Bogeys möglich gewesen wäre... Dazu kommt, dass Langer die ganze Woche von einer hartnäckigen Bronchitis geschwächt war und auf Übungsschläge komplett verzichtete. Dass Langer auch in dieser Saison schon wieder die Nummer eins auf der Champions Tour ist, muss fast gar nicht erwähnt werden. Ist ja eh klar. Langer ist der Hammer.
So, jetzt zu Martin Kaymer... T31. Irgendwie ganz okay, aber was will eine ehemalige Nummer eins der Welt, ein Major-Champion, mit einer Woche, die irgendwie ganz okay ist? Kaymer ist und bleibt ein schwieriger Fall. In Augusta scheint er sich jetzt so eingegrooved zu haben, dass er grundsätzlich Runden zwischen 72 und 75 spielt. Nicht schlechter, aber auch nie besser.
Spielerisch war es phasenweise vielleicht Kaymers bester Augusta-Auftritt, es bleibt zu hoffen, dass er das für die nächsten Wochen mitnehmen kann. Denn eins ist klar: Das Sammeln von okayen Ergebnissen nervt halt auf Dauer. Kaymer braucht sehr dringend sehr bald Top-Ergebnisse. Eigentlich braucht er sogar sehr dringend einen Sieg.
1. Mars-Bewohner Miguel Angel Jimenez
Kein Par-10 ohne Miguel Angel Jimenez! Ohne den interessantesten Mann der Welt! Spielt unser inzwischen 50 Jahre alt gewordener Zigarren-Freund am Samstag einfach mal eine 66 und stellt damit den Rekord für den besten Score eines alten Sackes (50+) von Ben Hogan und Fred Couples ein. Am Ende sprang ein überragender vierter Platz heraus.
"Ich mache das, was mir in meinem Leben Spaß macht und genieße es komplett." Das sieht man, Miguel. Das sieht man. Jimenez, der übrigens neben Lee Westwood (Glückwunsch zur 370 Millionsten Top-Ten-Platzierung bei einem Major, Lee. Ganz stark.) der einzige Spieler mit 60 oder mehr Major-Teilnahmen ohne Sieg ist, muss in diesem Jahr wieder beim Ryder Cup dabei sein, sonst droht ein Par-10-Boykott.
Wie kann ein Mensch so lässig sein? Jimenez' berühmte Aufwärm-Stretching-Technik ist weltbekannt, in diesem Jahr brachte er seinen Tanz jetzt den Angestellten seines Ausrüsters bei. Jimenez würde den Mars nicht nur bewohnen, er würde ihn regieren.
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